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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0151
Zur Gammertinger Kunstgeschichte

Capellen verdingt, ist verzehrt worden 2 fl 10 xr. Dem Bildhauwer von Bibrach
von erstgemeltem Altar bezahlt 80 fl. Item alß mann den Altar zue Bibrach
abgeholt, zehrung undt fuehrlohn bezalt 9 fl 44 xr. Bey aufrichtung des Altars ist
bey Johann Stehlin verzehrt worden 8 fl 10 xr."

Unser besonderes Interesse gilt dem Bildhauer, dem wir diesen heute noch
erhaltenen St. Michaelsaltar verdanken. Wer verbirgt sich hinter diesem anonymen
Biberacher Meister? Nachforschungen in Biberach 13 ergaben, daß in der fraglichen
Zeit nur ein Bildhauer in der Stadt ansässig war: der aus einer alten Biberacher
Künstlerfamilie stammende Hans Thomas Kutzberger, wahrscheinlich ein Sohn
des Baumeisters Thomas Kutzberger und Enkel des Hans Kutzberger, der vermutlich
die Muttergotteskapelle zu Neufra erbaut hat w. Nach dem Biberacher katholischen
Totenregister starb Hans Thomas Kutzberger am 1. November 1684 im
Alter von 77 Jahren im dortigen Spital. Als Geburtsjahr ergibt sich also 1607. Für
die Eröffnung einer eigenen Bildhauerwerkstätte kommt am ehesten das Jahr
seiner Heirat mit Eva Paur (8. bzw. 10. Februar 1632) in Frage ls. Dies ist um so
wahrscheinlicher, als am 23. Februar 1633 Georg Mayer aus Unteropfingen, Mitglied
des Biberacher Inneren Rats, einstiger Geselle, Mitarbeiter und vermutlicher
Nachfolger des berühmten Biberacher Bildhauers Hans Dürner (f 1613), gestorben
ist le.

Kutzbergers Schaffensperiode fiel in die Zeit des 30jährigen Krieges und in
die beiden Jahrzehnte danach. Aufträge waren da begreiflicherweise spärlich. In
den Beilagen der Biberacher gemeinschaftlichen Kirchenpflegerechnungen für die
evangelische und katholische Pfarrgemeinde 17 finden sich lediglich zwei Einträge.
Danach erhielt Hans Thomas Kutzberger am 16. Dezember 1659 für die Reparierung
des Hochaltars von St. Martin 8 Gulden und 30 Kreuzer sowie am 11. Februar
1660 für die Reparierung des Sebastiansaltars in derselben Kirche 1 Gulden
und 31 Kreuzer. Von weiteren Aufträgen für Kutzberger wußte man in Biberach
bisher nichts, vor allem als Bildhauer war er völlig unbekannt. Um so überraschender
ist daher die Nachricht, daß der Hochaltar der Gammertinger Michaelskapelle
von Kutzberger im Alter von 67 Jahren geschnitzt worden ist. Dieses Werk
beweist seine Bedeutung als Schnitzer und rückt ihn durchaus in die Nähe von
Künstlern wie Hans Dürner 18 und Johann Eucharius Hermann 19.

13 Für tatkräftige Unterstützung danke ich dem Pfarrbüro von St. Martin und Herrn Oberkreisarchivrat
Dr. Kurt Diemer, Biberach.

14 Walther Genzmer: Die denkmalpflegerische Instandsetzung der Muttergotteskapelle in Neufra.
Deutsche Kunst und Denkmalpflege 1964, 45—50, besonders 49. - Die Kunst- und Altertums-
Denkmale im Königreich Württemberg. Im Auftrag des K. Ministeriums des Kirchen- und
Schulwesens hrsg. von Eduard von Paulus und Eugen Gradmann. Inventar Donaukreis. Band 1:
Oberämter Biberach, Blaubeuren, Ehingen, Geislingen. Bearb. von Julius Baum, Hans Klaiber
und Bertold Pfeiffer. Esslingen: Neff. 1914, 21. Im Folgenden abgekürzt: Inventar Oberamt
Biberach.

15 Freundliche Mitteilung von Herrn Dr. Diemer, Biberach.
M s. Anm. 14: Inventar Oberamt Biberach 23.

17 Kurt Schaal: Auszüge aus den Akten des Archivs der gem. Kirchenpflege Biberach (Manuskript
im Kreis- und Stadtarchiv Biberach).

18 s. Anm. 16. - Hellmut Hell: Forschungen zur südschwäbischen Plastik in der Zeit der Gegenreformation
. Diss. phil. Tübingen 1948. - Adolf Schahl: Beiträge zur Plastik des Manierismus
in Oberschwaben. Jakob Bendel - David Weiß — Hans Dürner — Georg Grassender. Das Münster
1961, 361-367.

18 Alfons Kasper: Johann Eucharius Herman, der Lehrmeister von Franz Joseph Christian. Das
Münster 1962, 205-213.

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