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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0057
Pfarrer Blumenstetter

Haushalts geprüft und behandelt haben. Sparmaßnahmen auf allen Gebieten waren
bei den zerrütteten Finanzverhältnissen des Landes durchaus angebracht. Der Etat
für das Militär gab Veranlassung zur heftigen Kritik. Blumenstetter lehnte die
Anschaffung verschiedener Ausrüstungsgegenstände, vor allem neuer Gewehre, entschieden
ab, wie er auch beanstandete, daß Soldaten, die als Wache für den Fürsten
bei seinem Sommeraufenthalt im Lindich eingeteilt seien58 oder die als Ordonanzen
beim Erbprinzen oder als Jäger Verwendung fänden53, aus der Landeskasse bezahlt
würden. Das Steuerwesen, so führte Blumenstetter aus, sei lange Zeit sehr stiefmütterlich
behandelt worden, weshalb er sich energisch für die Beitreibung der
erheblichen Steuerreste einsetzte. Ein Steuerkommissär sollte zu diesem Zweck bestellt
werden. Es sei auch eine Ungerechtigkeit, daß die Beamten, „unter welchen
zum Teil die reichsten Landeseinwohner sich befinden", keine Steuern zahlten,
weshalb er mit anderen Abgeordneten einen dahingehenden Antrag einbrachte54.
Ferner regte er die Einführung eines Kapitalsteuergesetzes und eines Gewerbesteuergesetzes
an Um eine gerechtere Verteilung der Steuern und damit auch
günstigere Resultate zu erzielen, sei eine allgemeine Landvermessung, wie sie auch
in den Nachbarländern durchgeführt worden sei, dringend erforderlich". Bei der
Suche nach neuen Steuerquellen überging er auch den Fürsten nicht. Von diesem
müsse gefordert werden, daß er auch Steuern von dem Besitz zahle, der ihm durch
den Reichsdeputationshauptschluß von 1803 zugefallen sei, wie das ehemalige
Kloster St. Lützen mit allen dazu gehörigen Gütern Durch die beantragten Abänderungen
des Haushalts erhoffte der Landtag anstatt eines Fehlbetrags einen
kleinen Überschuß zu erwirtschaften. Daß sich manche Abgeordneten, vor allem
Blumenstetter, durch solche Anträge den Unwillen weiter Bevölkerungskreise zuzogen
, ist nicht verwunderlich. Später beklagte er sich auch darüber, daß die Landesdeputation
im allgemeinen und er im besonderen so oft Zielscheibe des Unverstandes
und der Böswilligkeit geworden seien6S. Zeitweise trug er sich sogar mit dem
Gedanken, seinen Rücktritt zu erklären. Auf Wunsch des Fürsten nahm er jedoch
davon Abstand.

Von der Vielzahl der weiteren Anträge und Stellungnahmen Blumenstetters im
ersten Hechinger Landtag, von den Petitionen, die er vorgebracht hatte, verdienen
noch folgende besondere Erwähnung: Nachhaltig trat er für die Verbesserung der
Vizinalstraßen ein, deren Bedeutung für die Landgemeinden er erkannte 59. Ganz
in seinem Sinne war die von den Gemeinden Burladingen, Hausen, Starzein, Killer,
Jungingen, Schlatt, Stetten unter Holstein, Zimmern, Thanheim, Bisingen, Bechtolds-
weiler und Wessingen eingereichte Petition über die Beibehaltung des deutschen
Rituals bei der hl. Messe, die er wärmstens befürwortete 60. Er befand sich hier
nicht nur in Übereinstimmung mit vielen anderen Geistlichen und dem größten Teil
der Bevölkerung, sondern auch mit dem Fürsten, der dem neuen Freiburger Ritual

52 Verhandlungsprot. des ersten Landtags 1835/36 S. 83 ff.

53 Verhandlungsprot. des ersten Landtags 1835/36 S. 119.

54 Verhandlungsprot. des ersten Landtags 1835/36 S. 103 und Anlage S. 26.

55 Verhandlungsprot. des ersten Landtags 1835/36 S. 103 f.

56 Verhandlungsprot. des ersten Landtags 1835/36 S. 142.

57 Verhandlungsprot. des ersten Landtags 1835/36 S. 106.

58 Verhandlungen der Hohenz. Hechingischen Landesdeputation vom Jahre 1843 S. 10.
5" Verhandlungsprot. des ersten Landtags 1835/36 S. 146.

60 Verhandlungsprot. des ersten Landtags 1835/36 S. 187 ff.

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