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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0171
Zur Gammertinger Kunstgeschichte

nacher S[ankt] Blasii". Es liegt nahe, daß Amrhein öfter für Rosier Modelle zu
Glockenzierrat geschaffen hat. Heinrich Karl Amrhein arbeitete sehr eng mit
seinem Bruder Hieronymus, dem Kunst- und Altarschreiner, zusammen36, so daß
wahrscheinlich Hieronymus Amrhein die Altaraufbauten der Gammertinger Kirche
angefertigt hat. Hieronymus Amrhein wurde am 23. November 1679, kurz nach
der Geburt seiner Tochter Elisabeth, das Rottenburger Bürgerrecht verliehen. Nach
dem Totenregister der Martinspfarrei starb er am 3. Januar 1712. Sein Bruder
hat ihn lange überlebt37.

Im Konzept zum Verding des Gammertinger Hochaltars vom 25. November
1681 wird „Herr Bartholome als Mahler" genannt. Es handelte sich demnach um
Bartholomäus örttlin (Ertle) aus Munderkingen, der 1678 mit seiner Frau Magdalena
Harp das Rottenburger Bürgerrecht erworben hatte 38. Seine Zusammenarbeit
mit den Gebrüdern Amrhein ist 1684 für den ölbergaltar in St. Moritz zu Rottenburg
belegt.

Es hat den Anschein, daß von der Gammertinger Altarausstattung aus der
Zeit zwischen 1680-1682 nichts erhalten geblieben ist. Für den in den Jahren
1803/04 erstellten Neubau der Pfarrkirche wurden die alten Altäre nicht mehr
verwendet. Über ihr weiteres Schicksal schweigen die Quellen. Dies bedeutet ohne
Zweifel für die Barockplastik unseres Gebietes einen großen Verlust. Denn allein
die Mittelgruppe des Rosenkranzaltars dürfte eine kostbare Zierde der einstigen
Barockkirche gewesen sein. Wir haben ihn uns wohl so ähnlich vorzustellen, wie
den im Bildteil wiedergegebenen Altar der Stiftskirche zu Lautenbach im Elsaß,
der von Anton Ketterer (1692-1748) geschnitzt wurde S9.

In der Pfarrkirche zu Neufra befinden sich zwei Plastiken aus der Zeit um
1680-1700: Madonna mit Kind und St. Josef mit Kind. Beide haben große
Ähnlichkeit mit den Figuren des Ölberg-Altares in St. Moritz zu Rottenburg, so
daß sie vermutlich dem Bildhauer Amrhein zuzuschreiben sind. Sie können uns
eine ungefähre Vorstellung von der Schaffensweise Amrheins geben und wurden
deshalb ebenfalls in den Bildteil aufgenommen.

Die vorliegende Untersuchung zeigt, daß die gründliche Auswertung der vorhandenen
Quellen noch manche neuen Ergebnisse in die heimische Kunstgeschichte
einbringen kann. Den hervorragenden, aber doch relativ weit entfernten Bibera-
cher Meister Hans Thomas Kutzberger haben die Gammertinger vielleicht nur
verpflichtet, weil in den nahe gelegenen Städten wie Sigmaringen, Riedlingen und
Hechingen damals kein Bildhauer zu finden war. 1680 aber war Kutzberger schon
zu alt geworden für ein Projekt wie das der Altarausstattung der Gammertinger
Pfarrkirche. Seinen Platz nahm nun der Schweizer Bildhauer Amrhein ein, dessen
Arbeitsgebiet Rottenburg bis hin zur Zollernalb umfaßte. Seine Gammertinger
Schnitzwerke entziehen sich zwar unserer Bewertung, weil sie verlorengegangen
sind. Aber als archivalische Wiederentdeckung und als Bereicherung unseres theoretischen
Kunstwissens sind sie gewichtig.
86 s. Anm. 30, 24.

37 Leider läßt sich das Todesdatum in den Standesbüchern yon St. Martin in Rottenburg/N. nicht
mehr feststellen, da von den Jahren 1736-1748 die Einträge fehlen.

38 Franz Manz: Rottenburger Maler und ihre Werke. Sülchgauer Altertumsverein Rottenburg a. N.
Jahresgabe 1959, 19.

39 Hermann Brommer: Colmarer Bildhauer des 18. Jahrhunderts. Annuaire de la Sodetc? historique
de Colmar 22 (1972) 33-65. Für die Überlassung des Klischees danke ich dem Colmarer Geschichtsverein
, insbesondere Dr. Lucien Sittler, herzlich.

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