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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0188
Neues Schrifttum

Besitzgeschichte und Urkundenüberlieferung) gelingt es Wunder, diese Stammreihe bis auf
Werner Schenk v. Staufenberg 1260 zu erweitern. Mit großer Wahrscheinlichkeit hatten
dessen Vorfahren das gleiche Amt bei den Kiburgern inne und begaben sich nach der Verarmung
dieser Familie um 1260 in zollerische Dienste. Den Namen Stauffenberg nahmen
die Schenken der Zollern von ihrer kleinen Ministerialenburg auf einem Hang oberhalb der
Starzel bei Stein an; er scheint von einem älteren Sitz wohl in der nächsten Umgebung des
Zollernberges dorthin übertragen worden zu sein (vgl. dazu auch J. A. Kraus, Hohenz.
Heimat 14/1964 S. 46 f); möglicherweise wurde er auch von einer älteren Burg in der
Ortenau übernommen.

Der Wirkungsraum der ersten Schenken lag in den Burgen und Dörfern am Rand der
Alb zwischen Hechingen und Reutlingen. Ihre Teilnahme an den Ereignissen der Reichsgeschichte
und denen ihrer schwäbischen Heimat im Gefolge der Zollern ist wahrscheinlich.
Ihr Besitz lag zunächst im zollerischen Einflußgebiet mit Schwerpunkt um Zell und Talheim
mit der Burg Andeck. In der Folge eines Zwistes mit Eitelfriedrich v. Zollern während
des zollerischen Krieges lösten sie sich nach 1435 völlig aus dem zollerischen Raum,
nachdem schon in den Jahren zuvor der Schwerpunkt des Besitzes in das Gebiet der Grafen
von Hohenberg verlagert worden war. In der Mitte des 16. Jahrhunderts traten die Schenken
in württembergische Dienste; eine Heirat mit der Tochter des württembergischen Rates
Hans Truchseß von Bichishausen brachte die Schenken in den Besitz des Guts Wilflingen,
das zur neuen Stammheimat der Familie wurde. Aus Heiratsverträgen, urkundlichen Erwähnungen
und Testamenten zeichnet Wunder ein Bild der Angehörigen der Familie, wie
es für den niederen Adel im 16. Jahrhundert eine Seltenheit ist. Ein bemerkenswerter Fund,
der die Stellung eines Stauffenberg zur Reformation kennzeichnet, gelang dem Verfasser
mit der Entdeckung zweier Schriften, die Schenk Jakob 1524 und 1525 veröffentlichen ließ.

Nach 1566 teilte sich die Familie in die ältere Wilflinger Linie, die den Reichsgrafenstand
erwarb und 1833 ausstarb, in die heute noch blühende Amerdinger Linie, in die Linie
zu Katzenstein und die Linie zu Bach. Etwa zur gleichen Zeit wandten sich die Schenken
dem Dienst für das Haus Österreich zu, wo 1558 Albrecht Forstmeister in Burgau und
1566 Hauptmann in Konstanz wurde; 1593 übergab er dieses Amt seinem Sohn. Wie wichtig
dieser Schritt aus der Dienstmannenschaft süddeutscher Grafenhäuser in die des Hauses
Habsburg wurde, macht der Freiheitsbrief deutlich, den Kaiser Maximilian II. 1571 wegen
der großen Verdienste der Schenken ausstellte, mit dem die Besitzungen der Familie als
reichsunmittelbar anerkannt wurden. Mit Sebastian (1578 Domherr in Augsburg, 1579 in
Würzburg, 1579 in Bamberg, zeitweise auch in Konstanz und Eichstätt) stellte die Familie
ihren ersten Domherrn. Der Erwerb hoher kirchlicher Ämter wurde neben dem Reichsdienst
entscheidend für ihren weiteren Aufstieg. Mit der Wahl Marquart Sebastians zum Bischof
von Bamberg gelang ein entscheidender Schritt, mit der den Schenken ein neuer Wirkungskreis
eröffnet wurde. 1698 wurden die Brüder und Vettern des Bischofs in den erblichen
Freiherrnstand erhoben, womit auch äußerlich anerkannt wurde, daß die Familie dem ursprünglichen
Dienstmannenstand entwachsen und in die freie Ritterschaft eingegangen war.
Die Schilderung der Amtszeit Marquart Sebastians und des Konstanzer Bischofs Johann
Franz von Stauffenberg gibt einen guten Einblick in die Rolle, die die Familienpolitik in
den hohen Domkapiteln der Barockzeit spielte. Einen Abschluß erreichte der Aufstieg der
Familie mit dem Erwerb der Reichsgrafenwürde 1791, nachdem anderen ritterschaftlichen
Familien bereits früher dieser Schritt geglückt war (Castell 1681, Ostein 1712, Sickingen
1773, Kageneck 1778). Ein Ausbau der Familienbesitzungen zu eigener Staatlichkeit gelang
jedoch nicht mehr. Die Auflösung der kleineren Grundherrschaften nach 1803/06 und
ihre Eingliederung in Württemberg und Bayern beendeten die Eigenständigkeit des süddeutschen
Adels. Die rüde Haltung König Wilhelms von Württemberg gegenüber dem
oberschwäbischen Adel führte schließlich dazu, daß sich die Schenken für die bayerische
Staatsangehörigkeit entschieden, wo Franz Ludwig 1874 wegen seiner Verdienste als Referent
für den Staatshaushalt, als Sekretär und Präsident der Kammer der Reichsräte in den
erblichen bayerischen Grafenstand erhoben wurde. Sein Neffe Franz (1834-1901) gehörte

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