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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0074
Hans Speidel

IV. Blumenstetter in der Frankfurter Nationalversammlung

Über Blumenstetters Tätigkeit in Frankfurt geben vor allem die Protokolle der
Nationalversammlung sowie seine Nachrichten aus Frankfurt in dem Verordnungsund
Anzeigenblatt für das Fürstentum Hohenzollern-Hechingen Auskunft. Er und
sein Freund Pfarrer Sprißler aus Empfingen, der schon erwähnte Abgeordnete des
Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen, waren unter den ersten Abgeordneten, die
in Frankfurt eintrafen. Mit den 330 Abgeordneten, die sich am Nachmittag des
18. Mai 1848 im Kaisersaal des Römers versammelten, — es war erst etwa die
Hälfte der Gewählten anwesend — begaben sie sich in feierlichem Zug unter dem
Geläut der Glocken der Stadt und dem Donner der Kanonen zur Eröffnung der
Nationalversammlung in die Paulskirche. „Vom heiligen Hauch der Freiheitskriege,
vom dunkeln Duft des römischen Kaisertums witterte etwas in diesem Frankfurter
Maienmorgen: stärker war aber das Brausen deutscher Zukunft." 125 Gewaltig muß
der Eindruck dieses Ereignisses auf die beiden aus kleinsten Verhältnissen kommenden
Geistlichen gewesen sein, und Blumenstetter mag diesen Einzug des neuen
Parlaments in die Paulskirche mit Sprißler als den „größten Augenblick" seines
Lebens empfunden haben m.

Die beiden Hohenzollern schlössen sich der gemäßigten Linken an und stimmten
meistens auch mit ihr. Obwohl beide als ausgezeichnete Redner bekannt waren, sind
sie in dieser Eigenschaft in der Nationalversammlung nicht besonders hervorgetreten
. Das hatte zweifellos verschiedene Gründe. Die besonders in den ersten
Monaten zur Debatte stehenden Themen lagen den Juristen und Verwaltungsbeamten
, von denen sich unter den Abgeordneten allein über 300 befanden, aufgrund
ihrer Vorbildung und ihrer bisherigen Tätigkeit mehr als einem Landpfarrer.
Viele von ihnen waren auch schon Mitglieder des Bundestags, des Vorparlaments
oder des Fünfzigerausschusses und dadurch mit vielen der zu behandelnden Fragen
seit langem vertraut. Blumenstetter fand das viele Reden mancher Deputierten für
den Fortgang der Verhandlungen auch hinderlich und kritisierte diese „Redelust"
in einem Schreiben an seine Wähler nachdrücklich. Sie sprächen, so sagt er, nur damit
ihre Namen in den Zeitungen stünden, in Wirklichkeit aber sagten sie nichts oder
nur das, was schon mehrere Vorredner wiederholt geäußert hätten127. Damit aber,
so betont er mit Recht, würde nur Zeit verloren.

Bei der in einer der ersten Sitzungen erfolgten Verlosung sämtlicher Mitglieder
in 15 Abteilungen wurde Blumenstetter der ersten Abteilung zugeteilt. Einem der
gleichfalls in den ersten Wochen gebildeten Ausschüsse, in denen die Vorarbeiten
für die Verhandlungen im Parlament vorgenommen wurden, gehörte er nicht an.
„Jeder wählt in der Regel den in die Kommissionen", schreibt Blumenstetter in dem
schon erwähnten Wählerbrief, „den er kennt" "8, und wer unter den vielen be-

125 Valentin Bd. 2, S. 11.
128 Der Erzähler, 2. 6. 1848.

127 VuAßl. Hedi. vom 24. 6. 1848, S. 237.

128 VuABl. Hedi. vom 24. 6. 1848, S. 238.

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