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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0096
Seigel

als die Lebensform des Archivars angenommen ist: „Von hohen Autoritäten wurde
mündlich und schriftlich die Überzeugung ausgesprochen, daß Schnell nach Begabung
und Neigung viel Bedeutenderes hätte leisten können, als er geleistet hat,
wenn es ihm in früheren Jahren geglückt wäre, eine literarische Stellung zu erlangen
, oder wenn es ihm in den letzten 25 Jahren als Archivar gestattet gewesen
wäre, statt größtentheils mit lästigen Bureau-Arbeiten sich befassen zu müssen, vor-
zugswiese, was auch sein Beruf gewesen wäre, der Hohenzollernschen Haus- und
Landesgeschichte sich zu widmen".

Für Karl Theodor Zingeler, seit 1875 Archivassessor, war es sehr schwer, neben
und unter einem reizbaren und streitbaren Mann wie Schnell zu arbeiten, der immer
über sein geistiges Eigentum mißtrauisch wachen zu müssen glaubte. Die Personalakten
beider sind voll von Berichten über Auftritte, Streitereien, Verdächtigungen
und Anschuldigungen. Zingeler war nicht Landeskind und gehörte nicht, wie Schnell,
einer höheren Beamtenfamilie an. Er stammt aus Bonn, seine Eltern waren arm, und
er mußte eine Metzgerlehre durchmachen. Als 19jähriger holt er mit Selbststudium
und Privatunterricht die höhere Schulbildung nach und studiert dann Mathematik
und Naturwissenschaften in Bonn. Kurz vor seiner Promotion wird er 1871 Erzieher
der Kinder des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern, vier Jahre später Archiv-
assesor im Fürstlichen Archiv !0. Im Gegensatz zu Schnell hat sich Zingeler von Anfang
an auf die Geschichte Hohenzollerns beschränkt, den breiten landeskundlichen
Ansatz und die populäre Art zu schreiben kennt er nicht. Auch wenn er von seiner
Ausbildung her nicht Historiker war, so hat er doch, oder gerade deshalb, in seinen
Veröffentlichungen, ganz anders als Schnell, den fachhistorischen Ton anzuschlagen
versucht. In den ersten fünf Jahren nach seinem Eintritt in den Archivdienst hat
sich Zingeler mit Editionen, Regestenpublikationen und Arbeiten, die sich eng an
die Quellen anlehnten, an der Zeitschrift des Geschichtsvereins beteiligt, wobei der
Zusammenhang mit den von ihm verzeichneten Archivbeständen deutlich hervortritt
u. Damit stellte er sich geschickt in die Reihe der positivistischen Regesten- und
Quellenherausgeber, hielt sich aus den Meinungsstreitereien heraus und fand Anerkennung
. Seit 1881 lieferte er für fast jeden Jahrgang der Zeitschrift des Geschichtsvereins
mindestens einen, oft mehrere Beiträge, und 1886 übernahm er den Vorsitz
des Vereins (bis 1913). In einer zweiten Phase entstanden dann für die hohenzolle-
rische Landeskunde wichtige und unentbehrliche zusammenfassende Darstellungen:
eine Arbeit über die vor- und frühgeschichtliche Forschung in Hohenzollern, das
Kunstdenkmälerinventar und die Darstellung über die zollerischen Burgen und
Schlösser. Das sich zeitlich daran anschließende dritte und zugleich sein breitestes
Arbeitsfeld fand Zingeler in der zollerischen Hausgeschichte, wo er mit zahlreichen
Biographien, aber auch heraldischen und genealogischen Veröffentlichungen hervor-

50 Vergl. Chr. Zingeler, Karl Theodor Zingeler, 1845-1923, Zollerheimat 2 (1933) Nr. 6, S. 40-42. -
Seigel, Das Fürstlich Hohenzollernsche Haus- und Domänenarchiv, S. 251 f. — FAS, Bestand
Hofkammer Sigmaringen, NVZA 18501.

51 Zingeler verzeichnete u. a. die Bestände: Grafschaft Sigmaringen bzw. Domänenardiiv Sigmaringen
, Kloster Beuron, Herrschaft Haigerloch. Vergl. dazu die Veröffentlichungen: Drei Beiträge
zur Geschichte des Klosters Habsthal, Mitt. Hohenz. 10 (1876/77) und 11 (1877/78) - Der Wer-
denberg-Sonnenberg'sche Streit, Mitt. Hohenz. 17 (1883/84) — Eine Scharfrichterordnung aus
Haigerloch, Mitt. Hohenz. 18 (1884/85). — Geschichte des Klosters Beuron im Donauthale, Mitt.
Hohenz. 19 (1885/86) - 23 (1889/90); auch separat: Sigmaringen o. J.

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