Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0126
Müller

einer Kirchenraumgestaltung der Renaissance ist im vorausgehenden Aufsatz ausführlich
berichtet. Mir bleibt nur, in Erinnerung zu rufen, daß man die Kirche in
den Außenmauern einfach übernahm, diese aber um einige Meter erhöhte, um so
den nötigen Innenraum zu gewinnen, den die zugedachte Ausschmückung erforderte
. Was der prachtliebende Landesherr durch Künstlerhand erstehen ließ, entsprach
zwar eigentlich gar nicht der schlichten Armut eines hl. Franz und der
strengeren Richtung seines Ordens, sondern eher den höchsten künstlerischen Vorstellungen
seiner Zeit. Bemerkenswert ist aber, daß das Programm des Dargestellten
, um das sich der Graf selbst gekümmert hatte, sich noch weithin an die aus
dem Mittelalter überkommene Uberlieferung anlehnt: die Wände des Schiffes
sind ringsum mit den Statuen der zwölf Apostel geschmückt; jedem ist einer der
zwölf Glaubensartikel des Credo's zugewiesen, genau wie in den mittelalterlichen
Kirchen fast jedesmal der Chor mit den Aposteln und entsprechenden Sätzen des
Glaubensbekenntnisses ausgemalt wurde. Im westlichen Teil des Schiffes war die
Passion Christi als Bilderfolge, wie man sie häufigst in den mittelalterlichen Kirchenausmalungen
antrifft. Sie ist leider durch den Einbau der Empore zu Beginn
des 18. Jahrhunderts zerstört. Die Schiffansicht des Chorbogens zeigt die Stigmatisation
des hl. Franz, um dieses tiefste Zeichen innerer Verbundenheit mit Christus
den Gläubigen ins Gedächtnis zu rufen. Die Chorreliefs bringen die sieben Hauptkirchen
Roms als eine bildgewordene Predigt über die mit Rom garantierte Einheit
der Kirche und die Innenseite des Triumphbogens die Darstellung der Himmelfahrt
Mariens, jenes so vielfach namentlich in barocken Kirchen verwendete
Thema; daneben ist St. Michael zu sehen, von jeher ein Symbol des Kampfes wider
das Böse.

Wenn man auch schon in der vorreformatorischen Zeit zu Anfang des
16. Jahrhunderts an die Gründung eines Franziskanerklosters in St. Luzen gedacht
hatte, so war jetzt, mitten in der Zeit der katholischen Reform, zweifellos mit der
Einrichtung dieses Klosters die Absicht verbunden, dem Katholizismus dieses Landes
eine Quelle innerer Kraft und Erneuerung zu erschließen. Die kleine Grafschaft
Hohenzollern war fast ringsum von dem neugläubigen Herzogtum Württemberg
umgeben, dessen geistiges Zentrum, die Universität Tübingen, in bedrohlicher
Nähe lag. Ihr wollte man in etwa mit diesem Franziskanerkonvent ein pari
bieten. Die besondere Situation hieß auch außerordentliche Maßnahmen treffen,
die aufs erste hin gerade nicht zu Franziskanern der strengeren Richtung der Ob-
servanten zu passen scheinen: schon die Gründungsurkunde garantiert dem Kloster
feste Einkommen, damit die Brüder nicht auf das Betteln angewiesen sind, das
in den so nahe liesenden protestantischen Gebieten sowieso unmöglich war. Freilich
hat der Dreißigjährige Krieg, der übrigens das Kloster in seltenem Maße verschont
hat, dem inzwischen (1623) zu fürstlichem Rang erhobenen Herrscherhaus
so hart mitgespielt, daß Einkommensgarantien weithin illusorisch wurden und
dann doch nur das Terminieren übrig blieb. Die Möglichkeit, im Rahmen der seelsorgerlichen
Tätigkeit auch in den habsburgisch-hohenbergischen Gebieten von
Rottenburg oder Horb die Gläubigen um milde Gaben anzugehen, fand aber auch
wieder ihre Grenzen, weil dem seit 1644 in Horb eingerichteten Franziskanerkloster
48 einer neuen noch einmal strengeren Abart des Ordens, der Reformaten,
Lebensmöglichkeit gewahrt bleiben mußte.

** Alemannia Franciscana Antiqua 9 (1962) 181 ff.

116


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0126