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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0100
Hans Speidel

ihn in Stetten bei Hechingen, wo Sprißler seinen neuen Wohnsitz genommen hatte.
Oft nahm er ihn mit nach Hechingen, wo sie mit den alten Freunden (Evelt, Dr.
Geißler, Dr. Bosch) in der Linde zusammensaßen und sich unterhielten, wobei
wieder politische Themen im Vordergrund standen1". Besonders großmütig und
edel zeigte sich Blumenstetter gegenüber Sprißler in einer sehr delikaten Angelegenheit
: Sprißler hatte einen Sohn, für den er aber — infolge seiner Suspendierung fast
jeden Einkommens beraubt — selbst nicht sorgen konnte. Blumenstetter nahm dieses
Kind mit Zustimmung seiner (Blumenstetters) Mutter im Pfarrhaus auf, die es wie
ihr eigenes Kind aufzog. Er erzählte später, seine Mutter habe die Tat Sprißlers
nicht gelobt, habe aber in solchen Fällen gesagt, „zu geschehenen Dingen soll man
das beste reden." 144 Auch später soll Blumenstetter für eine sorgfältige Erziehung
des Jungen gesorgt haben, und als dieser erwachsen war, soll er ihm bei Gründung
einer Musikalienhandlung in Stuttgart behilflich gewesen sein. Fink berichtet über
Besuche dieses Stuttgarter Geschäftsmanns im Trillfinger Pfarrhaus. Blumenstetter
selbst habe ihn über seinen Gast unterrichtet, wobei er bemerkt habe, man meine in
Trillfingen, es sei sein Sohn, was aber nicht der Fall sei.

Enge Freundschaft verband Blumenstetter auch mit dem schon früher erwähnten
Pfarrer Volm aus Weilheim. Auch er, ein geborener Hechinger und etwas älter als
Blumenstetter, war wie dieser und Sprißler Anhänger Wessenbergs. Bei den Zusammenkünften
der Hechinger Honoratioren war er meist auch anwesend und hat
durch seinen Frohsinn und seine Schnurren viel zur Unterhaltung beigetragen. Die
besonders herzliche gegenseitige Zuneigung zwischen ihm und Blumenstetter zeigte
sich beim 50jährigen Priesterjubiläum des Pfarrers Volm am 26. September 1869.
Hier durfte Blumenstetter seinem langjährigen Freund in der Stadtkirche zu Hechingen
die Festpredigt halten, der er den Bibeltext „Alle Haare eures Hauptes sind
gezählt" (Matth. 10, 30) zugrunde legte. Diese Predigt ist wieder ein beredtes Zeugnis
für seine rhetorische Meisterschaft, aber auch für seine Verbundenheit mit dem
Jubilar, den er als seinen „lieben guten teuren Freund" bezeichnet, dem er seit mehr
als 40 Jahren in „brüderlicher Liebe" zugetan sei MS.

Aber wenn Blumenstetter auch während seiner Trillfinger Jahre immer wieder
mit Ansprachen und Predigten in den Blickpunkt einer breiteren Öffentlichkeit trat,
so ließen doch besonders in den 70er Jahren seine körperlichen Kräfte nach, und
seine Krankheiten machten ihm immer mehr zu schaffen. Besonders wurde er von
der Gicht geplagt, und auch sein Augenlicht wurde immer schwächer. Im Jahre 1873
war er lange Zeit bettlägerig. Mit großer Geduld ertrug er seine Schmerzen, wobei
er oft scherzhaft sagte: Warum soll es einem Pfarrer besser gehen als anderen Leuten
24*. Anschließend war er zur Erholung in Wildbad. Von hier aus bedankte er
sich bei seinen Pfarrkindern sowie bei seinen Freunden und vielen guten Menschen,
die seiner in seiner Krankheit gedacht hätten*47. Sein Gesundheitszustand zwang
ihn in den folgenden Jahren, immer wieder ein Bad aufzusuchen. Er tue das, wie er
seiner Pfarrgemeinde verkündete, nicht zu seinem Vergnügen, sondern wegen seines
„vielfältig kränklichen Befindens" und um nachher „mit Gottes Hilfe seine seel-

243 HB. Hech., Erinnerungen Finks an Blumenstetter (K 800).

244 HB. Hech., Erinnerungen Finks an Blumenstetter (K 800).

245 Text in HB. Hech., Mappe Blumenstetter (U. b. 29).

u* HB. Hech., Erinnerungen Finks an Blumenstetter (K 800).
247 Höh. Bl. 1873 Nr. 81.

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