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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0049
Pfarrer Blumenstetter

IL Blumenstetter als Pfarrer von Boll und der Beginn seiner
politischen Tätigkeit

Die feierliche Investitur Blumenstetters als Pfarrer von Boll erfolgte am 2. Juni
1833 durch Dekan Giegling aus Weilheim1'. Von Anfang an entfaltete der hochbegabte
und tüchtige junge Geistliche in seiner Pfarrgemeinde eine überaus umfassende
und segensreiche Tätigkeit. Sein Vorgänger, der schon erwähnte Pfarrer
Pfriemer, war ein kränklicher Herr, der ihm das Amt unter sehr lästigen Bedingungen
abtrat18. Bei dessen Resignation mußte Blumenstetter dessen sämtliche
Schulden übernehmen mit dem Versprechen, diese allmählich zu tilgen, und ihm
außerdem noch eine jährliche Pension entrichten 19. Allerdings überlebte Pfarrer
Pfriemer seinen Weggang von Boll nicht lange; bereits am 24. Februar 1835 verstarb
er in Hechingen 20. Da die Einkünfte der Pfarrei Boll zu gering waren, sah sich
Blumenstetter schon kurz nach seiner Amtsübernahme veranlaßt, ein Darlehen von
16 fl durch die Heiligenpflege aufnehmen zu lassen, um dringend notwendige Anschaffungen
für den Gottesdienst, wie Gesang- und Andachtsbücher sowie ein
Missale Romanum, vornehmen zu können21. Es war sein Bestreben, in der etwas
vernachlässigten Pfarrei möglichst schnell Ordnung zu schaffen, weshalb er von
Anfang an energisch durchgriff. So überwachte er den Besuch des Gottesdienstes
und der Christenlehre mit einer Strenge, wie dies nur in der damaligen Zeit möglich
war22. Dabei ging es ihm bei seiner seelsorgerischen Arbeit nicht um Äußerlichkeiten
, sondern in erster Linie um eine religiöse und sittliche Erneuerung seiner
Pfarrgemeinde. Daneben war er aber auch um das materielle Wohl seiner Pfarrkinder
bemüht und bestrebt, ihre wirtschaftlichen Verhältnisse im Rahmen des ihm
Möglichen zu bessern. Auch begann er in diesen Jahren seine politische Tätigkeit.

Blumenstetter war bei seiner seelsorgerischen Arbeit sehr stark von den Auffassungen
seines früheren Lehrers Wessenberg beeinflußt. Das ist nicht verwunderlich
, wenn man weiß, daß er seine ersten tieferen Eindrücke in der Zeit, als er das
Konstanzer Lyzeum besuchte, empfangen hat, und dort war Wessenberg der führende
Mann auf kirchlichem Gebiet. Er war Generalvikar und Bistumsverweser
und hat diese Ämter jahrelang verwaltet, obgleich Rom ihn nie bestätigt hat.
Blumenstetter hat seinen Auffassungen in Fragen der Religions- und Sittenlehre in
Wort und Schrift Ausdruck gegeben. Er wollte, wie er selbst schreibt, in der Religion
auf das Wesentliche vorstoßen und lehnte alles ab, was „Christus ausdrücklich verworfen
hat: den leeren Zeremoniendienst und gedankenloses Lippenwerk"2S. Daraus
ergab sich seine Abneigung gegen das Rosenkranzgebet in der herkömmlichen Art,
das durch seine häufige Wiederholung desselben Gebetes gewöhnlich gedankenlos
und ohne jede Andacht heruntergeleiert werde24. Statt dieses „gewöhnlichen

17 EAF, Personalakten Blumenstetter.

18 Nachruf auf Blumenstetter in Höh. Bl. Nr. 99 vom 4. 7. 1885.

19 StAS, Ho 235, I-X, D 386.

20 EAF, Personalakten Blumenstetter.

21 PfarrA Boll, Rechnungen der Pfarrei 1835.

22 PfarrA Boll, Verkündbücher 1835 ff.
2S Volksfreund, Nr. 1.

24 Volksfreund, Nr. 5.

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