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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0079
Pfarrer Blumenstettcr

der Wohnung, das Briefgeheimnis, die Pressefreiheit und das Versammlungs- und
Vereinsredit.15!. Die von der Nationalversammlung fast einmütig geförderte Flottenbewegung
, die durch die Ereignisse im Dänischen Krieg, als die deutschen Handelsschiffe
vor den dänischen Kriegsschiffen flohen, aufkam, fand auch bei Blumen-
stetter wie bei seinem Freund Sprißler Unterstützung. Da die vom Parlament beschlossene
Summe von 6 Millionen zur Schaffung einer Flotte nicht ausreichte,
wurde überall zu freiwilligen Spenden aufgerufen. In dem Zusammenhang stellte
Blumenstetter den Antrag, die Fürsten zur Einzeichnung freiwilliger Beiträge für
die deutsche Flotte zu veranlassen 1M, und einige Zeit später erweiterte er diesen
Antrag dahin, die Fürsten zugunsten der Flotte zu besteuern 1M. Daß der Sigmaringer
Abgeordnete Sprißler sogar die Erhebung freiwilliger Beiträge für die Marine
beim Klerus beantragte, sei hier nur am Rande vermerkt ***. Aber nicht nur für die
eigenen Landsleute, sondern auch für das Recht des unterdrückten Volkes in Polen
setzte sich Blumenstetter ein und unterstützte einen von der Linken gestellten Antrag
, die Nationalversammlung solle erklären, „die Teilungen Polens seien ein
schmachvolles Unrecht, und sie erkenne die heilige Pflicht des deutschen Volkes an,
zur Wiederherstellung eines selbständigen Polens mitzuwirken1M. Wenn diese Anträge
auch an den Stimmen der Majorität scheiterten, so zeigen sich doch deutlich
die Verbundenheit Blumenstetters mit dem Volk und sein Eintreten für seine Rechte,
wo immer es nottat. Das dürfte von der großen Mehrheit seiner Wähler auch verstanden
und anerkannt worden sein. Daß ihm in seiner Heimat noch großes Vertrauen
und Hochachtung entgegengebracht wurden, beweist seine fast einstimmige
Wahl der Deputierten des vom Fürsten auf den 17. August 1848 einberufenen Landtags
in das Direktorium, worauf er vom Fürsten wieder zum Landesdirektor ernannt
wurde'". Für diese Sitzung hatte er ein Urlaubsgesuch an die Nationalversammlung
gerichtet, das — als er schon abgereist war — nicht genehmigt wurde.
Trotzdem blieb er bis etwa Mitte September in der Heimat. Seine Tätigkeit in der
Landesdeputation sowie auch seine Arbeit in der großen Pfarrei Burladingen verzögerten
seine Rückkehr. Als er wieder in Frankfurt eintraf, fand er dort ein völlig
verändertes Bild vor. Am 24. September schrieb er an seine „Mitbürger und
Freunde", er sei entsetzt gewesen, wie er Frankfurt, das er friedlich verlassen habe,
wieder angetroffen habe: eine Stadt im Belagerungszustand. Überall auf den Zugängen
und Straßen sei ihm Militär begegnet, um Ordnung und Sicherheit aufrecht
zu erhalten. Eine große Anzahl von Toten und Verwundeten sei zu verzeichnen,
und sogar zwei Abgeordnete seien brutal ermordet worden. Der Grund für den
Ausbruch der Unruhen und für die damit zusammenhängenden Maßnahmen war
ein Beschluß der Nationalversammlung vom 16. September 1848. Mit 257 gegen
236 Stimmen hatte sie sich für die Genehmigung des von Preußen geschlossenen
Waffenstillstandvertrages mit Dänemark ausgesprochen, worin viele eine Preisgabe
der „Ehre und Würde Deutschlands" und eine Verletzung des deutschen National-

158 Sten. Ber. S. 942, 950, 1090.
15S Sten. Ber. S. 678.

154 Sten. Ber. S. 1289.

155 Sten. Ber. S. 752.
>5« Sten. Ber. S. 1247.

1« VuABl. Heck 1848, Anlage zu S. 306.

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