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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0062
Hans Speidel

des Bierwirts Willibald Ott in Boll, hatte im Jahr zuvor, am 8. Februar 1846, einen
Knaben geboren, und es ging das Gerücht, Blumenstetter sei der Vater. Dieses Kind
wurde auf den Namen Alfred getauft, und Blumenstetter hat im Kirchenbuch bei
der Eintragung selbst den Vermerk angebracht: „Vater wurde nicht angegeben". Da
Alfred später Bürgermeister in einer rheinischen Kleinstadt war 80, ist anzunehmen,
daß er eine über die auf dem Lande damals übliche Ausbildung erhalten hat. Die in
kleinen Verhältnissen lebende Mutter eines unehelichen Kindes hatte in der Regel
eine solche Möglichkeit nicht. Die Vermutung liegt daher nahe, daß der Vater hier
mitgeholfen und den Knaben finanziell unterstützt hat. Diese Umstände wie auch
die bekannte Einstellung Blumenstetters zum Zölibat dürften mithin die Vermutung
von seiner Vaterschaft erhärten. Daß ihm, wenn das Gerücht zutrifft, auch aus
diesem Grund ein Ortswechsel nicht ungelegen kam, dürfte durchaus wahrscheinlich
sein.

Sein Abschied aus Boll war ein überaus herzlicher. Der Ortsvorstand der Gemeinde
widmete dem geliebten Seelsorger einen „Nachruf", worin gesagt wurde,
daß in ihm „der Arme einen mitleidsvollen Helfer, der Bedrängte und Bedrückte
einen teilnehmenden und zuverlässigen Ratgeber" verloren habe M. Sie rühmen seine
„feurige Beredsamkeit". Aller Heuchelei abhold, habe er ihnen die Christuslehre
rein und lauter verkündet. Der Jugend sei er ein liebevoller Lehrer gewesen. Dafür
gebühre ihm aufrichtiger Dank. Am Tage des Wegzugs wurde er vom ganzen Gemeindevorstand
mit einem festlich geschmückten Wagen begleitet, dem sich noch
viele Bekannte auch aus der Nachbarschaft anschlössen, denn Blumenstetter hatte
— wie es in dem Bericht heißt — „seine Freunde unter den höchsten Staatsbeamten
sowie unter dem Volk" 8S. Schon auf der Straße zwischen Schlatt und Jungingen
kamen ihm die ersten reitenden Boten aus der Gemeinde Burladingen entgegen, und
zwischen Jungingen und Killer erschienen die Abgesandten der Gemeinden Burladingen
, Gauselfingen und Hermannsdorf, über 50 an der Zahl, meist zu Pferd
und in ländlicher Sonntagstracht. Am Ortseingang von Burladingen empfing ihn
die Gemeinde mit Kreuz und Fahne, und unter dem Geläute der Glocken und
Flinten- und Böllerschüssen zog er in die Kirche, wo er der Gemeinde den ersten
Segen erteilte. Anschließend versammelten sich die Gäste in dem fürstlichen Jagdschloß
, das der Fürst Blumenstetter zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt hatte.
Hier wurden Abschied und Begrüßung in einem gefeiert, und nach einem festlichen
Mahle, gewürzt mit Ansprachen und Gesängen des biedermännischen Quartetts,
trennte man sich „mit Händedruck und der aufrichtigen Versicherung, sich gegenseitig
auch fernerhin nahezustehen" 83.

80 HB. Hech., Mappe Blumenstetter (U. b. 29).

81 VuABl. Hech. 1847 Nr. 17.

82 VuABl. Hech. 1847 Nr. 19.

83 VuABl. Hech. 1847 Nr. 19.

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