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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0215
Besprechungen

Vereine und Parteien in Württemberg zwischen 1848 und 1871

Wolfgang Schmierer: Von der Arbeiterbildung zur Arbeiterpolitik. Die Anfänge der Arbeiterbewegung
in Württemberg 1862/63 - 1878. Hannover: Verlag für Literatur und
Zeitgeschehen 1970. 309 S. (Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Friedrich-
Ebert-Stiftung.)

Werner Boldt: Die württembergischen Volksvereine von 1848 bis 1852. Stuttgart: Kohlhammer
1970. XIII, 274 S. (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche
Landeskunde in Baden-Württemberg. Reihe B. 59.)

Gerlinde Runge: Die Volkspartei in Württemberg von 1864 bis 1871. Die Erben der 48er
Revolution im Kampf gegen die preußisch-kleindeutsche Lösung der nationalen Frage.
Stuttgart: Kohlhammer 1970. XIV, 186 S. (Ebda. 62.)

Dieter Langewiesche: Liberalismus und Demokratie in Württemberg zwischen Revolution
und Reichsgründung. Düsseldorf: Droste 1974. 494 S. (Beiträge zur Geschichte des
Parlamentarismus und der politischen Parteien. 52.)

Joachim Rücken: August Ludwig Reyschers Leben und Rechtstheorie. 1802-1880. Berlin
: Schweitzer 1974. LXVI, 413 S. (Münchener Universitätsschriften. Jur.Fak. Abhandlungen
zur rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung. 13.)

In den letzten Jahren ist eine Reihe von Arbeiten erschienen, die sich mit der inneren
Entwicklung Württembergs in den Jahren zwischen 1848 und 1870/71 beschäftigen. In
diesen Jahren zwischen Revolution und Reichsgründung gab es - wenigstens bis zum
Verfassungskonflikt in Preußen - in der inneren Politik keine spektakulären Ereignisse.
Daher haben sich die Historiker auch relativ wenig mit ihnen befaßt. Und doch sind es
oft genug die ruhigen oder scheinbar ruhigen Jahre, in denen sich neue Entwicklungen anbahnen
. So setzte für Württemberg in den fünfziger Jahren jener „take off", eine zunehmende
Beschleunigung der Industrialisierung ein, die enorme Auswirkungen auf das politische
und gesellschaftliche Leben haben sollte. Auch die nationale Frage, die 1848 keine
Lösung gefunden hatte, war allenfalls zurückgedrängt. Schon 1859, anläßlich der Ereignisse
in Italien, lebte sie neu auf mit ebenfalls erheblichen Rückwirkungen auf die Parteien
im Land. Auch diese, die in den Revolutionsjahren erste griffige Konturen gewonnen
hatten, sich dann unter der schweren Hand der Reaktion zurückziehen mußten, lebten
weiter und betraten dann schon Anfang der 60er Jahre in erstaunlicher Lebendigkeit wieder
die politische Bühne. Und eben diese Parteien oder besser parteiähnliche Gruppierungen
, Vereine, Organisationen haben nun die ihnen gebührende Aufmerksamkeit gefunden.
So befaßt sich, um mit der zunächst unscheinbarsten Gruppe zu beginnen, Wolfgang
Schmierer mit der Arbeiterbewegung.

Der Verfasser setzt mit den Jahren 1862/63 ein, einem Datum, das sich immer deutlicher
als der eigentliche Beginn der Arbeiterbewegung herauskristallisiert. Schmierer kann
aber auch nachweisen, daß personell wie sachlich die Tradition der „Arbeiterverbrüderung
" aus den Revolutionsjahren weiterlebte, personell in den Persönlichkeiten, die die
Bewegung wieder in Gang brachten, sachlich in der Anknüpfung an bestimmte Organisationsformen
, insbesondere aber in einer Programmatik, die Schmierer mit Arbeiterbildung
gut trifft, also durch eine bessere Bildung und Ausbildung Hebung der sozialen Stellung
des Arbeiters und auf diese Weise seine Integration in die bestehende bürgerliche Ordnung
, deutlicher Hinweis auch darauf, daß die „Arbeiterbildungsvereine" mehr eine Sache
von Handwerkern und Gesellen als von Arbeitern oder gar Proletariern waren und nicht
selten von Bürgerlichen bis hin zu Fabrikanten gegründet und geleitet wurden. Es war zudem
eine Programmatik, die politische Abstinenz und parteipolitische Neutralität verlangte
, eine Haltung, die dann angesichts der zunehmenden Politisierung in den 60er Jahren
nicht durchzuhalten war. So wurden die Vereine hineingezogen in die wachsenden Spannungen
zwischen Liberalen und Demokraten, spalteten sich darob, wobei sich der größere
Teil den Demokraten anschloß. Dieser Option und den wechselseitigen Beziehungen wid-

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