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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0158
Hermann

erübrigt sich; sie wurden vertragsmäßig geleistet. Dagegen ist die Frage wichtig,
was mit den alten abgebrochenen Altären geschah. Die Rechnung von 1682/83
vermerkt unter Einnahmen: „Item hab ich von den Heiligen Pflegern feit- undt
Harthaußen wegen den altderen so daselbsten in Kirchen undt Capellen stehen
auß gn[ädigen] Herrschaft bevelch empfangen per 17 fl." Die ehemalige Ausstattung
wurde also an die Nachbargemeinden Feldhausen und Harthausen abgegeben
. Davon dürfte allerdings nichts mehr erhalten sein.

Im Anschluß an diese ausführlichen Nachrichten erhebt sich die Frage: wer
verbirgt sich hinter den drei Rottenburger Meistern, dem Bildhauer, Maler und
Altarschreiner? Die Lösung des Problems soll im folgenden versucht werden.

Am 15. November 1677 erhielt der von Münster im Aargau (Beromünster,
Kanton Luzern) stammende Bildhauer Heinrich Karl Amrhein das Rottenburger
Bürgerrecht31, nachdem ihm seine Gattin Anna Maria Tum (auch Dumb oder
Thumb) am 7. November des gleichen Jahres einen Sohn namens Karl Joseph
geboren hatte 32. Amrhein dürfte bei seinem Zuzug schon verheiratet gewesen sein,
da seine Frau mit Sicherheit nicht aus der Neckarstadt stammte. Er war drei
Jahrzehnte lang der einzige Bildhauer in Rottenburg. Daher kann der Gammer-
tinger Auftrag nur an ihn ergangen sein. Im Umkreis von Rottenburg lassen sich
von ihm zahlreiche Bildhauerarbeiten nachweisen, von denen allerdings der größere
Teil nicht mehr vorhanden ist. Amrhein schuf in rascher Folge die Plastiken
für die drei Altäre der Wurmlinger Kapelle (1682), für den Hochaltar (1692),
den ölberg- und den Allerheiligenaltar von St. Moritz zu Rottenburg (1684) und
für den mächtigen Hochaltar von St. Martin, dem heutigen Dom, (1693). Im Jahr
1696 beauftragte ihn das Kollegiatsstift zum Heiligen Kreuz in Horb mit der
Anfertigung des St. Anna-Altares und schließlich meißelte er das Epitaph für den
Stiftsherrn Georg Philipp Sindlinger von St. Moritz in Rottenburg (1703), das er
mit den Anfangsbuchstaben seines Namens HCA signiert hat3S. Auch für Burladingen
hat Amrhein gearbeitet. Für die dortige St. Georgskirche lieferte laut
Heiligenpflege-Rechnung von 1691 der „Bildhauer zu Rottenburg" zwei Bilder um
8 Gulden34. Schon 1683 schuf ein ungenannter Bildhauer für 4 Gulden 45 Kreuzer
ein Kruzifix auf dem Burladinger Friedhof. 1685 fertigte wahrscheinlich derselbe
Künstler zwei Plastiken für einen Altar an, der ein Jahr zuvor vom Hetlinger
Schreiner geliefert worden war. Ob sich hinter diesem anonymen Künstler
wohl Heinrich Karl Amrhein verbirgt? Auf eine weitere Arbeit machte mich mein
Freund Herrmann Brommer aufmerksam: Laut Verding vom 7. September 1683
lieferte der aus Lothringen stammende „Meister Johannes Rosier Glockengießer
von Rottenburg", drei Glocken an die Pfarrkirche zu Höchenschwand bei St. Blasien
im Schwarzwald35. Beim Vertrag befindet sich auch eine Quittung über
3 Gulden des Heinrich Carl Amrhein „vor ein ausgestochten Waben [Wappen]

31 Franz Manz: Bildhauer, Kunstschreiner und Stukkateure [in Rottenburg a. N.]. Sülchgauer
Altertumsverein Rottenburg a. N. Jahresgabe 1958, 23.

32 Für die freundliche Unterstützung von Herrn Dompfarrer Hagel, Rottenburg, danke ich sehr
herzlich.

33 Freundliche Mitteilung der Herren Franz und Dieter Manz, Rottenburg.

34 Johann Adam Kraus: Kunst und Kultur in den Heiligenrechnungen von Burladingen. HH 9
(1959) 24-26, 44—46.

35 Generallandesarchiv Karlsruhe, Bestand 229 Nr. 43940: Bau von Kirche, Turm und Altären zu
Höcheschwand 1598-1699. Freundliche Mitteilung von Herrn Hermann Brommer, Merdingen.

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