Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0091
Ardiive und Landesgeschichte

Maerckers seit 1852, die „Monumenta Zollerana", kein hohenzollerisdies Urkunden-
budi werden, sondern - wie der Untertitel einschränkt - ein „Urkundenbuch zur
Geschichte des Hauses Hohenzollern" 2e.

Die hohenzollerischen Fürstentümer sind 1850 staatsrechtlich Bestandteil des preußischen
Staates geworden. Fürst Karl Anton hat es dennoch von Anfang an verstanden
, seine Familie im hohenzollerischen Gesamthaus nicht ganz aufgehen zu
lassen und ihr in der deutschen und europäischen Politik einen eigenen Rang zu
erhalten". Die Geschichtsschreibung hingegen hat diesen Unterschied zwischen
Staatsrecht und Hausrecht einerseits und politischer Wirklichkeit andererseits nicht
gesehen oder vielleicht auch nicht sehen sollen, sondern sich an die mit unzutreffenden
historischen Reminiszensen gespickten offiziellen und offiziösen Verlautbarungen
gehalten, ohne deren politische Zielsetzungen zu erkennen. Für die Geschichtsschreibung
war die Geschichte der schwäbischen Hohenzollern ein Bestandteil der
Geschichte des hohenzollerischen Gesamthauses geworden; leider blieb sie nicht, was
sie im Grunde immer war, ein Bestandteil der Geschichte Hohenzollerns und Schwabens
. Dadurch sind in Hohenzollern Hausgeschichte und Landesgeschichte auseinandergetreten
. Gerade die Entwicklung, die sich in anderen Landschaften damals
als so fruchtbar erweisen sollte, ist in Hohenzollern nicht geglückt: die Integration
der alten Dynastengeschichte in die Landesgeschichte. Diese in Hohenzollern schon
1834 durch den Sigmaringer Fidelis Baur vertretene moderne Konzeption der
Landesgeschichte wurde nicht weiterentwickelt. Die Hausgeschichte selbst verlor
sich in sterilen genealogischen Spekulationen, weil sie eben nicht auf landesgeschichtlicher
Basis betrieben wurde28. Der weitere Aufbau der Landesgeschichte ist durch
den Übergang Hohenzollerns an Preußen auch dadurch behindert worden, daß
vaterländische' Geschichte, wie im Staat des Deutschen Bundes, nun in Hohenzollern
nicht mehr geschrieben werden konnte. Denn Hohenzollern war kein Vaterland
mehr, sondern in dem großen Vaterland Preußen aufgegangen, mit dem man
keine gemeinsame Geschichte hatte. Als Ersatz dafür entstand eine nationalpolitische
„Vom-Fels-zum-Meer"-Ideologie. Aus den lockeren und für längere
Zeiträume überhaupt nicht bestehenden Beziehungen zwischen den fränkisch-
brandenburgisch-preußischen Hohenzollern und den schwäbischen Hohenzollern,
die zudem aus ganz verschiedenen politischen Konstellationen entstanden sind
wurde ein pseudohistorischer Kontinuitäts-Überbau geschaffen, der mit Hilfe der
Dynastiegeschichte die Geschichte Hohenzollerns mit der Preußens verbinden
sollte30. An der Popularisierung dieses Geschichtsbildes hat der Fürstliche Archivar
Karl Theodor Zingeler, ein gebürtiger Rheinpreuße, erheblichen Anteil. Das Wesentliche
der Geschichte Hohenzollerns ist auf die Funktion reduziert, zuallererst

** Monumenta Zollerana, Urkundenbuch zur Geschichte des Hauses Hohenzollern, 1. Bd. Urkunden
der schwäbischen Linie (1095—1418), hrsg. v. R. v. Stillfried und Traugott Maercker. (2.-7. Bd.
betr. die fränkische Linie, 1235—1417). 8. Bd. Ergänzungen und Berichtigungen zu Bd. 1—7, hrsg.
v. Julius Grossmann und Martin Scheins, Berlin 1852—1890.

87 Dies zeigt sich deutlich bei der Frage der spanischen Thronkandidatur der schwäbischen Hohenzollern
(vergl. die Literaturübersicht bei: Bastiaan Schot, Die Geschichte der hohenzollerischen
Thronkandidatur im Lichte neuer Veröffentlichungen, HJh. 23 (1963) S. 173-205.

is Vergl. Seigel, Die Entstehung der schwäbischen und der fränkischen Linie des Hauses Hohenzollern
, S. 10, 12, 44.

*• Vergl. dazu ausf. Kallenberg, »Vom Fels zum Meer".

50 Zingeler, Vom Fels zum Meer, Vorwort

85


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0091