Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0059
Fürstlich Hohenzollerns&es Ar&iv

Nr. 3

1842 Februar, Sigmaringen

Gutachten von Eduard Schwarzmann über die Ordnung des fürstlichen Archivs zu
Sigmaringen

Fürstlich Hohenzollernsches Haus- und Domänenarchiv Sigmaringen, Hausarchiv
Sigmaringen 5, 6 Nr. 5 (42 Seiten und 4 Beilagen).

Uber das Archivwesen

und Vorschläge zu einer zweckmäßigen Organisation des
Fürstlichen Haus- und Landesarchivs zu Sigmaringen.

EINLEITUNG

Das Archivwesen, vormals zwar hoch geachtet, aber mehr mit geheimer Scheu,
gleichsam wie ein unnahbarer Gegenstand heiliger Verehrung und tiefer Verhüllung
, von weitem bewundert, als mit dem Lichte kritischer Forschung beleuchtet
und dem allgemeinen Nutzen zugänglich gemacht, späterhin von einer leichtsinnigen
Zeit ganz vernachläßigt, hat zwar in unsern Tagen wieder, von mehr als
einer Seite her, größere Theilnahme und Aufmerksamkeit auf sich gezogen; aber,
die Sache genauer erwogen, scheint es doch im Allgemeinen noch nicht recht klar
geworden zu sein, welchen Vortheil eigentlich der Staat und die Wissenschaft aus
den Archiven zu erwarten haben, und wie die Archive selbst zu gestalten und zu
benützen sind, um jene Vortheile zu gewähren. Auf der einen Seite spannt man
die Erwartungen zu hoch, oder verlangt von den Archiven Dinge, die sie ihrer
Natur nach, weder leisten können noch sollen; und wenn dann solche Erwartungen
, wie natürlich nicht ganz befriedigt werden können, gibt man zu voreilig die
Hoffnung auf, und verliert das Vertrauen, auch bei solchen Gegenständen, wo
nicht so leicht eine Täuschung zu befürchten wäre. Auf der andern Seite betrachtet
man das ganze Archivwesen, gleich von vorn herein, nur als einen Tribut der
Ehrerbietung, den die Gegenwart dem Alterthum bringt, und möchte es, an seinem
reellen Nutzen verzweifelnd, lieber ganz aufgeben, wenn man sich nicht der
Schande fürchtete, des Verrathes an der ehrwürdigen Vorzeit beschuldigt zu werden
. Gelehrte, Historiker etc. halten sich theils für zu vornehm, theils für
zu gelehrt, als daß sie sich um die bestaubten Urkunden in den Archiven viel
bekümmern sollten; und selbst die Männer, welche zur unmittelbaren Beschäftigung
mit und in den Archiven berufen sind, verlieren nur zu oft den richtigen
Gesichtspunkt, indem sie zu sehr am Einzelnen, Formellen hangen, und über Kleinigkeiten
das Ganze, über dem Aeußern den Inhalt vernachläßigen, also durch
allzulangen Aufenthalt auf dem Wege, das Ziel verfehlen.

Das Archivwesen nach wissenschaftlichen Grundsätzen zu verfolgen, habe ich
mir zunächst hier zur Aufgabe gemacht. Weit entfernt jedoch in diesem Fache, nach
meinen noch zu geringen Erfahrungen, eine Norm aufstellen, oder meinen Gedanken
eine allgemeine Gültigkeit zuschreiben zu wollen, scheint es mir am rathsamsten
, die Resultate meines Nachdenkens zusammenzustellen und sie dem prüfenden
Urtheile Fürstlicher Geheimer Conferenz zu überlassen.

53


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0059