Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
13(100).1977
Seite: 110
(PDF, 41 MB)
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Bradler

um eine Aufteilung der Hohenzollernschen Lande, indem die südlichen Landesteile
mit Sigmaringen einschließlich dessen nordwärts der Donau gelegenen Stadtgemarkung
dem Freistaat Baden zugeschlagen werden sollten. Die badische Regierung
stellte ihrem Gesandten Dr. Nieser in Berlin als geopolitischen Experten den
Mannheimer Professor Endres zur Seite, der als kooptiertes Mitglied an den Beratungen
der „Hohenzollern-Kommission" teilnahm. Professor Endres, dessen Frau
aus dem Oberamt Sigmaringen stammte, nahm nach dem 29. November 1920 sogar
in Sigmaringen persönlichen Kontakt zu Regierungspräsident Beizer auf45.
Die badische Staatsregierung versprach sich davon und von der Tatsache, daß Beizer
einer Baden-Badener Familie angehörte, gewisse Vorteile für ihre Arrondie-
rungsabsichten. Es war auch die badische Regierung, die Beizer als sachverständigen
Gutachter für die Hohenzollern-Kommission besonders befürwortete. Professor
Endres berichtete am 11.12. 1920 im badischen Staatsministerium über seine
persönlichen Verhandlungen mit Beizer. Er faßte seine Erfahrungen in 7 Punkten
zusammen, die für Baden aussichtsreich erscheinen:

„1. Die Lösung der Frage der Hohenzollernschen Lande ist unabhängig von der
Vereinigung mit Württemberg oder Baden.

2. Die Lösung drängt wegen der jetzt notwendigen Neuorganisation von Ho-
henzollern und wegen der allenfalls damit verknüpften Konsolidierung dieses
Ländchens im preußischen Verbände.

3. Hohenzollern eignet sich nicht zu einem selbständigen Gebiete auf Grund eines
etwaigen preußischen Autonomiegesetzes wegen der Kleinheit des Landes, der
sozialen Struktur desselben und der wirtschaftlichen Abhängigkeit von Nachbarländern
.

4. Dagegen ist es eben deswegen reif für eine Eingliederung in die umgebenden
Nachbarstaaten.

5. Der Norden mit den Oberämtern Hechingen, Haiger loch und Gammertingen
neigt zu Württemberg, vom Süden der Südwesten zu Baden, dagegen der Südosten
(Ostrach) zu Württemberg.

6. Die Mitte, der Kern mit Sigmaringen und Krauchenwies, neigt wohl zu Baden,
will sich aber vielleicht nicht vom Norden trennen wegen des Gefühls alter

Protokollband Sp. 2475, 2483-2490) die Bildung eines Landes Großsüdwestdeutschland
unter Einbeziehung Südhessens. Der zeitweilige badische Kultusminister
(1922-1925), Staatspräsident (1924/25), Kandidat für das Amt des Reichspräsidenten
(1925), Nervenfacharzt und Ordinarius Willy Hellpach (1877-1955) setzte sich
als gebürtiger preußischer Schlesier ebenfalls für die Vereinigung der südwestdeutschen
Länder ein. (Vgl. Willy Hellpach, Wirken in Wirren. Lebenserinnerungen. Eine Rechenschaft
über Wert und Glück, Schuld und Sturz meiner Generation. 2 Bde. 1948/49. -
Ders., Der deutsche Charakter, 1954, S. 70 ff. über „Deutschlands staatsterritoriale Zerstückelung
". - H. L. Zollner, Der ,Nervendoktor' als Kultusminister. In: Beiträge zur
Landeskunde, Beilage zum Staatsanzeiger für Baden-Württemberg 1 (1977) 13-15). -
Der badische Innenminister (1919-1928) und Staatspräsident (1923 und 1928) Adam
Remmele (1877-1951) trat dagegen stärker für die Wahrung der Rechte des Freistaates
Baden ein, wie die Protokolle des badischen Staatsministeriums und auch eine
einschlägigen Publikationen zeigen (Gegen den Einheitsstaat. Süddeutsche Monatshefte
4/1928; Vorschläge für die Reichs- und Länderreform, 1929).
45 Vgl. oben Anm. 42 und 43.

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