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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0122
Müller

im Friedhof auf der Höhe hinter der Stadt22, an Villingen, wo in dem Friedhof
rings um die alte Dorfkirche vor der mittelalterlichen Mauer noch die Villinger
bestattet werden 23. Auch Ulm hatte ursprünglich im Nordosten vor der Stadt seine
Pfarrkirche und hat erst im 14. Jahrhundert in der Stadt Häuserquadrate niedergelegt
, um Platz für sein Münster innerhalb der Mauern zu schaffen. Stuttgart
war zunächst nach Altenburg zuständig, das Nikolausmünster in Überlingen war
lange Filiale der eigentlichen Pfarrkirche in Aufkirch. So dürfen wir uns auch
nicht wundern, daß sich in den pfarrlichen Verhältnissen in Hechingen durch das
Werden der Stadt zunächst nichts änderte und man nach wie vor St. Luzen als
Pfarrkirche benutzte und auf dem dortigen Friedhof die Toten bestattet wurden
24.

Ein Zweig der Zollernfamilie hatte das Amt des Burggrafen von Nürnberg
inne und konnte sich seit 1362 ein Fürstentum Ansbach-Bayreuth aufbauen. Im
Jahre 1415 wurden diese zudem mit der Kurwürde der Markgrafschaft Brandenburg
belehnt und sind damit zu den tragenden Fürstengeschlechtern des Reiches
aufgestiegen. Zur gleichen Zeit stand es mit ihren schwäbischen Vettern nicht gut.
Die beiden Brüder Friedrich genannt der öttinger und Eitelfriedrich I. waren aufs
schlimmste miteinander verfeindet. Der ältere „öttinger" entwickelte sich schließlich
zu einem üblen Raubritter, so daß die Städte gegen ihn mit großem Aufgebot
zogen und auf des Kaisers Sigmund Weisung hin, ihm keiner der Fürsten Beistand
leistete. Nach monatelanger Belagerung wurde die Zollernburg 1423 eingenommen
und total zerstört. Sie sollte nie mehr aufgebaut werden. Friedrich war entwischt,
wurde aber zuletzt im Elsaß geschnappt und im württembergischen Mömpelgard
bei Beifort zehn Jahre lang gefangen gehalten. Wieder frei geworden, begab er
sich auf eine Heiliglandwallfahrt, von der er nicht mehr zurückkehrte.

Eitelfriedrich des ersten Sohn, Graf Jost Niklas, war es, der eine Erlaubnis
zum Wiederaufbau der Zollernburg erreicht hat und 1452 in einer feierlichen
Grundsteinlegung einen sichtbaren Akt der Zustimmung arrangierte. Unter den
anwesenden Fürsten war auch der junge Bernhard von Baden 25, der später selig
gesprochen wurde und als Landespatron Badens verehrt wird. Derselbe Graf Jost
Niklas war es, der in der Stadt Hechingen begann, eine Pfarrkirche zu
bauen und zwar bezeichnender Weise in Mauerlage am oberen Tor - sonst war
nirgends mehr Platz, man hätte die Kirche denn auf den Marktplatz gestellt wie
in Rottenburg. Jost Niklas starb 1488; sein Sohn Eitelfriedrich II. vollendete die
Stadtkirche. Zugleich stiftete er eine Kanonikergemeinschaft von zwölf Geistlichen
, die die ganze Feierlichkeit des kirchlichen Stundengebetes und der großangelegten
Gottesdienste zu vollziehen hatten. Diese Kirche sollte die Grablege seines
Geschlechtes werden und damit das Dominikanerinnenkloster Stetten ablösen,
das seit seiner Gründung diese Funktion wahrnahm. Eitelfriedrich II. und seine
Gemahlin Magdalena von Brandenburg, eine Nichte des Kurfürsten Albrecht
Achilles von Brandenburg, wurden in dieser Stiftskirche begraben, wie die schöne
bronzene Grabplatte aus der Werkstatt der Nürnberger Vischer heute noch aus-

22 Wolfgang Müller, Pfarrei und mittelalterliche Stadt im nordbadischen Raum. Oberrheinische
Studien 3 (1975) 199-208.

23 Villingen und die Westbaar, hrsg. von Wolfgang Müller. Bühl 1972, 100-126.

24 Vgl. auch Wolfgang Müller, Der Beitrag der Pfarrgeschichte zur Stadtgeschichte. Historisches
Jahrbuch 94 (1974) 69-88.

25 Anna Maria Renner, Markgraf Bernhard II. von Baden. Karlsruhe 1958, 82 Nr. 75.

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