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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0197
Besprechungen

Nachwort endet, welches hier nicht unterschlagen werden soll: „Um nicht zu einer falschen
Einschätzung der Arbeitslast und der Mußezeit eines württembergischen Gymnasialrektors
Anlaß zu geben, bemerke ich, daß von der Arbeit für dieses Buch der größte Teil in die
frühen Morgenstunden vor dem Beginn des Unterrichts fällt, ein anderer in die späten
Abendstunden, ein dritter in die Ferien. Mit achtstündiger Arbeitszeit war es freilich dabei
nicht getan."

Das zweite hier vorzustellende Buch ist als Festgabe zum 60. Geburtstag von Hans
Jänichen erschienen und enthält neben einem Verzeichnis der wissenschaftlichen Veröffentlichungen
zwei der zentralen Arbeiten des Geehrten. Hans Jänichen, Leiter der Abteilung
Landesbeschreibung der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, ist einer der
besten Kenner der südwestdeutschen Siedlungs- und Agrargeschichte, ein Forscher von
Rang, der mit zum Teil von ihm entwickelten Methoden Ergebnisse erzielt hat, die die
älteren Auffassungen oft in revolutionärer Weise korrigieren. Weiten Kreisen wurde er
durch seine Arbeit an den großen Kreisbeschreibungen von Balingen, Tübingen und Konstanz
bekannt.

Die beiden Untersuchungen stellen eine Summe der jahrzehntelangen Forschungen
Jänichens dar. Die Arbeit „Mittelalterlicher und neuzeitlicher Ackerbau in Schwaben, vorwiegend
nach Zeugnissen aus dem Neckarbecken behandelt" füllt eine seit jeher beklagte
Lücke. Jänichen legt, ausgehend von den ackerbautechnischen termini der Quellen, mit ihr
die erste umfassende Untersuchung aller mit dem Ackerbau in Schwaben zusammenhängenden
Probleme vor. Seine Darstellung, aus tausenden von Einzeldaten aus den Quellen erarbeitet
, besticht durch ihre mit guter Lesbarkeit verknüpfte wissenschaftliche Prägnanz.
Einiges aus dem Inhalt: Nach den Ackergeräten und Ackerarbeiten werden die verschiedenen
Ackerbautechniken, die Begrenzung der Äcker und das Problem der Überfahrt erörtert.
Ausführungen über die Ackermaße, die Ackerfrüchte, die Dreifelderwirtschaft und den
Acker im Hof- und Lehenverband und in der Gemeindemarkung schließen sich an. Die
nicht minder interessante zweite Abhandlung hat zum Thema „Markung und Allmende
und die mittelalterlichen Wüstungsvorgänge im nördlichen Schwaben".

Jänichens Absicht war es, „ein Werk, das keine endgültigen Lösungen bringen kann,
sondern mit vielen Quellenbelegen zur weiteren Sammlung und Diskussion anregen will",
vorzulegen. Dies ist ihm sicher gelungen. Die Resonanz auf seine früheren Arbeiten, vor
allem aus Kreisen der Orts- und Heimatforscher, ist die Gewähr dafür. Beide Arbeiten
bieten auch dem Nicht-Fachmann oder Neuling eine umfassende Information, die er interessanter
und solider nirgends findet. Spezielles für Hohenzollern, das den obengenannten
Büchern vergleichbar wäre, gibt es leider noch nicht. Die Arbeiten: G. Hebeisen „Beiträge
zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte des hohenzollerischen Bauernstandes" (Mitt. Ho-
henz. 58, 1924), Th. Knapp „Zur Geschichte der Bauernbefreiung in Hohenzollern" (Mitt.
Hohenz. 60, 1926) und J. Cramer „Die Grafschaft Hohenzollern. Ein Bild süddeutscher
Volkszustände 1400-1850" (Stuttgart 1873) sind zwar immer noch das Beste und erstaunlich
modern in der Fragestellung, können aber nur als erste Ansätze gewertet werden.

Zum Schluß dieser Buchbesprechung sei im Rückgriff auf die Einleitung ein weiterer
Exkurs in die Gegenwart erlaubt. Die in den letzten Jahrzehnten auf dem Land eingetretenen
starken gesellschaftlichen Veränderungen, die prekäre sozialökonomische Situation,
in die nicht nur die deutsche Landwirtschaft geraten ist, die Erkenntnis, daß das Verhältnis
von Land und Stadt in einem von der Hochindustrialisierung bestimmten Sozialsystem
einer neuen Deutung bedarf, haben in Deutschland wie in anderen europäischen Ländern
das Interesse für die empirische Untersuchung der ländlichen Sozialprozesse wach werden
lassen. Diese Analyse leistet die Agrarsoziologie als Lehre von den gesellschaftlichen Gebilden
und Prozessen auf dem Land.

Peter von Blanckenburg bietet in seinem 1962 erschienenen und inzwischen leider vergriffenen
Buch erstmals im deutschsprachigen Raum eine Einführung in das Gesamtgebiet
der Agrarsoziologie. Dabei verfolgt er zwei Ziele. Im ersten Teil werden nach einem Uberblick
über die vorindustriellen und industriellen Gesellschaftssysteme soziologische Grund-

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