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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0076
Hans Speidel

fassung 1M. Wiedtr mit der großen Mehrheit gab er seine Stimme dafür ab, daß die
Zentralgewalt über Krieg und Frieden und über Verträge mit auswärtigen Mächten
nur im Einverständnis mit der Nationalversammlung entscheiden dürfe135, und
daß mit der Einsetzung oder, wie es genauer heißt, „mit dem Eintritt der Wirksamkeit
" der obersten Staatsgewalt der Bundestag aufhören soll zu bestehen "*. Dagegen
ist seine Stimmabgabe bei der Frage, ob der künftige Reichsverweser der
Nationalversammlung verantwortlich sein soll oder nicht, mit seiner sonstigen Einstellung
nicht in Einklang zu bringen. Hier stimmte er für die Unverantwortlichkeit
desselben137. Dabei ist besonders beachtlich, daß er sich hier in Gegensatz zu Sprißler
stellte, der sein Votum gegen die Mehrheit für die Verantwortlichkeit desselben
abgab. Mit Recht wurde darauf hingewiesen, daß einem unverantwortlichen Reichsverweser
die Stellung eines Monarchen eingeräumt würde und daß die Nationalversammlung
damit ihre Souveränität aufgebe. Geschickt formulierte Blumenstetter
die Entscheidung der Nationalversammlung zu dieser Frage in dem erwähnten
Wählerbrief an seine Landsleute, in dem er schrieb: „Die Nationalversammlung
wählt einen Reichsverweser, welcher seine Gewalt durch von ihm ernannte und der
Nationalversammlung verantwortliche Minister ausübt." 138 Daß es verfassungsrechtlich
ein großer Unterschied ist, ob der Reichsverweser selbst oder nur seine
Minister der Nationalversammlung verantwortlich sind, dürften in der Heimat die
wenigsten verstanden haben. Es ist auch nicht bekannt, daß ihm deshalb Vorhaltungen
gemacht worden wären, zumal in diesen Monaten im Fürstentum Hohen-
zollern-Hechingen alles ruhig und friedlich war im Gegensatz zum Fürstentum
Hohenzollern-Sigmaringen. Dort drängten sich die radikalen Elemente wieder in
den Vordergrund, und der Sigmaringer „Erzähler" sah mit der Einsetzung eines
unverantwortlichen Reichsverwesers das finstere Mittelalter wieder heraufziehenls*.
Der „Vaterländische Verein" des Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen hatte in
einer Eingabe an die Nationalversammlung gegen die Unverantwortlichkeit und
Unbeschränktheit der provisorischen Zentralgewalt protestiert und diese durch
Sprißler übergeben lassen 14°. Dieses starke Interesse der Sigmaringer Demokraten
an der politischen Entwicklung dürfte vor allem den dort tätigen zeitweise sehr
radikalen und aktiven Advokaten Würth und Eicheler zuzuschreiben sein, während
die geistigen Führer der revolutionären Bewegung in Hechingen viel gemäßigter
waren und auch dementsprechend auf das Volk einwirkten..

In Frankfurt waren sich die Abgeordneten zunächst nicht darüber einig, wer als
künftiger Reichsverweser in Vorschlag gebracht werden sollte. Hier spielte neben
den verschiedenen politischen Einstellungen auch die Rivalität unter den beiden
großen Dynastien Preußen—Österreich eine wichtige Rolle. Schließlich einigten sich
die meisten auf Erzherzog Johann von Österreich, der mit großer Mehrheit (436
Stimmen) gewählt wurde Blumenstetter konnte sich jedoch nicht dazu entschlie-

134 Sten. Ber. S. 593.
«M Sten. Ber. S. 588.

138 Sten. Ber. S. 616.
137 Sten. Ber. S. 611.

»» VuABl. Hech. 1848, S. 246.

139 Gönner S. 86.

140 Sten. Ber. Petition Nr. 1628.

141 Sten. Ber. S. 638.

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