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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0097
Pfarrer Blumenstetter

die beiden Ordensverleihungen wurden schon erwähnt. Auch auf seine freundschaftlichen
Beziehungen zu den ersten Beamten des Landes wurde bereits hingewiesen.
Hatte er schon bei dem Landwirtschaftsfest im Jahre 1858 der neuen Regierung ein
Lob gespendet (siehe oben), so galt seine Reverenz bei der Siegesfeier am 1. Oktober
1866 in Haigerloch dem neuen Militär, auf das er einen Toast ausbrachte. Die heutigen
Soldaten, so sagte er, seien das Bürgertum in Waffen. Sie wüßten, wofür sie
kämpften, und seien daher freudig bereit gewesen, alles für die höchsten Güter des
Vaterlandes zu opfern. Jetzt, nachdem sie vom blutigen Schlachtfeld zurückkehrten,
wären sie bereit, die Geschäfte des Friedens wieder aufzunehmen al. Aber auch das
Verhältnis Blumenstetters zu den kirchlichen Stellen scheint sich in diesen Jahren
etwas gebessert zu haben. Dies dürfte nicht zuletzt dem Einfluß des Dekans des
Kapitels Haigerloch (seit 1866), des Pfarrers von Heiligenzimmern und späteren
Stadtpfarrers von Haigerloch, Maximilian Schnell, zu verdanken gewesen sein.
Dieser, Sohn eines angesehenen Juristen, war ein vornehmer, weltoffener Mann, der
zwar selbst kein Wessenbergianer war, aber doch auch Verständnis für diese Richtung
zeigte. Blumenstetter scheint ihn sehr geachtet zu haben. Ein Briefwechsel
zwischen beiden gibt davon Zeugnis. So schrieb Blumenstetter in einem Brief an
Schnell: „Ja wahrlich, bester Herr Dekan, wie weit auch mitunter unsere Anschauungen
auseinander gehen mögen, die Herzen sind — ich fühle es immer mehr —
sich nahe und gewiß innig verbunden durch das gleiche Streben, zu Gottes Ehr und
unserer Pflegbefohlenen Heil zu wirken bis ans Ende. Dann, wenn wir dereinst
hinüberkommen, dorthin, wo der Glaube in das Schauen sich verwandelt, wird auch
der Geister Einklang, der hienieden doch kaum irgendwo ganz rein zu finden sein
dürfte, sich vollziehen." Und einige Zeit später, anläßlich des 25jährigen Priesterjubiläums
von Dekan Schnell, hat Blumenstetter diesem ein längeres Glückwunschgedicht
übersandt, aus dem einige für beide Geistliche bezeichnenden Verse hier angeführt
seien:

„Abhold jenem blinden Eifer,

Welcher nicht vom Himmel stammt

Und — den Mund voll Gischt und Geifer —

Andersmeinende verdammt,

War die fremde Überzeugung,

Die ein laut'rer Sinn gelehrt.

Wenn auch nicht nach Ihrer Neigung —

Dennoch Ihnen achtungswert." m

Blumenstetter dürfte in seinen Trillfinger Jahren auch keinerlei Anlaß zu einer
Beanstandung seitens seiner kirchlichen Vorgesetzten gegeben haben. In der Ausübung
der seelsorgerischen Tätigkeit unterschied er sich kaum von den anderen Geistlichen
der Nachbargemeinden. Wie den Verkündbüchern der Pfarrgemeinde Trill-
fingen zu entnehmen ist, gab er den Gläubigen vor jedem Sonn- und Feiertag, und
den älteren und kränklichen Leuten darüber hinaus auch vor der Morgenmesse,
Gelegenheit zum Beichten. Des öfteren, besonders vor hohen Feiertagen, forderte er
die Pfarrangehörigen sogar auf, „recht zahlreich zum würdigen Empfang des hei-

231 Höh. W. 1866 Nr. 149.

*»» HB. Hech., Mappe Blumenstetter (U. b. 29).

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