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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0196
Freytag Löringhoff

kanische Standpunkt zu erreichen. Interessant, daß wörtlich dasselbe seit den
zwanziger Jahren der große Ontologe Günther J a c o b y , freilich mit ganz anderer
Begründung, oft gesagt und geschrieben hat. So gedacht und gehandelt hat
auch Nicolai Hartmann, so daß Bilharz zweifellos ein zu beachtender Vorläufer
der realistischen Ontologien der zwanziger und unserer Jahre ist.

Zurück zum Erstlingswerk unseres Denkers. Wegen mangelnden Absatzes hat
der Verlag Cotta in Stuttgart einen großen Teil der Auflage schließlich in die
Stampfmühle gegeben. Damit mag zusammenhängen, daß die Tübinger Universitätsbibliothek
, in der sonst fast alles von,Alfons Bilharz zu finden ist, auch seit einigen
Jahren wohlgeordnet sein Nachlaß, dieses Buch nicht besitzt. Sie hätte es
gern.

Es war ein großes Glück, daß dem 1878 so plötzlich heimgekehrten nach Jahren
intensivster philosophischer Arbeit schon 1882 aus seinem ärztlichen Beruf
eine Existenzgrundlage gemacht wurde. Man gab ihm die vacant gewordene Stelle
des ärztlichen Direktors des Fürst-Karl-Landeskrankenhauses in Sigmaringen.
Dieses Amt hat er mit voller Hingabe und großem Erfolg ausgefüllt. Besonders
nahm er sich der dazumal oft vernachlässigten Irrenabteilung an und baute sie
modern aus. Mit dem Titel Geheimer Sanitätsrat geehrt, ging er schließlich 1907
in Pension, weil ein unaufhaltsam fortschreitendes Augenleiden den 71jährigen
dazu zwang. Er blieb, beliebt und hoch geachtet, in seiner Heimatstadt wohnen.
1914, nach dem plötzlichen Tode seines Nachfolgers, übernahm er vorübergehend
mit einem Kollegen zusammen wieder die Leitung, wobei er die Irrenabteilung betreute
. „Ich geh' halt wieder zu meinen Narren, da gehör ich hin", soll er gesagt
haben, natürlich auf Schwäbisch, humorig in der Resignation eines Denkers, der
als Philosoph nicht nur, sondern auch als politischer Schriftsteller und Mahner im
heißgeliebten Vaterland nur wenig Gehör gefunden hatte, trotz vieler Publikationen
. Nur die wenigen medizinischen darunter fanden ungeteilten Beifall. Das publizierte
philosophische Werk unseres Denkers ist schon dem Umfang nach keineswegs
geringfügig. 1879 erschien, wie gesagt, „Der heliozentrische Standpunkt der
Weltbetrachtung" bei Cotta in Stuttgart, alles in allem 350 Seiten. 1884, wie alle
folgenden Bücher, im Verlag Bergmann in Wiesbaden „Erläuterungen zur Kritik
der reinen Vernunft", 380 Seiten, weniger Kant erläuternd als vom eigenen
Standpunkt aus ihn kühn korrigierend. Kein Wunder, daß die von Neukantianern
geschriebenen Besprechungen höchst unfreundlich ausfielen. 1897 der große erste
Band der ausführlichen Darstellung seines ganzen Systems „Metaphysik als Lehre
vom Vorbewußten", 440 Seiten. 1902 der zweite Band, die „Lehre vom Leben",
516 Seiten. 1908 der dritte Band, die „Neue Denklehre", 167 Seiten. - Damit
hatte Bilharz sein System geschlossen und ausführlich publiziert.

Kleinere Bücher sind: 1904 „Mit Kant über Kant hinaus", 60 Seiten, ein
höchst bissiger Nachtrag zum Kantjubiläum. 1910 „Descartes, Hume, Kant", 78
Seiten, eine kritische Studie zur Philosophiegeschichte. 1912 „Philosophie als Universalwissenschaft
", 134 Seiten.

Insgesamt sind das also allein in selbständigen philosophischen Büchern über
2000 Seiten. Eine kleine Sammlung philosophisch-mathematischer Aufsätze, „En-
antiologica", von Bilharz mit einer Einleitung versehen, findet sich ungedruckt im
Nachlaß. Hinzu kommen kürzere Aufsätze in Zeitschriften und Zeitungen, meist
zur Erläuterung seines philosophischen Standpunktes, aber auch zu dazumal aktuellen
Fragen. Seine letzte größere Publikation ist seine achtzehnseitige Selbstdar-

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