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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0175
Besprechungen

z. B. die Frage, welches Werk sich hinter der wiederholt genannten „Hirsauwisch Cronic"
(S. 25) verbirgt - ob der „Codex Hirsaugiensis", das „Chronicon Hirsaugiense" oder die
„Annales Hirsaugienses" -, nicht durch bloße Vermutungen entschieden werden, sondern
durch exakte Quellenkritik. (Die Verfasserin schreibt S. 7: „Die Annalen können überdies
mit der Bezeichnung „Chronic" wohl nicht gemeint sein". Dem steht die Tatsache entgegen,
daß Trithemius selbst auch seine große, zweibändige Hirsauer Klostergeschichte als „Chronicon
Monasterii Hirsaugiensis" titulierte).

Den Zugang zum Text verstellt sich die Autorin gelegentlich durch unnötige Interpretationsbarrieren
. Sie fragt mehr oder weniger ausschließlich, ob die Aufzeichnungen
Küngs sachlich richtig sind oder nicht. Die Suche nach dem „historischen Kern" beruht auf
einer Fragestellung, welche insbesondere die auf die Sicherheit des Faktums erpichte
Historie des 19. Jahrhunderts kennzeichnete. Die Verfasserin macht sich kaum bewußt,
daß auch Küng mit traditionellen Topoi arbeitete und zeitüblichen Geschichtstheoremen
Tribut zollte, daß jede Chronik „Anschauungen ihrer Zeit" (Lhotsky) widerspiegelt und
deshalb „als Darstellung, Ausdruck und Spiegel des Zeit- und Selbstbewußtseins" (Grundmann
) zu verstehen ist.

Die kritischen Marginalien sind nicht als Lesefrüchte eines selbstgerechten und besserwissenden
Rezensenten zu Papier gebracht worden. Es wäre auch ein grobes Mißverständnis
, wenn man der hier versuchten Beurteilung unterstellen wollte, daß sie darauf
angelegt sei, den Eindruck einer durchaus positiven Gesamtleistung zu trüben. Die Autorin
hat ihre Arbeit nicht nur mit unzeitgemäßen Literaturangaben versehen, sondern auch mit
einer Menge guter Einzelbeobachtungen ausgestattet. Daß sie zur Erforschung der frühneuzeitlichen
Geschichtsschreibung einen wichtigen, in jeder Beziehung begrüßenswerten und
sachlich weiterführenden Beitrag geleistet hat, steht außer Frage. Daß noch einiges zu tun
bleibt, um die Arbeitsweise des Geschichtsschreibers Sebastian Küng, seine Geschichtsauffassung
und den Gehalt seiner Chronik präziser in den Griff zu bekommen, ist allerdings
nicht weniger gewiß.

Tübingen Klaus Schreiner

Handbuch der bayerischen Geschichte. Hrsg. von Max Spindler. Zweiter Band: Das alte
Bayern. Der Territorialstaat vom Ausgang des 12. Jahrhunderts bis zum Ausgang des
18. Jahrhunderts. Dritter Band: Franken, Schwaben, Oberpfalz bis zum Ausgang des
18. Jahrhunderts. München: Beck'sche Verlagsbuchhandlung. 1969-1971. XXXVI,
1180 S.; XXXIV, 1622 S.

Die landesgeschichtliche Forschung ist seit dem ersten Weltkrieg in gewisser Weise von
einer paradoxen Entwicklung gekennzeichnet. Durch ihre Lösung von einer rein kleinstaatlich
„vaterländischen" und dynastischen Ausrichtung und durch die Überschreitung
isolierender Betrachtungsweisen im Vergleich historisch-politischer Einheiten konnte sie
namentlich in der Erforschung der historischen Landschaft bedeutsame Fortschritte erzielen.
Durch differenzierte Befragung der Quellen und neue Problemstellungen wurde der Wissensstand
weit über die Grenzen des 19. Jahrhunderts hinaus erweitert. Im Gegensatz zu
den Einzeluntersuchungen verringerte sich die Zahl der zusammenfassenden Darstellungen,
die dem interessierten Laien oder dem neuansetzenden Forscher die Möglichkeit der Information
über den Stand des Wissens geboten hätten. So ist man auch heute noch für Württemberg
im wesentlichen auf die Darstellung Ch. F. Stälins, für Hohenzollern auf Fidelis
Baur, für Baden auf Fr. v. Weech und für die Pfalz auf L. Häusser angewiesen. Wissenschaftliche
Forschung und gängiges Geschichtswissen entfernen sich dabei immer weiter
voneinander.

Eine seltene Ausnahme bildet das seit 1967 unter der verantwortlichen Leitung des
Münchner Historikers Max Spindler erscheinende vierbändige „Handbuch der bayerischen

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