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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0121
St. Luzens Bedeutung für Hechingen

Kultur dienen konnten. Inmitten der Städte waren Marktmöglichkeiten für Nähe
und Ferne geboten, die mit besonderem Recht geschützt wurden, die Siedlung
wurde von Mauern umgürtet, die Schutz und Verteidigungsmöglichkeiten geboten
haben. Offene Dörfer waren in diesen so fehdereichen Zeiten allzu verwundbare
Objekte, deren Niederbrennung und Vernichtung ihren Herren bittere Verluste
brachten. Durch die Städtegründung wurde jener große Wandel vollzogen, der
unseren Landschaften neue Akzente verlieh und zwischen die bis dahin rein bäuerlich
Lebenden eine zweite Art des Lebens, das Städtische, einschob. Bis dahin
hatte alles den Charakter des Bäuerlichen; alles Leben, auch das des Königs und
der Fürsten wie auch des niederen Adels spielte sich auf den Großhöfen ab mitten
in dem ernährenden Betrieb der Landwirtschaft. Auch der König hatte keine Residenzstadt
. Er zog von einem Königshof zum anderen mit seiner Gefolgschaft
und wurde dort so lange ernährt, bis die gesammelten Naturalablieferungen aufgegessen
waren. Dann zog er zum nächsten weiter, wie wir an Hand der Daten
und Ortsangaben der von ihm ausgestellten Urkunden genau verfolgen können.

Auch die Zollern bauten sich ihre Burg direkt über dem Dorf und neben ihr
über den anschließenden Bergstreifen hinweg eine planmäßig angelegte Stadt Hechingen
. In ihrer Mitte bot eine breite Marktstraße die für den Handel erwünschte
Möglichkeit. Die Stadt wurde mit Mauern umgeben und durch zwei Tore erschlossen
; das untere Tor steht heute noch, vom Dorf her über die Steige erreichbar
, das obere ist abgetragen worden. Das Dorf wird nun gelegentlich „Altstadt
an der Starzel" genannt, nicht als ob es damit als eine der Bergstadt zeitlich vorausgehende
Stadt gekennzeichnet werden wollte. Auch in Pforzheim braucht man
ähnliche Redensart: die alte Dorfkirche vor Pforzheims Mauern trägt in gleicher
Weise den Namen „die Altstädter Kirche". Das Dorf war eben die alte Siedlung
, der nun die Stadt auf dem Berg gefolgt war.

Was bedeutet aber eine solche Veränderung der Besiedlungsstruktur in der Situation
der Pfarrei? Genau genommen eigentlich gar nichts. Es ist interessant
zu beobachten, daß die Anlage einer Stadt zunächst die pfarrlichen Verhältnisse
in keiner Weise wandelt. Die Städter gehen wie bisher in gewohnter Weise in ihre
Dorfkirche, besuchen dort die heilige Messe, lassen taufen, geben sich dort zur Ehe
und werden auf dem Friedhof ihrer Pfarrkirche beerdigt. In seltenen Fällen beginnt
man bald mit dem Bau einer Kirche i n der Stadt. Dabei bleiben aber die
Pfarrechte ungeschmälert bei der bisher zuständigen Kirche. Ich darf Beispiele aus
der näheren Umgebung Hechingens nennen, über die eine eigene Arbeit von Walter
Stettner vorliegt21: Rottweil, Oberndorf, Balingen, Ebingen, Ehingen am Neckar
und Reutlingen, wohl auch Tübingen. Ja, manchmal war es sogar ein benachbartes
, mit anderem Namen benanntes Dorf, zu dem die Stadt pfarrhörig blieb wie
in Schömberg, Rosenfeld, Sulz am Neckar, Horb, Rottenburg: dessen alte Pfarrkirche
Sülchen steht heute noch und ist die Grablege der Bischöfe des Bistums
Rottenburg geworden. Sigmaringen gehörte weiterhin in die Pfarrei Laiz, Haigerloch
bis 1683, durch die Eyach aufgespalten, einerseits nach Weildorf, andererseits
nach Trillfingen. Man kann aber auch an entferntere berühmte Beispiele erinnern,
an Heidelberg, dessen ursprüngliche Pfarrkirche St. Peter mit Friedhof noch vor
der Grabenstraße liegt, an Bruchsal mit seiner alten Dorfkirche St. Peter mitten

21 ZWLG 25 (1966) 131-181.

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