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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0101
Pfarrer Blumenstetter

sorgerischen Pflichten wieder besser erfüllen zu können." 248 Bei seinem bescheidenen
Einkommen und den hohen Krankheitskosten mußte er sich immer wieder um
finanzielle Hilfe an das erzbischöfliche Ordinariat wenden, die ihm auch mehrfach
gewährt wurde 24>. Auch in der Ausübung der Seelsorge bat er seine Pfarrkinder um
Nachsicht; er erlaubte ihnen, auswärts zur Beichte zu gehen, um ihn zu entlasten,
und nahm die Beerdigungen nur noch von der Kirche aus vor. Im Jahre 1876 war er
längere Zeit zu einer Badekur in Überlingen. Vor seiner Abreise verabschiedete er
sich auf der Kanzel von seiner Gemeinde und schloß mit den Worten: „Ob, wann
und in welchen Umständen ich zurückkommen werde, steht in Gottes Hand. Indem
ich voll tiefer Wehmut meiner Seele scheide, empfehle ich euch und mich seiner
väterlichen Gnade und hoffe, es werden doch wenigstens immer auch einige in ihrem
Gebet meiner gedenken, gleich wie ich eurer aller nicht vergessen werde." 250 Von
Überlingen aus beklagte er sich in Briefen, daß eine Besserung seiner Leiden nicht
eingetreten sei 251. Er habe aber in Überlingen die Bekanntschaft mit interessanten
Leuten gemacht. U. a. hätte er einen Oberst von Link aus Ulm näher kennengelernt,
der auch zur Kur in Überlingen weile. Mit diesem, der viel aus seinen Kriegserlebnissen
zu erzählen wisse, sei er fast ständig zusammen. Dieser Oberst von Link, der
in jüngeren Jahren Erzieher des württembergischen Kronprinzen war, hat Blumenstetter
auch später in Hechingen aufgesucht, womit er, wie es in der Presse heißt,
seinen greisen Freund sehr erfreut habe 252. Als Blumenstetter einsah, daß sich sein
Gesundheitszustand nicht mehr bessere, suchte er im Sommer 1877 um seine Pensionierung
nach. In dem Antrag bemerkte er, daß er an einem Auge erblindet und
am anderen sehr geschwächt sei. Auch leide er an allgemeiner Erschöpfung25S. Dem
Antrag wurde stattgegeben, und Blumenstetter zog nach Hechingen, wo er die Jahre
seines Ruhestands verbrachte. In den Hohenzollerischen Blättern hat er sich von
allen seinen Freunden und Bekannten im Unterland verabschiedet 254. Wahrscheinlich
war er bei seinem Krankheitszustand einer größeren Abschiedsfeier nicht mehr
gewachsen. Ein sehr herzlich gehaltenes Dankesschreiben wurde ihm von der königlichen
Regierung übersandt, worin das lebhafte Bedauern ausgesprochen wurde, daß
er wegen seiner anhaltenden körperlichen Leiden seinen Beruf und sein Amt aufgeben
müsse. Weiter heißt es in dem Schreiben wörtlich:

„Ihre seitherigen persönlichen und dienstlichen Beziehungen zu der unterzeichneten
königlichen Regierung berechtigen und verpflichten uns zu dem Ausdruck
unserer vollsten dankbaren Anerkennung Ihrer erfolgreichen verdienstlichen
Wirksamkeit auf verschiedenen Gebieten, insbesondere auf dem des Schulwesens.
Wir sprechen den aufrichtigen Wunsch aus, daß es Euer Hochwürden noch lange
vergönnt sein möge, die Ihnen beschiedenen, wenn auch leider wegen Krankheit

248 PfarrA Tailfingen, Verkündbuch 1874, 2. Sonntag nach Pfingsten, und 1875, 26. Sonntag nach
Pfingsten.

249 Alle mit Ausnahme des Pfarrers Geißelhard befürworteten seine Gesuche. Auf Blumenstetters
Alter und Gesundheitszustand hingewiesen, erklärte dieser: „Ja, ehre das Alter, aber doch nur
Ehre, wem Ehre gebührt." (EAF, Personalakten Blumenstetter). So weit ging die Abneigung
gegen den Wessenbergianer!

250 pfarrA Trillfingen, Verkündbuch 1876, 6. Sonntag nach Ostern.

251 HB. Hech., Mappe Blumenstetter (U. b. 29).

252 Höh. Bl. 1879 Nr. 82.

253 StAS, Ho 235, I-X, D 386.

254 Höh. Bl. 1877 Nr. 123.

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