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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0102
Hans Speidel

nicht ungetrübten ferneren Lebensjahre in dem Bewußtsein stets treu erfüllter
Pflicht und dadurch verbürgter hoher Achtung im wohlverdienten Ruhestand
zu vollbringen." 255

Die Hohenzollerischen Blätter bemerkten zu diesem Schreiben, daß die Bewohner
der Stadt, die Blumenstetters Verdienste vor allem im Schulwesen und in der Volkswirtschaft
kennen würden, ihm jederzeit mit Achtung begegnen würden. Ob ihm
bei seiner Zurruhesetzung auch eine Anerkennung von kirchlicher Seite zuteil wurde,
ist nicht bekannt, aber wenig wahrscheinlich. Denn wenn auch die Spannungen mit
dem Ordinariat nicht mehr so stark waren wie in den Revolutionsjahren, so war
man dort auf die Wessenbergianer auch jetzt noch nicht gut zu sprechen und sicher
froh, als die letzten ihre Ämter zur Verfügung stellten.

Wenige Monate vor seinem Weggang aus Trillfingen hielt Blumenstetter noch
eine Leichenpredigt, die überliefert ist, und die deutlich zeigt, wie sehr er mit seinen
Pfarrkindern verbunden war und wie er auch an ihrem Leben Anteil nahm, weshalb
ihm die Bevölkerung, obwohl er nur 15 Jahre lang ihr Pfarrer war, noch lange ein
ehrendes Gedenken bewahrt hat. Diese Grabpredigt galt dem am 2. November 1876
tödlich verunglückten Fidel Beuter, dem Vater des im Jahre 1947 in Kettenacker
verstorbenen Pfarrers Adam Beuter, und hatte folgenden Wortlaut:

„In Trauer versammelte Christen! Ja, wahrlich nahe beieinander wohnen Freud
und Leid. Auffallend bestätigte sich diese Wahrheit zweimal in den letzten Lebenstagen
unseres christlichen Mitbruders Fidel Beuter, dessen Leiche, kaum 30 Jahre und
5 Monate alt, wir soeben zur Grabesruhe eingesegnet haben. Am 30. Juni nämlich
erfreute ihn sein seit dem 12. Juli vorigen Jahres ihm angeheiratetes Weib mit dem
ersten Sprößling ihrer glücklichen Ehe, und tags darauf verbreitete sich von Mund
zu Mund die entsetzliche Nachricht, er sei in der Scheuer tödlich herabgestürzt. Doch
der trefflichen Behandlung des sofort herbeigerufenen Arztes gelang es, die nächste
Todesgefahr von dem Verunglückten zu entfernen und die Hoffnung gänzlicher
Wiedergenesung herbeizuführen. Welche Freude besonders für all die Seinen! Nur
allzu bald aber reihte sich daran das bitterste Leid. Neuerdings hinzugetretene Umstände
ließen das nahe Ende des Kranken unverkennbar befürchten, und nicht viel
über eine Stunde, nachdem er zum zweiten Mal die heiligen Sakramente empfangen,
war er eine Beute des Todes. Ich hatte ihm dieselben gespendet und kann es nicht
verschweigen, daß mir das Herz geblutet, denket Euch, den Vater auf dem Sterbebett
und nebenan in der Wiege seinen zarten Säugling, welcher lächelte und nicht
wußte, was für ein entsetzlicher Verlust ihn treffe!

Ihr tiefgebeugten Eltern, Ihr betrübten Geschwister, und namentlich Du, schmerzerfüllte
Gattin, wir alle aber betrauern in dem Verlorenen auch einen lobenswerten
rechtschaffenen jungen Bürger und bedauern sein Ableben um so mehr, je größer täglich
die Zahl derjenigen zu werden scheint, welche weit eher getadelt als gelobt zu werden
verdienen. Für unsere gemeinsame Trauer finde ich inzwischen keinen besseren
Trost als gerade in dem wirklich christlichen Sinn und Wandel des Entschlafenen,
denn wir schöpfen daraus die bestimmte Versicherung, daß er einem seligen Erwachen
entgegengegangen und nun dort oben zu denjenigen gezählt werde, die Christus,
der Weltheiland, einladet: Kommt, ihr Gesegneten meines Vaters, und nehmet in
Besitz das Reich, welches euch von Anbeginn bereitet worden ist. Amen." "6

255 Höh. Bl. 1877 Nr. 129.
556 Höh. Z. 1964 Nr. 205.

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