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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0022
Willi Eisele

eine flachsbrech./ Wenn er schlief, sein zung auch einmal ruhen kunt,/ weil man
kaum hat gesehen einen so gangbaren munt." (Verse 1480-84).

In der Tat mußte Eitel Friedrich sein Redetalent auf dieser Reichsversammlung
mit aller Emphase gebrauchen, um sein politisches Konzept bezüglich der Liga zu
retten. Nachdem sich Kaiser Rudolf II. anfangs gegen die konfessionellen Sonderbündnisse
gestellt hatte, versuchte die Liga, über den Papst indirekt auf die Haltung
des Kaisers Einfluß zu nehmen. Im Anschluß an die Beitrittsverhandlungen der
rheinischen Stände wurde Dompropst Eitel Friedrich beauftragt, eine Gesandtschaft
zum Papst zu unternehmen, um die Anerkennung als konfessionelles Bündnis zu
erreichen und eine finanzielle Unterstützung der Kurie zu erbitten35. Papst Paul V.
versicherte in der Abschiedsaudienz (April 1610), daß er das Bündnis voll unterstütze
. Auf seine Veranlassung hin und mit einem päpstlichen Kreditiv versehen,
sprachen die Gesandten auf ihrer Rückreise bei italienischen Fürsten und Städten
(Florenz 26. April; Urbino, Modena, Parma, Mantua 12. Mai 1610) vor und erhielten
dort auch finanzielle Zusagen. Die ersten Verhandlungen nach seiner Rückkunft
zeigten deutlich die Schwierigkeiten, die dem Bündnis aus den beiden Direktorien
erwachsen mußten. Eitel Friedrich versuchte, eine gemäßigte Richtung anzusteuern
. Das Scheitern der Kölner Ausgleichsverhandlungen im Falle des Jülich-
Kleveschen Erbfolgestreites (August bis November 1610) vor Augen, unterstützte
Eitel Friedrich die Bemühungen des Mainzer Kurfürsten und seines Vetters Johann
Georg von Hohenzollern-Hechingen, der die Verhandlungen als kaiserlicher Kommissar
geleitet hatte, um eine Verständigung mit dem Landgrafen Ludwig V. von
Hessen-Darmstadt, dem Kurfürsten von Sachsen und den Reichsstädten. In einem
Brief vom 26. Dezember 1610 an den Herzog von Bayern verurteilte Eitel Friedrich
eine allzu scharfe Abgrenzung beider Konfessionen, in der er die Hauptursache
des gespannten Verhältnisses der Parteien sah. Wörtlich schrieb er an Maximilian
von Bayern: „ich hab allzeit dafür gehalten, das der maisten Ursachen, das die
Protestirenden sich nit bekheren, diße aine seye, das Sy von den Catholischen gantz
separirt, mit ihnen nit oder wenig communiciren, von ihren sachen intente voluntate
nichts wissen, undt darumb desto leichtlicher von ihren ministris wider uns khünden
concitirt werden, weil Sy besser nit wissen, et quidem nostra culpa undt also in
errore persistiren". Sicherlich darf man diesen Aufruf zum Dialog mit den Protestanten
nicht überbewerten, zumal Eitel Friedrich am Schluß des Briefes sich für
seine freizügige Meinungsäußerung („das ich so frech im schreiben") entschuldigte,
doch ist dieses Schreiben ein Beispiel für seine realistische Einschätzung der Lage36.

Mit diesem Appell stand Eitel Friedrich nicht allein. Die damalige offizielle
Reichspolitik und besonders Kurmainz und Graf Johann Georg von Hohenzollern-
Hechingen bemühten sich um eine Annäherung an die gemäßigten Protestanten.

Briefe und Akten zur Geschichte des 30jährigen Krieges in den Zeiten des vorwaltenden Einflusses
der Wittelsbacher [im Folgenden zitiert: BA], hrsg. von M. Ritter, F. Stieve, A. Chroust,
1870 ff.: BA 7, 183.252; 281 f.; 371; 404; 420; 8, 415 f.; EF wurde im Anschluß an die Beitrittsverhandlungen
der rheinischen Kurfürsten von Kurmainz mit einer Gesandtschaft nach Rom beauftragt
. Offiziell lautete sein Auftrag, eine päpstliche Entscheidung in der strittigen
Lütticher Kirchenadministration herbeizuführen (Albers, 39). Kaiser Rudolf II. war gegen die
Mitsendung eines kaiserlichen Agenten, was Sötern am 29. Nov. 1609 an EF mitteilte (HHStA
Wien, Kleine Reichsstände 205, 130 f.).
Hebeisen, Anhang nr. 5 (Seite 134—137).

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