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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0065
Pfarrer Blumenstetter

sollte nun weit von den Häusern entfernt im freien Feld angelegt werden. Blumenstetter
folgte hier dem Bestreben in der damaligen Zeit, Friedhöfe wegen der Gefahr
für die Volksgesundheit und der Wasservergiftung möglichst nach außerhalb
des Ortes zu verlegen Die meisten hielten den neuen Friedhof damals für viel
zu groß, und niemand hätte wohl geahnt, daß er nach 100 Jahren eher zu klein
sein und fast wieder mitten im Ort neben der neuen Kirche liegen würde.

Während seiner Burladinger Jahre rückte Blumenstetter vor allem wegen seiner
politischen Tätigkeit in den Blickpunkt der Öffentlichkeit, wozu ihm die Revolutionsjahre
reichlich Gelegenheit boten. Seit dem Jahre 1835 hatte er, wie schon oben
ausgeführt wurde, dem Landtag von Hohenzollern-Hechingen angehört und war
lange Zeit dessen Direktor gewesen. Es waren meist ruhige Jahre, und vor allem
in der Residenzstadt Hechingen waren keine Anzeichen einer gewaltsamen Erhebung
zu bemerken". Erst um 1845 wurde es im Fürstentum wieder unruhiger,
und die Ahnung von einem bevorstehenden Umsturz erfaßte hoch und nieder. In
diesen Jahren schrieb Fürst Konstantin an seinen Sigmaringer Vetter, jetzt müsse
man fest zusammenstehen, „um in dem bevorstehenden Chaos von Weltbegebenheiten
" die Existenz des Namens Hohenzollern zu retten. Beim Eintritt in das Jahr
1848 waren alle Bevölkerungskreise überzeugt, daß bald eine Veränderung bevorstehe
. Diese Auffassung wurde durch die Unruhen in den-Nachbarländern bestärkt,
und als diese auch nach Sigmaringen übergriffen, gab es in Hechingen keinen Halt
mehr. Erstmals kam es hier in der Nacht vom 6. zum 7. März zu Ausschreitungen,
worauf das Fürstliche Stadtamt die Einwohner zur Einhaltung der Polizeistunde
ermahnte, damit jede Person und ihr Eigentum „von Angriffen anderer befreit
bleibe" ,und daß jedem „seine Wohnung Schutz verleihe gegen jedwede Störung
und Unordnung" *5. Da die Unruhen besonders in den Landgemeinden stärker
wurden, kamen die Vögte am 7. und 9. März in Hechingen zusammen und stellten
ihre Forderungen auf, die sie dem Fürsten vortrugen. Dabei ging es ihnen vor allem
um den Nachlaß der Leibeigenschaftsabgaben, der Frohngelder und verschiedener
anderer alter Abgaben **. Der Fürst versprach ihnen, die Lage seiner Untertanen
zu erleichtern und ihnen dieselben politischen Rechte zu gewähren, wie sie in Baden
zugestanden würden. Etwa zur selben Zeit erschien ein anonymes Flugblatt, das als
Extranummer des „Erzählers" in zahlreichen Exemplaren verbreitet wurde*7. Der
Verfasser war, wie sich nachträglich herausstellte, Pfarrer Blumenstetter. Darin
heißt es u. a.:

„Es wird viel zu teuer regiert, und dem muß unverzüglich Abhilfe geschehen,
wenn nicht das Volk nur allzubald seiner Abgabenlast unterliegen und einer
gänzlichen Verarmung mit all ihren unglücklichen Folgen überantwortet werden
soll. Der Fürst ist reich begütert und kinderlos, und wir dürfen mit Zuversicht
hoffen, er werde den Zeitumständen weise Rechnung tragen und im eigenen
Interesse sowohl als zur Erleichterung seiner hart bedrängten Landeskinder
die Lasten von ihren Schultern nehmen, die sie nicht mehr fort zu tragen ver-

*> Rath. Kirchenblatt für die Pfarreien des Laudiert- und Vehlatales Nr. 16 vom 18. 4. 1948.
94 Gönner S. 32.

« VuABl. Hech. vom 8. 3. 1848 Nr. 20.
96 Gönner S. 50.
•» Gönner S. 51.

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