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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0124
Müller

die an der gleichen Stelle gestanden haben dürfte. Auch eine Jakobuskapelle gab
es zuvor. Dieser Apostel wurde bei der Gründung des Stiftes als dessen Patron gewählt
, so daß ein Jakobusstift in der Marienkirche beheimatet war. Dabei sind
aber die Titel nicht immer klar getrennt geblieben, sondern auch einmal wechselweise
oder miteinander gebraucht worden. Der Neubau des 18. Jahrhunderts hat
das Marienpatrozinium übergangen; er wurde nur dem Apostel Jakobus geweiht.

Im späten Mittelalter ist es eine häufige Erscheinung, daß Fürsten ihre Grablege
in ihre Stadt, die nun zur Residenzstadt geworden ist, verlegen und bei dieser
Gelegenheit ein Chorherrenstift für Gottesdienst und Gebet gründen. So haben die
Grafen von Württemberg schon 1320 das Stift Beutelsbach, in dessen Kirche bis
dahin die württembergischen Grafen beerdigt wurden, nach Stuttgart verlegt und
die dortige Stiftskirche erbaut. Die Badener machten es 1453 in Baden-Baden ähnlich
, als sie an der dortigen Pfarrkirche ein Stift errichteten, sie weithin neu bauten
und die Grablege des Geschlechtes bei den Zisterzienserinnen in Lichtental
beendeten. Wieder die Württemberger verlegten die Klostergemeinschaft zu Sindelfingen
als Stift an die Pfarrkirche in Tübingen 1478, allerdings mit der Absicht,
dadurch z. T. die Neugründung der Universität finanziell zu unterbauen. Aber
auch daraus wurde eine große Grablege der Württemberger Grafen und Herzöge,
wie jeder bei einem Besuch dieses Gotteshauses rasch erkennt.

Bezeichnend ist, daß im gleichen Jahrhundert, in dem in Hechingen die Stadtkirche
erbaut und das Stift gegründet wurde, auch die Burg neben der Stadt eine
Erweiterung zum Schloß erfuhr 89. Wer denkt nicht daran, daß auch in Baden-Baden
in diesem endenden 15. Jahrhundert das Neue Schloß unmittelbar über der
Stadt anstelle eines Stadtteiles auf schmalem Bergrücken erbaut wurde und, als
Hohenbaden, im 12. Jahrhundert oben unter den Battertfelsen begonnen, um 1580
als Ruine liegen blieb - bis zum heutigen Tag. Die Burg Hohenzollern hat zunächst
nicht die gleiche Vernachlässigung erfahren; sie wurde sogar im 17. Jahrhundert
mit zeitgemäßen Befestigungen ausgebaut, aber das 18. Jahrhundert ließ schließlich
die Burg doch zerfallen 40, während man dem Stadtschloß in Hechingen als
Fürstenresidenz alle Sorgfalt zuwandte.

Graf Eitelfriedrich IL, der zu den Räten Kaiser Maximilians zählte und 1512
auf dem Reichstag in Trier starb, hat allem nach die Minderung, die er St. Luzen
durch die Errichtung der Stadtkirche angetan, wieder wettmachen wollen: sein
Testament enthält entsprechende Bestimmungen, in dem er seinen Nachfolger aufs
genaueste verpflichtete, an St. Luzen ein Franziskanerkloster zu gründen
41. Doch weder sein Sohn Franz Wolfgang, noch andere seiner Nachkommen
hielten sich zunächst an diese Bestimmungen des Testamentes, obwohl der Testator
ein großes Vermögen hinterlassen hatte. Es kam schließlich auch die Erschütterung
der Reformationszeit, die zwar in den hohenzollerischen Landen keine wesentliche
Änderung schuf, aber doch auch zeitweise den Fortbestand des Hechinger Stiftes
zu gefährden schien. So war es dann erst der Urenkel Eitelfriedrich des Zweiten,
Eitelfriedrich IV. (1576-1605), der den Willen seines Ahnen zur Ausführung
brachte, der im Testament seines eigenen Vaters Karl noch einmal aufgenommen
war.

39 Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns. Bd. I. Hechingen 1939, 186-187.

40 Ebd. 215.

41 Zum Franziskanerkloster St. Luzen vgl. Max Heinrichsperger in Alemannia Francisca-
na Antiqua 16 (1971) 139-222 (Lit.).

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