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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0087
Archive und Landesgeschichte

Schilling verfaßt*. Diese beiden unselbständigen Arbeiten waren bei ihrem Erscheinen
schon überholt und gehörten im Grunde genommen gar nicht mehr ihrer
Zeit an7, denn in den 20er und 30er Jahren hatte in Hohenzollern die Landeskunde
und die Landesgeschichte ihren Einzug gehalten. Den Anfang machte der
frühere Wiesenstetter Pfarrer Ernst Johler8 mit seiner 1824 in Ulm gedruckten
„Geschichte, Land- und Ortskunde der souverainen teutschen Fürstenthümer Hohen-
zollern-Hechingen und Sigmaringen", in der Anlage wohl beeinflußt von den damals
in Württemberg durch Memminger herausgebrachten geographisch-historischstatistischen
Beschreibungen des Königreichs'. Zehn Jahre später erhielt Hohenzollern
durch den jungen, erst 22jährigen Sigmaringer Fidelis Baur die erste Darstellung
seiner Gesamtgeschichte, die von der Römerzeit bis zur Gegenwart reichte10.
Baur, damals Student der Rechte in Freiburg, beabsichtigte, den „gänzlichen Mangel
einer vaterländischen Geschichte, ja selbst aller Vorarbeiten zu einer solchen" zu
beheben. Mit seiner Darstellung wollte er „nicht blos das öde Gerippe eines tausendjährigen
Herrscherstammes, spärlich durchwebt mit einigen Anekdoten oder biographischen
Notizen vorstellen", vielmehr versteht er hohenzollerische Geschichte „als
eine ,Landesgeschichte' umfassend das Volk wie seine Regenten, und verfolgend
das ganze innere und äußere Leben, in moralischer und politischer Beziehung nach
allen seinen Richtungen; aber nicht abgeschlossen, wie ein vom Baume gerissener
Zweig, sondern eingreifend in das mächtige Gewebe der teutschen Geschichte, mit
welcher die Geschichte unseres Vaterlandes innig verflochten sowohl in aktiven als
passiven Verhältnissen fortschreitet" ". „Vaterländische Geschichte" ist für Baur
also nicht Territorialgeschichte am Leitfaden der Dynastie, sondern er versteht
Landesgeschichte als Sozial- und Kulturgeschichte, bei der Regenten und Volk im
Zusammenhang stehen; und schließlich beschränkt er sich nicht auf das „Vaterland"
Hohenzollern, sondern stellt sein Land in den Zusammenhang der deutschen Geschichte
. Baur ist der hohenzollerischen Geschichtsschreibung nicht erhalten geblieben
. Zehn Jahre später, nach der Revolution von 1848, wanderte er nach Amerika
aus, wahrscheinlich gezwungen durch seine liberale Gesinnung, die sich auch in

8 Joseph Anton Reiner, Die Genealogie des hochfürstlichen Hauses Hohenzollern, Stuttgart/Sigmaringen
1843 (Reiner: von 1838 bis zu seinem Tod 1844 Fürstl. Hohenz.-Hechingischer Archivar;
vergl. Verordnungs- und Intelligenzblatt für das Fürstentum Hohenzollern-Hechingen 1838,
S. 199; 1843, S. 181; 1844, S. 49 u. 325). - Gustav Schilling, Geschichte des Hauses Hohenzollern,
Leipzig 1843 (Schilling: geb. Hannover, lebte 1838 als „Schriftsteller, vorzüglich über Theologie
und schöne Litteratur, dermal ohne Anstellung in Stuttgart und sich mit litterarischen Arbeiten
beschäftigend". Er bewarb sich 1838 um die Stelle des Hohenz.-Sigm. Archivars. Vergl. Staatsarchiv
Sigmaringen I 8737 (Personalakten Bilharz) Nr. 5.

7 Vergl. Seigel, Die Entstehung der schwäbischen und der fränkischen Linie des Hauses Hohenzollern
, S. 18, Anm. 39.

8 Damals Pfarrer in Burgberg, Krs. Heidenheim. Johler (geb. 1788, gest. 1836) war von 1817 bis
1822 Pfarrer in Wiesenstetten bei Horb (nach freundl. Mitteilung von Herrn Bischöfl. Archivar
Adalbert Bauer, Rottenburg).

Vergl. Fritz Kallenberg, Hundert Jahre Hohenzollerischer Geschichtsverein, Hohenzollerische
Heimat 18, 1968, S. 5.

• Vergl. Wilhelm Heyd, Bibliographie der württembergischen Geschichte, Bd. 1, Stuttgart 1895,
S. 29, Nr. 208-210.

10 Geschichte der Hohenzollernschen Staaten Hechingen und Sigmaringen von den ältesten Zeiten
bis auf unsere Tage, durchaus nach Quellen bearbeitet, (in 8 Heften) Sigmaringen 1834—1836,
mit 4 Karten.

11 Ebenda S. IV f.

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