Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
13(100).1977
Seite: 121
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1977/0123
Hausgeschichte der Grafen von Zimmern

den Standesgenossen, zumal von den Zollern und Fürstenberg, nicht für ganz voll
genommen zu werden. Da mußten alle Schritte bedacht, mußten förderliche Eheverbindungen
eingegangen, mußte auf Repräsentation - bei gleichzeitiger äußerster
Sparsamkeit - geachtet werden. Es werden Ungereimtheiten in der Haltung
der häuslichen Akteure sichtbar, voll verständlich wohl nur dem, der sich lange
mit Zimmern und Zimmerischer Chronik beschäftigt hat: Johann Werner, der Vater
des Chronisten, war und blieb ein Leichtfuß, dem das Heute wichtiger war als
das Gestern und Morgen; der eine der beiden Onkel, Wilhelm Werner, für den
Neffen ein Vorbild, hielt es mit der Würde des kaiserlichen Kammerrichters und
Gelehrten; der Erbonkel, Gottfried Werner, sott, wie es in der Chronik heißt: aus
Geiz und Langeweile, die alten Familienurkunden auf Burg Wildenstein zu Leim,
vielleicht auch um familiäre Schmach und eigenen Verdruß zu tilgen, der Neffe
aber, unser Chronist Froben Christoph, der einen den Wernhern aus dem Hause
Zimmern so fremden, aus der helfensteinischen Verwandtschaft stammenden Namen
trug, verzehrte sich vor Ärger über die Schrullen des Leimsieders und suchte,
was dabei verloren gegangen war, durch fleißiges Copieren und Rekonstruieren
wieder zu ersetzen. Dabei ging er, um den Splendor familiae zu erhöhen, immerhin
ganz in zeitgenössischem Sinne, über das urkundlich Belegbare - zum Schrek-
ken späterer Historiker - hinaus, indem er genealogisch fabulierte: die Zimmern
wurden, wenn man sie schon nicht zu Nachfahren altrömischen Senatsadels machen
konnte, wenigstens zu solchen der Rom überlaufenden germanischen Zim-
bern und Teutonen; und wenn man mit den jüngsten Vorfahren, zumal mit dem
eigenen Vater, nach des introvertierten und reichlich pedantischen Sprößlings
Meinung keinen sonderlichen Staat machen konnte, mußte man die hoffährtig-
hochfahrenden Altgrafen tüchtig herab- und ins Lächerliche versetzen. Und all
dies, um den potentiellen Lesern der unvollendet gebliebenen Chronik, den eigenen
Kindern und Enkeln nämlich, mit Schwank und Kurzweil versetzte Kunde
von dem zu geben, was einem Haus nottut, wenn man es erhalten will: Sparsamkeit
, Sorgfalt in eigenen Angelegenheiten und den eher engen Verhältnissen angepaßte
Selbstachtung.

Dabei hielt es der Chronist für nötig, die eigene Person, obwohl zu großen
Teilen Gegenstand der Erzählungen, in Abstand vom Leser zu bringen. Von sich
selbst redet er, wobei ihm allerdings gelegentlich ein Lapsus passiert, durchwegs in
der dritten Person. Das ist ihm so gut gelungen, daß - nach Wiederentdeckung
und Publikation der Chronik im 19. Jahrhundert - Generationen von Historikern
, mit ihnen übrigens auch Ihr heutiger Redner, nicht ihn, sondern den Onkel
Wilhelm Werner und den Sekretär Müller für den Verfasser hielten. Die leider
unveröffentlicht gebliebene Freiburger Dissertation von Hans Baumgart und lange
danach der vorhin genannte Zürcher Historiker Jenny rissen schließlich den
Schleier entzwei: Verfasser der Chronik ist eben Froben Christoph und kein anderer
, auch wenn Froben sich in anerkennenswertem Umfang der literarischen Hilfe
Auswärtiger bedient. Nur ein Zeitgenosse hat es mit seinen Vexierkünsten noch
weiter getrieben: jener Meister von Meßkirch, auch einer, der in zimmerischen
Diensten stand; er hat sich bis heute der eindeutigen Personifizierung entzogen.

Die Herrschaft Meßkirch, die um 1350 durch Heirat an die Zimmern kam,
weist eigenartige, alte und doch zugleich sich wandelnde Strukturen auf. Die ältesten
Zeugnisse berichten, daß das Gebiet um Meßkirch in der Goldineshuntare lag
- in einer jener Huntaren, die neben Gauen und Baaren die altalemannische Ge-

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