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Kardinal Eitel Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen

zugleich verhängnisvoll aber war der konfessionelle Aspekt, der, von beiden Seiten
propagandistisch effektvoll in den Vordergrund gerückt, die realen Ziele der
Politik der geistlichen und weltlichen Territorialherren in den Hintergrund treten
ließ. Die ideologischen Richtungskämpfe zwischen Katholiken, orthodoxen Lutheranern
und Kalvinisten begleiteten, überlagerten und durchsetzten die politischen
Auseinandersetzungen. Alle Beteiligten fällten die folgenschweren Entscheidungen
im kalten Lichte dessen, was man damals als Staatsräson zu bezeichnen begann33.

Vor diesem europäischen Horizont ist die politische Orientierung Eitel Friedrichs
nach Köln/München und Rom hin durchaus verständlich. Von dieser Basis
unternahm er den Versuch, gegenüber der dritten und wichtigsten Komponente der
Reichspolitik einen loyalen Standpunkt einzunehmen. Die Heranführung des Zol-
lerngrafen an die Politik des Reiches ging im wesentlichen vom Mainzer Kurfürsten
Johann Schweikhard von Kronberg und dem Landgrafen Ludwig V. von
Hessen-Darmstadt aus. Diese Beziehungen fanden eine Bereicherung in der wohl
einmaligen Konstellation eines hochadligen Verwandtschaftsverhältnisses: Eitel
Friedrichs älterer Bruder Johann (1578-1638) war zur selben Zeit geheimer Rat
und Obersthofmeister bei Herzog Maximilian von Bayern, sein Vetter Johann
Georg von Hohenzollern-Hechingen (1577-1623), dem wir bereits in seiner Eigenschaft
als Reichskammergerichtspräsidenten begegnet waren, bekleidete in Prag und
Wien das Amt des Reichshofratspräsidenten, das ihn seltener den Vorsitz in diesem
Gremium führen sah als in Erledigung von Gesandtschaftsaufträgen 84.

Die Rolle Kurkölns innerhalb der Reichs- und Ligapolitik und die vielfältigen
persönlichen Beziehungen Eitel Friedrichs bedingen das Auftreten des Zollerngrafen
in allen Stadien der hohen Politik zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges und im
Jahrzehnt davor. Gründung, Neugründung und Organisation der Liga gehören
ebenso in seinen Zuständigkeitsbereich wie die Nachfolgeverhandlungen unter den
Kaisern Rudolf II. und Matthias auf Reichs- und Kurfürstentagen, die Ächtung
des kalvinistischen Pfälzers und die Übertragung der pfälzischen Kur an Maximilian
von Bayern (1623). Eitel Friedrichs Auftreten auf dem Regensburger Reichstag von
1613 ist uns in dem Gedicht Abrahams von Dohna über diese Versammlung erhalten
. Mit spitzer Feder karikiert Dohna in seinen „Historischen reimen von dem ungereimten
reichstag Anno 1613 ... durch einen kurzweiligen liebhaber der warheit
ans liecht gebracht desselben jars in der weinlese nach der stroernte" die Hauptakteure
der Politik. In satirischer Weise erwähnt Dohna hierin die Übertragung der
beiden Dompropsteien Köln und Magdeburg an Eitel Friedrich, der vom Kölner
Kurfürsten „hofft, das ers ihm resigniert" (Kurfürstentum Köln, Vers 769). Die
Zollernschen Ambitionen zielten in Bezug auf die zweite Propstei darauf ab, daß
er „das ertzstifft Magdeburg wolt... gern erwerben" (Vers 1850). „Der schwezige
Thumbpropst" (Vers 1846) ist die Lieblingsbezeichnung Dohnas für Eitel Friedrich,
der offenbar einer der Wortführer auf dem Reichstag war. Um sich durchzusetzen,
„braucht er seinen munt ohn aufhören so frech,/ das er war anzusehen gleich wie

G. H. Steinberg, der 30-jährige Krieg und die Vorherrschaft um Europa 1600-1660, Göttingen
1967, 7.

Der Briefwechsel der drei Hohenzollerngrafen wird im wesentlichen in den Sigmaringer Archiven
(FAS und StA) aufbewahrt. Für die Arbeit von Hebeisen wurde nur ein Teil der Sigmaringer,
Münchener und Wiener Archivalien ausgewertet und im wesentlichen auf die Briefe und Akten
Bezug genommen.

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