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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0254
Neues Schrifttum

anregen können, doch etwas mehr über die auch heute wieder aktuelle Problematik der
Diskrepanzen zwischen Theorie und Praxis, Intellekt und „Staatsmännerei", zwischen ideologisch
reinem Konzept und dem Zwang zum Krompromiß im Spektrum der politischen
Kräfte zu meditieren. Der Verfasserin stellten sich freilich solche Fragen nicht, denn sie ist
mit ihrem Titelhelden der Überzeugung, daß die SPD nur in der Opposition und in Treue
zu ihrer marxistisch-revolutionären Vergangenheit jene Anziehungskraft auf die Massen
entwickelt und damit auch zu jener Stärke aufläuft, die ihr am Tage X den Erfolg sichert.
Zur Zeit der großen Koalition geschrieben, sollte somit Levi als der erhobene Zeigefinger
für jene Sozialdemokraten dienen, die sich über die proletarische Vergangenheit hinweg
auf den Weg zur Volkspartei gemacht hatten und nun in der großen Koalition das Sprungbrett
zur Macht gefunden zu haben glaubten.

In einem zweiten Band hat Ch. Beradt eine Reihe von Schriften, Aufsätzen, Reden
und Briefen Levis vorgelegt. Dies ist sehr zu begrüßen, ist doch eine ganze Reihe davon
kaum noch oder doch nur in Auszügen und oft mühsam genug zugänglich. Wie das Material
für die Biographie stammen auch die Texte zum Teil aus der Library for Political Studies
(der Bibliothek Joseph Buttinger, New York), die den Nachlaß Levis bewahrt. Die Herausgeberin
hat die Texte thematisch geordnet, so daß sie gut die Schwerpunkte von Levis
Interessen und politischer Aktivität widerspiegeln, seine Stellung zu KPD und Spartakus,
seine stets kritische Haltung Rußland gegenüber, sichtbar etwa in seiner Bemerkung zu
Stalins Aufstieg „Dschingis Khan kommt an die Herrschaft", die Gründe für seine Rück-
wendung zur SPD, seine Tätigkeit als Oppositioneller innerhalb dieser Partei, dann seine
permanente Auseinandersetzung mit einem der Krebsschäden der Weimarer Republik: mit
der politischen Justiz; sie geben Aufschluß über den Militärtheoretiker, über seinen Pazifismus
und nicht zuletzt über seine wachsende Sorge um Bestand und Zukunft der Republik.
Alle diese Schriften und vor allem auch die aufgenommenen Reden zeugen von Levis glänzender
stilistischer Begabung und seinem scharfen analytischen Verstand. Da zum größeren
Teil von hoher Warte aus geschrieben und vielfach theoretisch wegweisend, vermitteln sie
zudem einen hervorragenden Einblick in die geistige Haltung, den politischen Standort und
das betont moralische Engagement der intellektuellen Linken der Weimarer Zeit. Zu kurz
kommen dagegen - wie auch in der Biographie - die aus aktuellem Anlaß gleichsam hingeworfenen
Stellungnahmen zu politischen Tagesfragen, die summiert doch erst das Bild auch
des Politikers Levi gerundet hätten. So ist er - der eigenen politischen Stellung der Verfasserin
entsprechend - doch ein wenig zu einseitig zu einem Standbild der Linken geworden
. Trotzdem ist der Verfasserin dafür zu danken, daß sie eine so prononcierte politische
und zugleich liebenswerte Persönlichkeit auch dem Leser von heute wieder nahe zu bringen
vermochte.

Mainz Hugo Lacher

Josef Mühlebacb: Hausen am Andelsbach. Aus der Geschichte des Dorfes. Sigmaringen
1970. 175 S. mit 11 Abb.

Da die Daten von Ortsgründungen und Stadterhebungen vielfach unbekannt sind,
wurde es üblich, von der ersten urkundlichen Nennung auszugehen und entsprechend Dorf-
und Stadtjubiläen zu feiern. Dazu gehört in der Regel auch eine mehr oder weniger aufwendige
Festschrift, in der mindestens ein historischer Rückblick zu finden ist.

Hausen am Andelsbach im Kreis Sigmaringen wird erstmals 1220 urkundlich erwähnt,
und so hat die Dorfgemeinde 1970 ihre 750-Jahrfeier begangen.

Landesverwaltungsrat a. D. Josef Mühlebach, 1902 in Hausen am Andelsbach geboren,
hatte sich seit Jahren in seiner Freizeit mit der Geschichte seines Heimatdorfes befaßt,
dessen Schul- und Ortschronik schon sein Vater, Lehrer Anton Mühlebach, im Jahre 1910
angelegt hatte. Damit Josef Mühlebach die Ergebnisse seiner Studien zur 750-Jahrfeier
in einem handlichen Buch vorlegen konnte, hat die Dorfgemeinde im wesentlichen die
Herausgabe dieses Buches gefördert und dafür die eigentliche 750-Jahrfeier auf den Abend

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