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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0110
Decker-Hauff

schaft mit dem Hause Habsburg gibt den Hohenbergern seit 1280 auch weiten
politischen Einfluß bis hin in die Ostalpenländer, begründet aber zugleich den Niedergang
des Geschlechts: an großen Aufwand und vielseitige politische Verflechtung
gewöhnt wird den Hohenbergern die Tatsache zum Verhängnis, daß ihre habsburgi-
schen Vettern nach Friedrich dem Schönen die deutsche Krone auf Generationen hinaus
verlieren. Die Hohenberger beginnen ihren großen Besitz zu teilen und zwar
unter alle Söhne und offenbar zu gleichen Teilen, und das bei kinderreichen Familien
und mehrere Generationen rasch nacheinander: hundert Jahre nach dem glanzvollen
Höhepunkt (1280-1310) leben die verarmten Nachkommen auf dem schwindenden
Rest ihrer Besitzungen, verkaufen die letzten Erben ihre Grafschaften an
Österreich, Wirtemberg und Kurpfalz, fristen im Herrendienst einigermaßen noch
ein standesgemäßes Leben und sterben schließlich, in viele Äste und Zweige geteilt,
im Laufe des 15. Jahrhunderts in allen Linien im Mannesstamme aus.

Entsprechend dürftig ist die Überlieferung der Geschichte dieses wichtigen, für
die Landesgeschichte Schwabens hervorragenden Geschlechtes. Während für die vom
Glück begünstigteren, genealogisch und biologisch dauerhaften anderen Linien des
Gesamthauses — die schwäbischen und die fränkischen Zollern - das fünfzehnte
Jahrhundert einen bemerkenswerten Aufstieg brachte, der eine entsprechend dichte
urkundliche Uberlieferung zur Folge hatte, werden im Spätmittelalter die Nachrichten
über die Hohenberger immer karger und setzen schließlich so weitgehend
aus, daß zugegebenermaßen über viele Personen, ja über ganze Linienzusammenhänge
in diesem Hause Unklarheit, ja Ratlosigkeit herrscht.

Die herkömmlichen Sitze und Städte der Hohenberger gingen schon im Laufe
des 14. Jahrhunderts alle an Habsburg, Wirtemberg und Kurpfalz über, zugleich
wohl auch ihre älteren Archive. Am Ende des Mittelalters waren alle Linien im
Mannesstamm erloschen, die Tochternachkommen lebten teilweise weit entfernt.
Schließlich geriet Reuthin, das wichtigste der hohenbergischen Hausklöster, seit
1534 durch die zwangsweise eingeführte Reformation in Verfall: Das Reuthiner
Archiv kam zum Teil nach Stuttgart, blieb zum Teil in Reuthin, um dort im 17.
und zuletzt im 19. Jahrhundert durch Plünderung und Brände zugrunde zu gehen.
Unachtsamkeit und die erwähnten Brände zerstörten schließlich auch die einst reichen
Grabmale der Hohenberger bis auf wenige Reste. Es kamen also alle nur denkbaren
ungünstigen Umstände zusammen, um die Hohenberger Geschichte quellenarm
zu machen.

Anders als mit den schwäbischen Zollern-Hohenzollern und den fränkischen
Zollern-Nürnberg (daß diese Reihung der beiden Linien nach dem Alter die geschichtlich
zutreffende ist, hat Rudolf Seigel jüngst einleuchtend dargetan) hat sich
die gelehrte Forschung mit den Hohenbergern nur spät und selten befaßt. Während
es an Sammeleifer und Publikation für die beiden Hauptstämme zu keiner Zeit
gefehlt hat, ist das Haus Hohenberg erst wieder im 19. Jahrhundert (und eigentlich
nicht um seiner selbst willen, sondern als - wichtiger, ehemals machtvoller - Teil
des Gesamthauses Hohenzollern) der Forschung würdig erachtet worden. Hier ist
vor andern der Tübinger Historiker Ludwig Schmid zu nennen, der mit seinen
heute z. T. mehr als ein Jahrhundert alten, nur mehr schwer verständlichen, spätromantischen
, gefühlsbetonten, gemütsbewegten, hochgemuten, von unerschöpflicher
Liebe zum Stoff getragenen Darstellungen nicht müde wurde, auf die landes- und
reichsgeschichtliche Bedeutung der Hohenberger hinzuweisen.

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