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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0103
Archive und Landesgeschichte

haben sich inzwischen stark gewandelt und ebenso das Berufsverständnis der Archivare
M. Deshalb ist es auch nicht zulässig und führt zu Verzerrungen, würden wir
unsere Vorgänger am heutigen Berufsbild des Archivars messen. Doch wir dürfen
sie vergleichen mit anderen gleichzeitig an der landesgeschichtlichen Forschung beteiligten
Archivaren in südwestdeutschen Archiven. Wenn wir nach Donaueschingen
in das Fürstlich Fürstenbergische Archiv hinüberschauen 82, sehen wir dort in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nebeneinander zwei, oft drei wissenschaftlich
ausgebildete Historiker arbeiten. Von Heinrich Roth von Schreckenstein, Siegmund
Riezler, Karl Ludwig Baumann, Aloys Schulte, Georg Tumbült und Franz Karl
Barth bis hin zu Karl Siegfried Bader waren dort Historiker am Werk, die durch
ihre wissenschaftliche Arbeit nicht allein die fürstenbergische Hausgeschichte und die
geschichtliche Landschaft der Baar erschlossen; sie zählen darüber hinaus zu den
ersten Vertretern der landesgeschichtlichen Forschung in Deutschland. In der Zeit,
als sich im Fürstenberg-Archiv Riezler und Baumann „in die Hand arbeiteten" 83,
lagen sich in Sigmaringen Schnell und Zingeler in den Haaren. In Donaueschingen
wurde die Bibliothek lange Zeit vom Archiv mitverwaltet, war dem Archiv praktisch
angegliedert und dienstbar; in Sigmaringen waren beide Institute getrennt,
und in der Bibliothek saßen zweifellos die wissenschaftlich Befähigteren.

Dieser Vergleich darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß in Sigmaringen
die Voraussetzungen und Startbebedingungen die denkbar schlechtesten waren. Als
Roth von Schreckenstein in einem intakten, durch die Säkularisation um wertvolle
Bestände gewachsenen Archiv, im Jahre 1862 mit seiner das fürstenbergische Ur-
kundenbuch vorbereitenden Regestensammlung begann, war man in Sigmaringen
gerade mit der Zerreißung der alten Archive und Provenienzen fertig geworden;
und als Riezler 1877 den ersten Band des Fürstenbergischen Urkundenbuches vorlegte
, sollte es in Sigmaringen erst noch weitere sieben Jahre dauern bis zum Abschluß
der Inventarisierungsarbeiten. Die Hauptfragen der hohenzollerischen Hausund
Landesgeschichtsforschung wurden schon seit den Zeiten Stillfrieds und Maer-
ckers außerhalb Hohenzollerns betrieben, ebenso die Herausgabe der „Monumenta
Zollerana". Die eigenen wissenschaftlichen Interessen des Fürsten Karl Anton
konzentrierten sich schon seit dem Beginn der 50er Jahre sehr stark und auch mit
Erfolg auf die Kunstsammlung, und auf diesem Gebiet hatte das kleine Sigmaringen
im 19. Jahrhuundert einen hervorragenden Ruf M. Doch mit der Beauftragung Ludwig
Schmids, die hohenzollerische Hausgeschichte zu schreiben, hatte der Fürst keine
so glückliche Hand wie das Haus Fürstenberg oder das Haus Waldburg mit seinem
hervorragenden Joseph Vochezer 85. Bei diesen Vergleichen darf auch nicht vergessen
werden, daß die mediatisierten Häuser in Schwaben nicht nur über intakte Archive

81 Vergl. Friedrich Meinecke, Archivberuf und historische Forschung, Der Archivar 10 (1957)
Sp. 1—6. — Gerhard Pfeiffer, Das Berufsbild des wissenschaftlichen Archivars, Der Archivar 20
(1967) Sp. 35—44. - Franz Herberhold, Der Archivar als Historiker, Der Archivar 21 (1968)
Sp. 1-8.

8! Die folgenden Angaben und Zitate aus: Karl Siegfried Bader, Archiv und geschichtliche Landesforschung
, Ein Jahrhundert wissenschaftliche Arbeit im Fürstenberg-Archiv zu Donaueschingen,
Archivalische Zeitschrift 50/51 (1955) S. 57-69.

8S Ebenda S. 66.

84 Kaufhold, Fürstenhaus und Kunstbesitz, ZHG 3 (1967) S. 155 f; ZHG 4 (1968) S. 81-84.

85 Joseph Vochezer, Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg, 3 Bde, Kempten 1888—1907. Zu
Vochezer vergl. das Vorwort zu Bd. 3 S. V-XVI von J. B. Sproll.

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