Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0196
Neues Schrifttum

nahtlos sich allerdings die deutsche in die europäische Entwicklung einpaßt oder andersherum
: wie bestimmte Ereignisse oder Zustände in Deutschland sich nur aus dem europäischen
Kontext erklären lassen, zeigt Wilhelm Abels Buch „Agrarkrisen und Agrarkonjunk-
tur. Eine Geschichte der Land- und Ernährungswirtschaft Mitteleuropas seit dem hohen
Mittelalter". Es erschien - bescheiden als „Versuch" bezeichnet - erstmals 1935 als Habilitationsschrift
eines jungen Gelehrten. Das Buch war damals ein wissenschaftliches Ereignis
, nicht zuletzt, weil es dem Gebannt-Sein der wissenschaftlichen Welt durch das Phänomen
„Krise" Rechnung trug. Wenn es 30 Jahre später bei unveränderter Grundkonzeption
, durch die Einfügung des reichen Erfahrungsschatzes Abels vollständig neu bearbeitet
und beträchtlich erweitert, unter Zustimmung der Fachwelt (vgl. etwa Frauendorfer
in ZAGAS 2, 1966, S. 225 ff.) in zweiter Auflage erscheinen konnte, so beweist dies, daß
es als Pionierleistung noch nichts von seiner Bedeutung verloren hat.

Auf über 700 Jahre, d. h. auf die Zeit seit der Ausbildung des Städtewesens auf
europäischem Boden, erstreckt sich die Darstellung der Landwirtschaft und ihrer Leistungen
im gesamtwirtschaftlichen Rahmen ihrer Entwicklung, ihrer Krisen und Konjunkturen,
immer zugleich unter der Zielsetzung, ob und wie es ihr jeweils gelungen ist, die Menschen
zu ernähren. Der Darstellungsraum umfaßt die deutschen Territorien sowie England, die
Niederlande, Belgien, Frankreich und verschiedentlich auch Italien und Polen. Neben den
durchgehenden Entwicklungen auf den Agrarmärkten wird besonders ausführlich der Entwicklungsbruch
behandelt, der das vorindustrielle Zeitalter von dem industriellen in der
Agrar- und Ernährungswirtschaft Mitteleuropas trennt. Ferner werden neben den Fragen
der säkularen Schwankungen stärker auch die der kurzfristigen Veränderungen, d. h. des
Absatzes von Agrarprodukten und der Versorgung mit Agrarprodukten, berücksichtigt. Als
Brücke zwischen Theorie und Geschichte angelegt, bringt das Buch eine Fülle makro- wie
mikroökonomischer Daten. Zur besseren Übersicht wurden Tabellen, soweit irgend möglich,
durch Schaubilder ersetzt, die dieses vergleichende Zahlenmaterial zugleich lebendiger in
Erscheinung treten lassen. Längere Preisreihen sind im Anhang zusammengefaßt, der
neben den notwendigen Erläuterungen zu den Münz- und Maßreduktionen auch eine für
die weitere Forschung wichtige Übersicht über die Quellenschriften zur Preis- und Lohngeschichte
Mitteleuropas enthält.

So grundlegend und für eine Einarbeitung unentbehrlich die bisher vorgestellten
Publikationen sein mögen, für die konkrete Arbeit an Quellenmaterial im Archiv reichen
sie nicht aus. Wer sich mit südwestdeutschen Verhältnissen befaßt, dem seien vor allem
zwei Bücher besonders empfohlen: Theodor Knapp „Neue Beiträge zur Rechts- und
Wirtschaftsgeschichte des württembergischen Bauernstandes" und Hans Jänichen „Beiträge
zur Wirtschaftsgeschichte des schwäbischen Dorfes".

„Den Knapp" bekommt man seit über 50 Jahren (Erstauflage 1919, Reprint 1964) in
die Hand gedrückt, wenn man als Archiv-Neuling am ersten Tag zu viele Fragen stellt.
„Der Knapp", obwohl veraltet, ist auch heute noch das unersetzliche Nachschlagewerk für
jeden, der sich mit schwäbischer Agrargeschichte beschäftigt, trotz der vielen inzwischen
erschienenen Monographien und trotz seiner kleinen Fehler.

Er stellt, ausgehend davon, daß der Bauer, nicht nur wie im Sprichwort zwei, sondern
vielen Herren dienen mußte, das Verhältnis des Bauern zu diesen verschiedenen Obrigkeiten
dar. Nach zwei kurzen Kapiteln über das Verhältnis zu Kaiser und Reichskreis werden
die Verpflichtungen gegenüber dem und die Abhängigkeiten vom Landes-, Dorf-, Gerichts-,
Zehnt-, Grund- und Leibherrn, die jeweils verschiedene Personen sein konnten, ausführlich
beschrieben. Im Kapitel „Der Bauer und der Zehntherr" etwa werden erläutert und
vielfältig durch Beispiele belegt: der große und kleine Zehnt, der Obst-, Heu- und
Weinzehnt, der Blutzehnt, Steinzehnt, und der Novalzehnt. Weitere Kapitel sind der Dorfgemeinde
, den Marksteinen und Grenzbezeichnungen sowie der Bauernentlastung in Württemberg
gewidmet. Die Darstellung in Band 1 ist knapp, erfaßt jedoch alle wichtigen Begriffe
und Aspekte. Band 2 enthält eine Fülle aufschlußreicher Quellenbelege und Ergänzungen
. Gute Sach- Orts- und Personenregister erschließen das Werk, das mit einem

178


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0196