Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
13(100).1977
Seite: 108
(PDF, 41 MB)
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Bradler

die Mehrheit des Oberamts Sigmaringen sich gegebenenfalls für Württemberg einsetzen
würde. Nur die Gegend um Wald und Hohenfels könnte eine Mehrheit für
Baden ergeben. Dabei bleibt außer Betracht, welche abändernde Wirkungen eine
rege Agitation, vor allem aber die Zusicherungen der Nachbarstaaten erzielen
würden ...

Welche Lösung hält der Unterzeichnete persönlich für die richtige?

Bei der Beantwortung scheiden für mich allgemein politische Erwägungen aus,
ich habe dabei lediglich das Wohl des Hohenzollernlandes, in dem ich seit nahezu
30 Jahren als Richter, Abgeordneter, Vorsitzender des Landesausschusses wirkte,
und jetzt als Regierungspräsident tätig bin, im Auge.

Nach meinen Ausführungen über die Lage und die wirtschaftlichen Verhältnisse
des Landes und die Schwierigkeiten einer Selbstverwaltung, sowie im Hinblick
auf die Entwicklung, die durch den Sturz der Monarchie und die Folgen des
Krieges, Preußen genommen hat, halte ich das dauernde Verbleiben Hohenzol-
lerns beim Mutterland als ausgeschlossen, als fortschrittshemmend und finanziell
schwer haltbar.

Tritt man aber dieser Ansicht bei, so ist kein Anlaß vorhanden, die Loslösung
Hohenzollerns von Preußen aus dem Auge zu lassen. Eine Zurückstellung der Frage
könnte den großen Nachteil haben, daß durch überstürzende Ereignisse die
staatsrechtliche Lösung in aller Eile herbeigeführt würde, und dann Hohenzollern
der Garantien mehr oder weniger verlustig ginge, die ihm nach den geschilderten
Verhältnissen für den Fall seiner Lostrennung unbedingt zugesichert werden müssen
.

Unstreitig die beste Lösung der Hohenzollernschen Frage wäre die Bildung
eines Großschwabens. Dem Anschluß an dieses könnte sich Hohenzollern nicht
entziehen, es würde denselben auch mit ganz überwiegender Mehrheit beschließen.
Ist die Errichtung Großschwabens, wenn auch erst in einigen Jahren, in begründeter
Aussicht, dann wäre meines Erachtens auf diese Zeit die Hohenzollernsche
Frage zurückzustellen, ungeachtet der Schwierigkeiten, die die dann wohl alsbald
in Angriff zu nehmende Änderung der Hohenzollernschen Amts- und Landesund
der Gemeindeordnung bereiten würde. Denn für diese Zurückstellung würde
sprechen, daß die Abstimmung, die ich im Einklang mit der gesamten Bevölkerung
bei der Entscheidung über den Anschluß an einen Nachbarstaat verlange,
jetzt sehr zweifelhaft wäre und die größte Beunruhigung in das Land hineintragen
würde, und daß bei einem solchen Anschluß Einrichtungen nötig wären, die nach
der Bildung Großschwabens wieder aufgehoben oder abgeändert werden müßten

Sollte aber die Errichtung Großschwabens in weiter Ferne liegen, so möchte
ich, ohne Verkennung der für Baden herrschenden Sympathien, vor allem auf
Grund der geschilderten wirtschaftlichen Verhältnisse den Anschluß an Württemberg
befürworten, unter der Voraussetzung, daß sich eine Dreifünftel-Mehrheit der
Bevölkerung dafür ausspricht und unter der Bedingung, daß Hohenzollern die
Garantien gegeben werden und die Wohltaten erhalten bleiben, die ich oben geschildert
habe.

Dabei gebe ich anheim, ob der Walder und Hohenfelser Gegend, unter Umständen
auch dem ganzen Oberamt Sigmaringen die Frage des Anschlusses an Baden
oder Württemberg - neben der Trennung von Preußen - zur Entscheidung
vorgelegt wird.

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