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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0048
Bernhardt

wertete sie als Diffamierung, persönliche Kränkung und Verletzung seiner gräflichen
Ehre 96. 1584 ersuchte Eitelfriedrich das Domkapitel von Augsburg, dem
Nürnberger Christoph Ulrich, den er 1582 auf dem Reichstag zu Augsburg als
Kanzlisten und später als Rentmeister angestellt hatte und der ohne vorherige Abrechnung
geflohen war, weder Unterschlupf zu gewähren, noch einen Dienst zu
geben. „Dieweill dan solche unerliche leichtfertige meineidige Leut under ehrliebenden
redlichen Biederleutten billich nit geduldet werden sollen, auch kein Herr
mit inen woll gedient sein kan, so hab ich nit underlassen wollen, Euwer Erwür-
den und Liebden erzeltes seines hiesigen Verhaltens hiemit wissig zu machen und
dieselb vor ime trew und freundtlich zu warnen, damit er nit wie hie und anderer
Orten zuvor auch beschehen, dergleichen Practicken und Bossen seiner Art und
Natur nach üben und raissen möge" 91.

In demselben Jahr beschwert sich Eitelfriedrich beim Herzog von Liegnitz
über einen schlesischen Adligen, den er an seinem Hofe beschäftigt hatte. Über
diesen, der „ehrlich und mit Warheit zum bästen von mir vort geschickt worden"
war, habe er erfahren, daß er „sich ein Zeit lang zu Stutgarten aufgehalten, da-
selbsten dermassen costlich und prächtigh hergebrangt, das Seinig und alleß, wz er
von mir empfangen, beim Wein mit leichtfertiger Bursch unnutzlich verthon und
umbgebracht, daß er, wie nichts weiters vorhanden gewest, mich jedes Orts feischlich
außgeben und zwarn unverschuldter Sachen jedoch mit Unwarheit zum
höchsten diffamirt, alß were er mit Ungnaden dermassen allerdings bloß abgefertigt
. Deßwegen ich dazumahl ime nachzuschreiben und hergegen meine notwendige
warhafte Entschuldigungh durch aigne Bottschaften an Tagh zu geben wohlbefugter
Weiß verursacht worden" M.

Großes Aufsehen hat der Streit mit dem Kapellmeister Leonhard Lechner erregt
, der aus vergleichsweise nichtigem Anlaß entstanden war ". Der „als gewaltiger
Componist und Musicus" weithin gerühmte Nürnberger Schulmeister wurde
von Eitelfriedrich im März 1584 gegen gute Bezahlung als Kapellmeister angestellt
und mit Geschenken überhäuft. Trotz dieser Gunstbezeugungen konnte
Lechner nicht lange in Hechingen gehalten werden. Die Empfehlung seines Lehrers
Orlando di Lasso und die Fürsprache des Herzogs Wilhelm V. von Bayern
weckte in ihm die Hoffnung auf die freigewordene Kapellmeisterstelle am Hofe
des Kurfürsten August von Sachsen. Eitelfriedrich nahm das Entlassungsgesuch an
und war bereit, auf die halbjährige Kündigungsfrist zu verzichten. Es wurde aber
vereinbart, daß Lechner vor der Abreise seinen Nachfolger Ferdinand di Lasso 14
Tage lang in die „Kirchengebreuch" einführen sollte. An diese Absprache hat sich

80 FAS, HHU283, A 669, 709; DH A 320 und 321, R 40.103 und 104, R 166. 1 und 5. -
StAS, Ho 1, C II 8, Nr. 122, Bl. 67 f., 79 f., Nr. 123, Bl. 128 f. - Schmid 354 f., 380 f.

97 StAS, Ho 1, C II 8, Nr. 122, Bl. 35 ff.

98 Ebenda, Bl. 68.

99 Leonhard Lechner und sein Streit mit dem Grafen Eitel Friedrich von Hohenzollern im
Jahre 1585. Ein Kultur- und Charakterbild aus dem 16. Jahrhundert nach einem Aktenstück
des Königlich sächsischen Geheimen Staatsarchivs bearb. von Otto Kade. Monatshefte
für Musik-Geschichte. 1(1869) 179-185, 188-197. - Moritz Fürstenau,
Kurfürst August von Sachsen, Graf Eitel Friedrich von Hohenzollern-Hechingen und
der Kapellmeister Leonhard Lechner. Mitteilungen des Königlich Sächsischen Vereins
für Erforschung und Erhaltung vaterländischer Geschichts- und Kunstdenkmäler.
20(1870) 55-69. - Schmid 185-225.

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