Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0024
Willi Eisele

vationem Austriacorum (d. h. der Erhaltung des Hauses Österreich) diene". Diese
beiden Zitate aus dem Munde eines kaiserlichen und eines bayerischen Politikers
kennzeichnen die wahre Situation des Reiches im Herbst 1619, die der Herzog von
Bayern für sich zu nutzen wußte. Seine Bedingungen zur Übernahme der Liga:
garantierte Truppenstärke oder entsprechende Finanzleistungen und die Verpfändung
von Kriegsgut einschließlich territorialer Faustpfänder sowie die Zusage der
Übertragung der pfälzischen Kurwürde. In Sonderbesprechungen wurden diese Bedingungen
vom bayerischen Obersthofmeister Dr. Wilhelm Jocher im Detail vorgelegt
. Sie zielten eindeutig auf die Obere und Untere Pfalz und die österreichischen
Erblande ob der Enns ab38.

Der Kaiser sowie der Herzog von Bayern versuchten nun, mit Hilfe Eitel
Friedrichs das Beste aus der neuen Lage zu machen. Ferdinand IL, seinerseits vom
eigenen Erfolg bei den Münchener Verhandlungen überzeugt, schlug auf Anraten
Eggenbergs beim Vatikan den Kölner Dompropst als Kardinal vor38, während der
Herzog von Bayern und der Kölner Kurfürst sich um ein Bistum für Eitel Friedrich
bemühten. Das zur selben Zeit vakante Salzburg bot sich geradezu an 40. Dieses
gehörte zur Interessensphäre des Hauses Wittelsbach. Der Bayernherzog sah deshalb
in der Proposition Eitel Friedrichs eine diplomatische Alternative zur Kandidatur
seines eigenen Bruders Ferdinand. Der Kölner Kurfürst willigte nur ungern
in Maximilians Plan ein, da er seinen verdienten Obersthofmeister nicht verlieren
wollte. Schweren Herzens gab er Eitel Friedrich frei, „weil dem publico undt dem
catholischen wesen in vil weg an einem guten subiecto gelegen" 41. Am 11. November
1619 verhandelte Jocher im Auftrag Maximilians und Kurkölns mit dem Salzburger
Domkapitel. Er schlug vor, anstelle des Kölner Kurfürsten „eine andere
Person" zum Erzbischof zu erwählen. Die Wahl verlief jedoch zuungunsten Eitel
Friedrichs, der am 13. November 1619 die Wahl gegen Paris Graf Lodron verlor42.

38 Neuer-Landfried, 171—176 (Text des Münchener Vertrages). Bei den Geheimverhandlungen
(2.-5. Okt. 1619, BA nF 1.1, 238 f.) bezog sich Maximilian von Bayern in seinen Forderungen
auf eine geheime Unterredung mit dem kaiserlichen Sondergesandten und Reidishofratspräsidenten
Johann Georg von Hohenzollern, der ihm angedeutet hatte, daß »wir [d. h. das Reich] uns an
gelt nit gar entplössen kinden", soll Bayern für seine Kriegslasten „mit Einräumung sicheren
Unterpfands" bedient werden, „auf das im Notfall wieder gelt aufgenommen werden" könne.
Diese Stelle wird zitiert in der Instruktion für den bayerischen Gesandten Brugglacher, der davon
am Kaiserhof „kain buchstaben von sich geben solle" (vom 13. Okt. 1618, nach BA nF 1.1, 87).
Die Relationen EFs an Kurmainz über die Münchener Verhandlungen sind enthalten in HHStA
Wien, Moguntina 16 (1585-1650) 88-95 (1619, 15. Okt. und 17. Okt.).

39 Hebeisen, 93 zitiert die Antwort Pauls V. auf ein Schreiben Kaiser Ferdinands II. vom 2. Nov.
1620. EF versprach Eggenberg privat die Vermittlung von Krediten über den Reichshof rats-
präsidenten für seine Vermittlertätigkeit (FAS, HH 53. 867, Brief EFs an Johann Georg von
Hohenz.-Hechingen vom 31. Juli 1620, Bonn; Kopie des Schreibens an Eggenberg). Nach Albers,
11 wurde das kaiserliche Handschreiben vom 15. Mai 1620 durch Paul von Savelli der Kurie
übermittelt. Uber die gleichzeitigen bayerischen Bemühungen vgl. Anm. 45.

4° BA nF 1.1, 259 (Brief Maximilians an Kurköln vom 15. Okt. 1619).

41 Ebenda, 259 f. (Kurkölns Antwort an Bayern).

42 LandesA Salzburg, DKP 1619, 207 (Kapitelssitzung in Gegenwart Dr. Jochers vom 11. Nov. 1619).
Das Wahlergebnis vom 13. Nov. 1619 (ebenda, 212—216 „Graf Paris von Lodron electus archie-
piscopus"). Auffallenderweise wurden die Gegenstimmen nicht aufgeführt. Im Zusammenhang mit
der Propsteiwahl von 1612 galt EF allgemein als Gegenkandidat Lodrons, vgl. Franz Martin,
Salzburgs Fürsten in der Barockzeit, Salzburg 19663, 86 und R. R. Heinisch, Salzburg im 30-
jährigen Kriege, Diss. Wien 1966, 18 f. Der Verfasser dankt Herrn Staatsarchivar Dr. Pagitz,
Salzburg, für die Mitteilung der Quellen und Literatur.

22


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0024