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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0086
Seigel

Charakter und die Motive der landesgeschichtlichen Arbeit unserer Vorgänger sichtbar
machen, müssen wir uns zunächst die Situation vergegenwärtigen, in der sich
die hohenzollerische Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung zu Beginn der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts befanden.

Zunächst sei festgestellt, daß es in den Herrschaftsgebieten der Grafen und
Fürsten von Hohenzollern im Mittelalter und in der frühen Neuzeit keine Geschichtsschreibung
gab, die sich mit den Territorien befaßte. Weder die Klöster noch die
Städte der Zollern haben Geschichtsschreibung überliefert, an die das 19. Jahrhundert
hätte anknüpfen können2. Nicht einmal Genealogie und Hausgeschichte,
die andere schwäbische Hochadelshäuser so eifrig pflegen ließen, hatten einen
besonderen Platz bei den Zollern. Lediglich Graf Karl I. beauftragte um die Mitte
des 16. Jahrhunderts den Theologen, Historiker, Ubersetzer und Genealogen Johann
Basilius Herold, eine zollerische „Genealogie" zu verfassen3. Der phantasievolle
Text ist als Prachthandschrift erhalten, nie gedruckt, aber vom 17. bis ins 19. Jahrhundert
hinein immer wieder benützt worden; so von dem Rektor der Reutlinger
Lateinschule Jakob Frischlin in seiner 1599 gedruckten „Hohenzollernschen Hochzeit
"4 und dann von dem württembergischen Regierungsrat, Oberarchivar und
Tübinger Professor Johann Ulrich Pregitzer in seinem 1703 in Berlin erschienenen
„Teutschen Regierungs- und Ehrenspiegel... besonders des Hauses Hohenzollern
Ursprung, Würde und Herrlichkeiten" 5. Herold und Pregitzer sind dann noch
einmal 1843 die Grundlage für zwei in diesem Jahr erschienene Darstellungen der
Geschichte des Hauses Hohenzollern geworden, die eine von dem Hechinger Archivar
Joseph Anton Reiner, die andere von dem Stuttgarter Privatgelehrten Gustav

! Zur chronikalischen Oberlieferung der hohenz. Geschichte: Ober den Streit der beiden zollerisdien
Brüder, Graf Friedrich (XII) gen. der öttinger und Eitelfriedrich I., und über die Zerstörung
der Burg Hohenzollern 1423 berichten ein lateinisches Gedicht des Reutlinger Bürgers Konrad
Winziecher (vergl. Chr. Fr. StälirtlF. J. Mone, Lateinisches Gedicht auf die Einnahme der Burg
Hohenzollern von Konrad Winziecher, Bürger von Reutlingen, 'wurtt. Jahrbücher 1851, 1. Heft,
S. 129—134; Alfred Holder, Conrad Winziechers Gedicht de Castro HochenZorn, Alemannia 4
(1877) S. 197-200) und ein mhd. Lied des Rottweiler (?) Meisters Konrad Silberdraht (vergl.
Joseph von Lassberg, Ein schoen alt Lied von Grave Friz von Zolre, dem Oettinger und der Belagerung
von Hohenzollern o. O. 1842, S. 1—34; P. Bede, Ein schon alt Lied von Grave Fritz
von Zolre dem Oettinger und der Belagerung von HohenZolre oder die zollerische Fehde im Jahre
1423, Diözesanarchiv von Schwaben 8 (1891) S. 61-68, 70—72). Zu beiden Autoren (mit Ausgaben
): Em. Grigorovitza, Grave Friz von Zolre der Oettinger als Heldengestalt in mittelalterlichen
Chroniken und Liedern, Ein litterarischer Beitrag zur Geschichte der Hohenzollern,
Leipzig 1901. Die ergiebigste chronikalische Quelle zur Geschichte der Zollern im 15. und 16.
Jahrhundert ist die Chronik der Grafen von Zimmern (vergl. Zimmerische Chronik, hrsg. v.
Karl August Barade, 4 Bde, 2 Aufl., Freiburg i. Br./Tübingen 1881/82).

Zu den Klöstern vergl. die Obersicht von Gustav Hebeisen, Die Chronik des ehem. Frauenklosters
Gorheim, Mitt. Hohenz. 61 (1930) S. 5 f.
* Herold geb. in Höchstädt 1514, gest. 1567. Vergl. Neue Deutsche Biographie 8 (1969) S. 678 und
Beat Rudolf Jenny, Graf Froben Christoph von Zimmern, Konstanz 1959, S. 182 f., 240 und Anm.
184. — Die Handschrift befindet sich in der Sigmaringer Hofbibliothek (Signatur: HS 69). Vergl.
die ausführliche und kritische Beschreibung der »Genealogie" bei Rudolf Freiherr von Stillfriedl
Traugott Maercker, Hohenzollerische Forschungen, Tl. 1, Schwäbische Forschung, Berlin 1847,
S. 6-10.

4 Vergl. Rudolf Seigel, Die Entstehung der schwäbischen und der fränkischen Linie des Hauses
Hohenzollern, Ein Beitrag zur Genealogie und zum Hausrecht der älteren Zollern, ZHG 5
(1969) S. 14.

5 Ebenda S. 16 f. — Vergl. Werner Krauß, Die Reutlinger Frischlinchronik, Reutlinger Geschichtsblätter
NF 9 (1971) S. 69-188, bes. S. 79 f.

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