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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0152
Hermann

Wenden wir uns daher dem Hochaltar der Michaelskapelle zu. Er zeigt einen
von Säulen flankierten Mittelteil, darüber ein Gesims und unterbrochene Bogen-
giebel, auf denen Engelputten sitzen. St. Michael mit der Seelenwaage und hocherhobenem
Flammenschwert krönt den Altaraufbau. Neben den Säulen stehen auf
auskragenden Konsolen Plastiken von St. Anna und St. Joachim. Unterhalb der
Konsolen, an den Säulenpostamenten, über den Kapitellen und in der Mitte des
Gesimses sind elegant modellierte Engelsköpfe angebracht. Den Altar ziert reiches
Akanthusblattwerk, besonders üppig über den Seitenfiguren. Das Altarbild, ein
Ölgemälde, zeigt St. Michael, Blitze schleudernd gegen Luzifer und die gefallenen
Engel. Das querrechteckige Antependium ist mit bunten Blumen bemalt und in
einen reich geschnitzten Akanthusrahmen gefaßt. In der geosteten Kirche steht auf
der nördlich auskragenden Konsole würdig und ernst der heilige Joachim 20, der
Gemahl der heiligen Anna. Die ausgebreiteten Arme, der vorgesetzte linke Fuß
und der altareinwärts gewandte Kopf verleihen der statischen Figur eine gewisse
Bewegung. Er trägt ein geschlossenes, hochgegürtetes und vorn mit Litzen und
Knöpfen besetztes Gewand mit kurzen, seitlich aufgeschlitzten Ärmeln und ein
Untergewand, dessen lange, etwas zurückgeschobene Ärmel Querfalten bilden.
Sein Mantel ist über die linke Schulter geworfen und von hinten unter dem rechten
Arm nach vorn gezogen, so daß der Umschlag dicke Faltenwülste bildet. Ein Mantelzipfel
ist an der linken Hüfte in den Gürtel gesteckt. Stiefel an den Füßen und
einen Stock in der rechten Hand erweckt Joachim den Anschein des Schreitens. Er
trägt eine runde Mütze mit Pelzaufschlag. Das Gesicht wird von einem halblangen
Bart und kräftigen Haarlocken umrahmt. Auch die unterhalb des Gürtels in der
Mitte und an den Seiten niederfallenden Faltenstege mit dazwischenliegenden Vertiefungen
verdienen Beachtung.

Joachim gegenüber, auf der südlich auskragenden Konsole, steht, den rechten
Fuß vorgesetzt, die heilige Mutter Anna u. Im linken Arm hält sie ihre Tochter
Maria, den rechten streckt sie dem Beter entgegen. Ihr Kopf ist zur Altarmitte
gerichtet. Sie trägt ein fußlanges Kleid, geschmückt mit einem Halstuch in querverlaufenden
Falten. Ein Kopftuch verhüllt auch die Schultern. Der Mantel ist
um die rechte Schulter gelegt, von hinten unter dem linken Arm durchgezogen
und vorne schräg nach oben genommen, wobei der umgeschlagene Teil breite
Faltenwülste bildet.

Ihr Haupt ist ebenso wie das des heiligen Joachim mit einem Strahlenkranz
hinterfangen. Maria hat die Hände gefaltet. Das Kleid reicht ihr bis zu den Füßen.
Ihr langes Haar ist über den Ohren nach hinten gekämmt, einzelne Strähnen fallen
auf die Schultern nieder.

Beide Figuren sind kraftvoll geschnitzt. Bei den Gewändern überwiegt ein
reiches Faltenspiel, flache Gewandteile sind selten. Der Bildhauer liebt Kontraste.
Er arbeitete mit hohen Faltenstegen und tiefen Tälern, wobei er die Stege durch
Kerben und Dellen auflockert. Haarsträhnen und Bartlocken sind gut herausgearbeitet
, die Liebe zum Detail ist überall spürbar. Reizvoll sind auch die beiden
Engelskinder mit den kleinen Flügeln auf den seitlichen Giebelstücken. Das schmale
Tuch um ihre Schultern haben sie von hinten zwischen die Beinchen genommen.

!0 Vermutlich aus Lindenholz, hinten abgeflacht, neuere Fassung, 98 x 58 x 22 cm.
n Vermutlich aus Lindenholz, hinten abgeflacht, neuere Fassung. 98 x 48 x 28 cm (St. Maria ist 33

cm hoch).

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