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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0052
Hans Spcidel

seinen Pfarrkindern stehen. Daraus ergab sich seine Abneigung gegen das Mönchstum
und die Mönche. Diese, so sagt er, seien keine Seelsorger, sondern durch ihre Klostergelübde
losgerissen von allen Wurzeln der menschlichen Gesellschaft und gleichgültig
gegen Wohl und Wehe des Volkes. Er wirft ihnen staatsverderbliche Umtriebe
und andere Gewaltmißbräuche vor und nennt sie „Ränkemacher" und „Verschwörer35
. Ganz anders sei der richtige Seelsorger, der Freud und Leid mit dem
Volke teile. Nicht zuletzt auch aus diesem Grunde spricht er sich — hier wieder in
Übereinstimmung mit den Wessenbergianern — für die Aufhebung der Zölibatsverpflichtung
der Priester aus. Den Geistlichen soll man, so sagt er, die Freiheit
lassen, ob sie heiraten wollen oder nicht, wie es auch in der ersten Zeit des Christentums
gewesen sei. Zwar sei die Ehe nicht sittlicher als der ledige Stand, aber sie
mache es dem Menschen doch leichter, sittlich zu sein und zu bleiben, wie alle
Erfahrung lehre3'.

Bei der engen Verbundenheit zwischen Seelsorger und Volk ist es verständlich,
wenn der Pfarrer neben seinen geistlichen Obliegenheiten auch um das leibliche
Wohl seiner Pfarrkinder besorgt ist. Nadi Blumenstetters Auffassung waren deren
eigene Unzulänglichkeiten, zum Teil aber auch äußere Umstände der Verbesserung
ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse hinderlidi. Hier im Rahmen des Möglichen Abhilfe
zu schaffen, war sein ständiges Bestreben. Aus diesem Grund gab er die schon
erwähnte Zeitschrift, den „Volksfreund" heraus, die in den Jahren 1835 und
Anfang 1836 erschien und in der er seinen Lesern Ratschläge und Belehrungen auf
allen ihm wichtig erscheinenden Gebieten erteilte. Daß ihm die Landwirtschaft und
alles, was damit zusammenhängt, hier besonders am Herzen lagen, ist verständlich,
da ja die meisten seiner Pfarrkinder Bauern waren. Ihnen gab er Hinweise, wie
sie ihre Felder anbauen sollten und wie sie deren Ertrag steigern könnten. Um sie
vor Hagelschaden möglichst abzusichern, regte er die Gründung von Hagelschadensversicherungen
an und hat auch später einen entsprechenden Antrag in der Frankfurter
Nationalversammlung gestellt37. Des öfteren gab Blumenstetter Aufklärung
über die Viehhaltung, deren Aufzucht und Auswahl, sowie ins einzelne gehende
Ratschläge über die Behandlung der Haustiere im Krankheitsfall38. Er trat für die
Verbesserung der Wege, insbesondere der Feldwege ein, wie er auch den Bau von
Gemeindebacköfen anregte. Sein besonderes Interesse fanden auch die Baumzucht
und ihre Pflege. Hier schlug er die Anlegung von Baumschulen vor, wodurch der
Obstbau in den Gemeinden gefördert werde 3". Für Bienenzüchter gab er Ratschläge,
die er später in einem „Bienenbüchlein" zusammenfaßte. Damit das Geld im Land
bliebe, sollte auch der Anbau von Tabak versucht werden. All diese Vorschläge
machte Blumenstetter, um die Landwirtschaft rentabler zu gestalten und, wie er
sagte, „daß die Bauersleute auch immer einen Kreuzer Geld in der Tasche hätten" 40.
Dabei wies er auch auf eine bessere Aufklärung bzw. Ausbildung der Bauern sowie
auch ihrer Frauen hin. Letztere sollten in den Industrieschulen im Nähen, daneben
aber auch im Kochen unterrichtet werden, denn die bessere Zubereitung der Kost

35 Volksfreund, S. 126.

36 Volksfreund, S. 88.

37 Sten.Ber. S. 277.

38 Volksfreund, S. 23, 101 u. a.

39 Volksfreund, S. 131, 138.

40 Volksfreund, S. 91.

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