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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0088
Bernhardt

Georg nicht ständig in Hechingen fest, sondern erlaubte ihm, gelegentlich auch an
andere Höfe zu reisen. Gegen Ende des Jahres 1600 bekam Johann Georg mit seinen
beiden Schwestern Maximiliane und Johanna Streit, der vermutlich von seiner
Gemahlin Franziska ausgelöst worden war. Die Auseinandersetzungen spitzten
sich im Januar 1601 so zu, daß sich Eitelfriedrich mit dem Gedanken trug, Franziska
für einige Zeit an den Hof ihres Schwagers, des Markgrafen Georg Friedrich
von Baden, zu schicken. Unglücklicherweise erfuhr dann Eitelfriedrich noch
von hohen Spielschulden, die Johann Georg in München gemacht hatte und seinem
Vater bis dahin verheimlichen konnte 335. Eitelfriedrich hatte zwar im Juli
1598 vom Würfelspielen seines Sohnes gehört und diesen sofort zur Rede gestellt.
Johann Georg gelang es aber, den Vater mit der Behauptung zu beruhigen, er
habe keinen Würfel angerührt außer zum „Brettspil umb ein schlechtes Geld pro
recreatione das khurze Buff zu spilen. Ausserhalb des Bretts" habe er lediglich
zweimal „Passadieci" gespielt, aber nicht höher als um einen Gulden, „dan ich
wol ein Unmensch sein müste, was mein Herr Vatter lang mit Mhüe erspart hette,
daß ich es in dergleichen unehrlichen Sachen spendieren und verthun solte" 33S.
Eitelfriedrich ließ es bei dieser Entschuldigung bewenden und ist der Sache nicht
weiter nachgegangen. In Wirklichkeit aber hatte Johann Georg, bis er im September
1598 München verließ, 3000 Gulden beim Spielen verloren, so daß er mit einer
strengen Bestrafung rechnen mußte, wenn sein Vater den wahren Sachverhalt
erfuhr 337. Johann Georg wartete daher die Reaktion Eitelfriedrichs erst gar nicht
ab, sondern ist am 12. Februar 1601 „vor Tags aus dem Haus und seinem Schwägern
Marggraf Georg Friderichen zu Baden ... zugeritten". Eitelfriedrich war
über die großen Spielschulden und mehr noch über die Flucht seines Sohnes aufs
äußerste erregt. Dem Herzog Maximilian I. von Bayern schrieb er: „nun wirt er
mir nit leicht mehr under Augen derfen, wie ichs im auch nit raten wolt". Gleichzeitig
war er aber in Sorge, daß Johann Georg „der enden bey seinem Schweher
und Schwägern, den Rheingrafen, als bey den Luterischen verfiert, in ein Schwir-
merey geraten und also an Leib und Seel verderben mecht" 338. Die Angst, der
Sohn könnte sich in seiner Notlage der protestantischen Seite zuwenden, zwang
Eitelfriedrich, seinen Zorn zu zügeln und behutsam vorzugehen. Markgraf Georg
Friedrich beeilte sich auch, Eitelfriedrich zu beschwichtigen. Er erklärte, Johann
Georg nur deshalb bei sich aufgenommen zu haben, weil er glaube, „Ihr würden
ihne lieber alhie, dan villeicht ahn andern Orten sehen und leiden mögen", und
fuhr fort: „so solt Ihr mir doch gänzlich zutrauwen, dz ich obgemelt Euwern
Sohne nicht allein nicht zuvil Recht geben, noch Glauben zu stellen, vil weniger
ihne in seinem Thuen steifen, sondern vilmehr eusserstes Vermögens dahin wolle
bedacht sein, wie doch kindtlicher Gehorsam, so er Euch in allweg schuldig, erhalten
, alle Misverstend hingelegt und in bessers Wesen gericht" werden möchten.
Drei Tage später ließ der Markgraf Eitelfriedrich wissen, daß er seinen Kanzler
Dr. Josef Hettler nach Hechingen senden werde, weil er „befunden, daß dises
wichtige... Werckh sich durch Schreiben nit verrichten lassen will, sonder hie-

335 FAS, HH A 709.

338 Brief vom 16. Juli 1598 (FAS, HH A 669).

337 Wie Anm. 335.

338 Wie Anm. 334

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