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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0092
Hans Speidel

ab, weil - wie er sagte - seine „derzeitigen Amtsverhältnisse" es nicht gestatten
würden. Dagegen empfahl er die Wahl von Staatsanwalt Evelt, dem späteren Landgerichtspräsidenten
, dessen ausgezeichnete Befähigung und Zuverlässigkeit sowie
dessen vortrefflichen Charakter er rühmte!17. In dem Zusammenhang wurde ihm
der Vorwurf gemacht, daß er „die ganze Stufenleiter der politischen Parteien durchlaufen
habe." 218 Es mag wohl zutreffen, daß das Eintreten Blumenstetters für die
beiden konservativen Abgeordneten von Frank und Evelt nicht in Einklang mit
dem liberalen und fortschrittlichen Blumenstetter der Revolutionsjahre stand. Sicher
haben dabei seine persönlichen Beziehungen zu den beiden Herren eine gewisse
Rolle gespielt. Entscheidend war für ihn aber vor allem die Überzeugung, daß beide
die besseren und geeigneteren Kandidaten seien und, ungeachtet ihrer politischen
Überzeugung, am meisten für das Land erreichen könnten.

Daß Blumenstetter inzwischen guten Kontakt zu der neuen Regierung gefunden
hatte, beweist seine im Januar 1861 durch die königliche Regierung erfolgte Ernennung
zum provisorischen Schulkommissar für den Bezirk Hechingen Der
Erzbischof von Freiburg war jedoch wegen dessen liberaler theologischer Anschauungen
mit dieser Entscheidung nicht einverstanden. Er berief sich hier auf eine
Vereinbarung mit der königlichen Regierung, daß vor der Bestellung der Schulkommissare
mit dem Ordinariat Beziehungen aufzunehmen seien, um sich auch der
kirchlichen Zustimmung zu versichern. Da die Regierung jedoch in diesem Fall nicht
von ihrem Vorschlag abging, verbot der Erzbischof Blumenstetter, auch die Religionsprüfungen
abzunehmen, und betraute damit zwei andere Geistliche. Der
Zwist zog sich lange hin, zumal das königliche Ministerium für geistliche und Unterrichtsangelegenheiten
eingeschaltet wurde"0. Erst im Juli 1863 fand die Angelegenheit
ihre Erledigung, als die Regierung einen anderen dem Ordinariat genehmen
Schulkommissar bestellte. Blumenstetter hatte allerdings schon vorher mehrfach aus
Gesundheitsgründen, und vielleicht auch weil er diesen Streitereien um seine Person
aus dem Weg gehen wollte, um Enthebung aus diesem Amt gebeten, was sowohl von
der Regierung wie auch von den betroffenen Lehrern in gleichem Maße bedauert
wurde221. Vor seiner Entlassung als Schulkommissar hatte er aus Anlaß des Krönungsfestes
vom König noch den roten Adlerorden vierter Klasse erhalten; später,
im Jahre 1876, verlieh ihm der König auch noch den roten Adlerorden dritter Klasse
mit Schleife 222.

Im Sommer 1862 verließ Blumenstetter Burladingen und übernahm die Pfarrei
Trillfingen. Wahrscheinlich war ihm die Arbeit in der großen Pfarrei mit zwei
Filialen zu viel geworden. Er war ja bereits 55 Jahre alt und auch gesundheitlich
schon etwas angeschlagen. Sein Weggang wurde von seinen Pfarrkindern sehr bedauert
, und sie bereiteten ihm einen würdigen Abschied. In der Presse sprachen sie
von ihrem „geliebten und unvergeßlichen Seelsorger", der sich auch um ihr zeitliches
Wohl gekümmert habe. Angehörige der Gemeinden Burladingen und Gauselfingen

Höh. W. 1861 Nr. 121.
218 Höh. W. 1861 Nr. 128.
Höh. W. 1861, Nr. 6.

220 Rösch, Der Kulturkampf in Hohenzollern, S. 10 f.

221 Höh. W. 1863 Nr. 57.

222 Höh. W. 1863 Nr. 14 und 1876 Nr. 14.

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