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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0198
Neues Schrifttum

begriffe, die in den ländlichen Sozialprozessen von besonderer Bedeutung sind, dargestellt
und vorwiegend an Beispielen aus dem ländlichen Raum erläutert. Der Autor will damit
vor allem soziologisch nicht geschulten Lesern die Möglichkeit bieten, sich mit der soziologischen
Denkweise, Sprache und Methode vertraut zu machen und ein Mindestrüstzeug
zur Beurteilung soziologischer Sachverhalte zu erwerben.

Im zweiten Teil des Buches wird in sieben Kapiteln die Situation der Landbevölkerung
in der Industriegesellschaft vor allem der der Bundesrepublik Deutschland dargestellt.
Nach Erörterung des Land-Stadt-Problems werden wichtige ländliche Sozialgruppen wie
Bauern, Landarbeiter, Nebenerwerbslandwirte und Pendler sowie Sozialgebilde wie die
Landfamilie und das Dorf besprochen. Dabei ist jeweils das wichtigste statistische Zahlenmaterial
verarbeitet. Der Autor beschränkt sich nicht auf eine sorgfältige und alle Gesichtspunkte
abwägende Analyse, sondern versucht darüber hinaus auch Verständnis für die von
ihm beschriebenen komplizierten gesellschaftlichen Zusammenhänge zu wecken, Vorurteile
zurechtzurücken und auch „einige Normen von begrenzter Reichweite aufzustellen", d. h.
Hinweise für eine Zukunftsentwicklung mit Chance auf Erfolg zu geben.

Es ist ihm ein sehr informatives und äußerst anregendes Buch gelungen, dessen Neuauflage
man sich bald wünschen möchte.

Freiburg i. Br. Werner Haberle

David Warren Sabean: Landbesitz und Gesellschaft am Vorabend des Bauernkriegs. Eine
Studie der sozialen Verhältnisse im südlichen Oberschwaben in den Jahren vor 1525.
Stuttgart: Fischer. 1972. 175 S. (Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte 26).

D.W. Sabean unternimmt es in seiner Dissertation, den wirtschaftlichen und sozialen
Hintergründen des Bauernkriegs von 1525 im südlichen Oberschwaben nachzuspüren. Die
einleitenden Kapitel über geographische Grundlagen, politische Struktur und rechtliche Verhältnisse
der Bauern in Oberschwaben und den Verlauf des Bauernkriegs um Ravensburg
waren zur Unterrichtung der amerikanischen Leserschaft der Abhandlung gedacht; sie bringen
keine neuen Aspekte zum bisherigen Stand der Forschung. Ausgehend von den wirtschaftlichen
Klagepunkten in den Beschwerdeartikeln der Bauern, die die Allmendnutzung,
Verwaltung der Zehnten, Steigerung der Abgaben für die Bauerngüter, Leibeigenschaft und
Leibfall betrafen, sucht der Verfasser nachzuweisen, ob und welche wirtschaftlichen Verschlechterungen
zu den Bauernunruhen von 1525 führten. Ein Verzicht auf die mehrfache
Erörterung von Fragestellungen, deren Beantwortung der Autor dann wegen des - wirklichen
oder nur angenommenen - Mangels an Quellen nicht in Angriff nimmt, wäre einer
wünschenswerten Straffung des Textes zugute gekommen. Aus der Analyse der Leiheformen
für Bauerngüter der Grundherrschaften der Klöster Weingarten und Weißenau, der
Stadt Ravensburg sowie der Adelsherrschaften Königsegg und Waldburg zieht der Verfasser
an Hand von wenigen Beispielen den Schluß, daß Weingarten bis 1540 üblicherweise die
Bauerngüter auf „drei Lebtage", nach 1540 nur noch auf Lebzeit des Mannes als Lehensträger
verlieh. Ravensburg begann nach 1480, als Erblehen verliehene Güter von den Erben
zurückzukaufen und in Fallehen zu verwandeln. Die Quellenbasis für beide Behauptungen
(Weingarten 96 Leiheverträge, Ravensburg 3 Höfe) ist jedoch sehr schmal und müßte an
Hand von weiteren Beispielen überprüft werden. Die ortsgeschichtliche Literatur und die
Untersuchungen von V. Ernst (OAB Tettnang1 S. 286-290) hätten unbedingt herangezogen
werden sollen. Wesentlich besser belegt ist die These, daß in allen genannten Grundherrschaften
die Grundzinse zwischen 1480 und 1540 nicht wesentlich erhöht wurden. In 71
untersuchten Weingartener Höfen blieben die Abgaben zwischen 1458 und 1531 in 72 Prozent
aller Fälle gleich oder erhöhten sich nur unwesentlich. Wesentliche Steigerungen der
Abgaben ließen sich nur bei den Höfen nachweisen, die im Vergleich zu den übrigen Besitzungen
Weingartens stark unterbewertet waren. Der eigentliche Druck ging von der auf

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