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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0117
WOLFGANG MÜLLER

St. Luzens Bedeutung

für das religiöse Leben Hechingens*

Wer die in neuem Glanz erstrahlende Kirche St. Luzen betritt, begegnet nicht
nur einem Sakralraum von seltener und ausnehmender Pracht, sondern einem historisch
sehr interessanten Ort, der zu einer Fülle von geschichtlichen Überlegungen
Anlaß gibt. Schon das ungewöhnliche Patrozinium gibt Fragen auf, die
kaum lösbar scheinen. Bei St. Luzius handelt es sich eindeutig um einen maßgebenden
Heiligen der Diözese Chur. Hinter dem dortigen Dom hat er eine eigene Kirche
St. Luzius, deren Ringkrypta des 8. Jahrhunderts, die zum Grab des Heiligen
führt, jeden Besucher beeindruckt. Eine Reihe von Kirchen und Kapellen im Chu-
rer Bistum sind ihm geweiht; in vielen Kirchen ist ein Bild dieses verehrten Bistumspatrons
zu finden *. Obwohl man seines Festes auch in anderen Diözesen bis
nach Mainz und Regensburg hin gedacht hat2, finden sich Luziuskapellen oder
-kirchen nur wenige außerhalb der Diözese Chur, einige in der übrigen Schweiz
und zwei noch am nachbarlichen Bodensee, in Konstanz und in Überlingen 3. Unser
St. Luzen ist die einzige weiter abgelegene Kultstätte des Heiligen - vom alten
Rätien aus gesehen weit weg in einer ganz anderen Landschaft. Doch wer war
dieser Luzius? Wir haben schon aus dem 8. Jahrhundert den Text einer Festtagspredigt
4 über ihn, die eine Reihe von verwirrenden Erzählungen bringt und ihn
offenbar schon verwechselt mit einem englischen König gleichen Namens, der,
zum Christentum bekehrt, nun seinerseits Glaubensprediger in Rätien geworden
sei. Daß es sich um einen Verkünder des göttlichen Wortes in immer noch heidnisch
gebliebenen Tälern des rätischen Landes handelt, wird heute allgemein angenommen
5. Es war in seiner Zeit (6. Jahrhundert) schon längst ein Bischof in

* Der vorstehende Text ist aus einem Vortrag erwachsen, der anläßlich der Wiedereröffnung
von St. Luzen in Hechingen am 26. Oktober 1975 gehalten wurde. Für freundliche
Mithilfe bei erneuter Überprüfung der quellenmäßigen Belegbarkeit der geläufigen Angaben
über St. Luzen habe ich vor allem Herrn Oberarchivrat Dr. Walter Bernhardt,
Sigmaringen, zu danken. Wertvolle Hinweise habe ich auch von Herrn Stadtpfarrer
Dr. Theodor Seeger und Herrn Willy Baur, Hechingen, erhalten.

1 Johann Georg Mayer, Geschichte des Bistum Chur. Bd. 1. Stans 1907, 22.

1 Ebd. 17.

s Ebd. 21-22.

4 Mon. Germ. Hist. Scriptores rerum Merov. III, 1-7; Iso Müller, Die karolingische
Luciusvita, Jahresber. d. Hist. Antiqu. Ges. von Graubünden 85 (1965) 1-51.

5 Heinrieb Büttner/ho Müller, Frühes Christentum im schweizerischen Alpenraum. Einsiedeln
1967, 22.

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