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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0098
Seigel

Werk dieser Art, wie es Cramer schrieb, der die Auseinandersetzung der zollerischen
Untertanen mit ihren Landesherren um die Durchsetzung bzw. Begrenzung der
landesherrlichen Gewalt in den Mittelpunkt seiner Forschung stellte, sollte nach
der Meinung Zingelers nur in die Hand des Fachmanns gelangen; ein Buch also für
den landesgeschichtlichen Giftschrank! Zingeler hat den Untertanenstreit auf seine
Weise behandelt: Er schrieb darüber eine die Geschichte verharmlosende historisdie
Novelle, die dann auch in die richtigen Hände gelangen konnte, da sie in einem
Band der „Haus- und Familien-Bibliothek" des Verlags Bachem in Köln erschien u.

Die fürstliche Verwaltung forderte nur gelegentlich Archivalien für Verwaltungsvorgänge
und bei Rechtsstreitigkeiten an, wobei die Archivare nicht zu eigenen
Stellungnahmen zur Sache aufgefordert wurden. Das Archiv hatte sich also weitgehend
zu einem historischen Archiv entwickelt; der Abstand zu den fürstlichen Behörden
, vor allem zur zentralen Behörde der Hofkammer, war groß geworden.
Schon Schnell und noch mehr Zingeler konnten sich neben der Betreuung der wenigen
Benützer und der Bearbeitung der spärlichen Recherchen fast ausschließlich
ihren Publikationen oder ihren - wie man damals sagte - „literarischen Arbeiten"
widmen. Wie das Archiv und seine Archivare im Gefüge der fürstlichen Verwaltung
beurteilt wurden, sieht man dann mit aller Deutlichkeit, als bei der Pensionierung
Zingelers im Jahre 1915 vom damaligen Hofkammerpräsidenten Graf Adelmann
die Frage aufgeworfen wurde, ob man in Zukunft nicht doch die Leitung des
Archivs mit der des Museums und der Bibliothek vereinigen sollte, um eine Stelle
einzusparen. Es ging jedoch nicht nur allein um die Ersparnis — das betont der
Hofkammerpräsident - „sondern, weil man annehmen könnte, daß eine resolute
Arbeitskraft die Dienstgeschäfte beider Ämter bewältigen könnte". Der Chef der
Verwaltung, der das Archiv unterstand, war „der Ansicht, daß die archivale Tätigkeit
die Arbeitskraft eines arbeitskräftigen Mannes im Durchschnitt des Jahres
nicht erschöpft" M. Der zu weite Abstand von Archiv und Verwaltung hat schließlich
zu dieser, wie ich meine, nicht unverständlichen Stellungnahme des Hofkammerpräsidenten
geführt. Hatte doch Zingeler selbst schon dafür Argumente geliefert,
als er in seinem Artikel „Archiv", den er 1889 für das Staatslexikon der Görres-
Gesellschaft schrieb, zum Verhältnis Archiv - Registratur meinte: „Es liegt mithin
zutage, daß zwischen Archiv und Registratur ein gewisser Zusammenhang besteht".
Bei der Erörterung der Unterscheidungsmerkmale von Archivar und Registrator
tritt Zingeler für eine spezielle wissenschaftliche Ausbildung der Archivare nach
französischem und bayerischem Vorbild ein und stellt fest: „Der Archivar dagegen
steht voll und ganz in der Reihe der Gelehrten". Schon bei Eugen Schnell, am
deutlichsten aber dann bei Zingeler und ebenso noch - wenn auch unter veränderten
Bedingungen — bei Zingelers Nachfolger Gustav Hebeisen fehlte die den Archivar
kennzeichnende doppelte Beziehung einerseits zur Verwaltung, andererseits zur
historischen Forschung. Durch ihre zahlreichen und vielfältigen Publikationen haben

Die Zigeuner Rosel, Köln o. J. — Weitere histor. Romane Zingelers: Friedrich von Zollern der
öttinger, Kulturgeschichtliche Erzählung aus dem 15. Jahrhundert, Glogau o. J. — Der Münsterbaumeister
von Straßburg, Kulturhistorische Erzählung, Köln o. J. — Aus altem Geschlecht,
Roman in 2 Tin., Stuttgart 1880, 2. Aufl. Trier 1907. - Der Reichskanzler, Roman in 2 Bden.,
Stuttgart 1890. — Zollern-Nürnberg, Roman, Stuttgart 1896.

FAS, Bestand Hofkammer Sigmaringen, Personalakten Zingeler Bd. 2, NVZA 18501, Nr. 127.

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