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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0190
BRUNO BARON VON FREYTAG LÖRINGHOFF

Alfons Bilharz 1836-1925

Ein Arzt, der Philosoph wurde *

Wenn wir heute des Philosophen und Arztes Alfons Bilharz gedenken, ist
unübersehbar, daß das nur nebenher anläßlich der Feier für seinen 11 Jahre älteren
Bruder Theodor, den hochberühmten Arzt, geschieht. Was der Mediziner für
die Menschheit leistete, ist unstrittiger und augenfälliger, als was der Philosoph
leisten wollte und konnte. Bei der innigen Liebe und Bewunderung, die Alfons für
diesen Bruder empfand, wäre es ihm sicher recht. Andererseits wußte der früh
verstorbene Theodor, daß aus seinem jungen Bruder Bedeutendes werden würde.
Es ist ganz richtig, beide zusammen zu feiern.

Dabei ist das Werk des Philosophen Alfons Bilharz schwer zu erschließen, und
ich kann nach noch zu kurzer Beschäftigung damit hier höchstens diese Aufgabe
als solche etwas sichtbar machen.

Alfons Bilharz war ein langes, an Abwechslungen und Wendungen zunächst
reiches Leben beschieden. Am 2. Mai 1836 in Sigmaringen geboren als Sohn eines
Hofkammerrates, eines weitgereisten Mannes, aufgewachsen in einem warmen,
lebendigen, geselligen Elternhaus, Schüler des hiesigen humanistischen Gymnasiums,
seinem älteren Bruder Theodor menschlich und in gemeinsamen Interessen besonders
eng verbunden, ging er 1854 an die Universität Freiburg, unschlüssig, was er
studieren solle. Seine ersten Absichten gingen zur Theologie und Philologie, wobei
das Helfenkönnen sein Hauptziel war. Schon bald aber, wohl nicht ohne eine gewisse
Resignation, kam er zu dem vernünftigeren Entschluß, Arzt zu werden, das
Helfen zuvörderst nicht der freilich höherwertigen Seele, sondern dem Leibe seiner
Mitmenschen angedeihen zu lassen. Das steht deutlich zwischen den Zeilen des
Briefes, in dem er Theodor darüber stolz und wieder selbstsicher schreibt. Er trieb
also zunächst in Freiburg Naturwissenschaften, ging dann bald nach Heidelberg
und begann mit der Anatomie das eigentlich medizinische Studium, setzte es in
Würzburg und Berlin fort. Dort traf er seinen Bruder Theodor, der inzwischen in
Ägypten in eine hohe Stellung gekommen war, und dieser freute sich so über die
geistige und persönliche Entwicklung, die er an seinem Bruder feststellen konnte,
daß er ihn nach Ägypten einlud. Nach weiteren Studien in Prag und Wien promovierte
Alfons 1859 in Berlin mit einer in Medizinerkreisen berühmten lateinischen
Dissertation über ein von Bruder Theodor ihm beschafftes anatomisches
Präparat der Genitalorgane eines äthiopischen Eunuchen. Der nüchternen medizinischen
Beschreibung und Diskussion gehen hier einleitende Abschnitte voraus, die

* Vortrag bei der Feier des 50. Todestages von Alfons Bilharz in Sigmaringen.

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