Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
13(100).1977
Seite: 124
(PDF, 41 MB)
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Bader

nahmen, weit beliebter als jene; „ein gueter Gsell", wie man um die Jahrtausendmitte
sagte, über den die zimmerische Hausgeschichte kein Wort verlieren würde,
wäre er nicht der Vater eines in jeder Beziehung ungleichen Sohnes, der genau das
fertig brachte, wozu der Vater von Natur aus unfähig war: Hausgut zu achten,
zu verwalten und zu vermehren.

Damit ist dann aber über den einzigen für unseren heutigen Bericht wichtigen
Vertreter der zweiten Spätgeneration der Zimmern - zwei in den geistlichen Stand
tretende Brüder können hier außer Betracht bleiben - das Wesentliche schon gesagt
: wir kennen Froben Christoph bereits als unter dem strengen Onkel im engen
Meßkircher Haus leidenden jungen Mann, der als subalterner Schreiber und Bote
verwendet wird; einen Mann, dem Ritter- und Soldaten tum um so weniger lag, als
er dieses beim eigenen Vater verachtete; einen „Ritter", der zur eigenen und des
adligen Hauses Schande nie richtig reiten lernt (und sich selbst darüber lustig
macht), dem auch, durchaus folgerichtig, die wenigen militärischen Attaquen, welche
ihm von außen aufgedrungen werden, gründlich mißlingen. Er sieht sich selbst
ganz als Bewahrer, als Erbe des ungeliebten und doch als guter Haushalter verehrten
Onkels Gottfried; er wird ein trefflicher Gutsverwalter, dem es sogar gelingt
, das ja doch ziemlich schmal gewordene Hausgut zu mehren. Froben Christoph
, Herr zu Meßkirch und auf Wildenstein, Inhaber der gegraften Herrschaft
Meßkirch mit dem ein knappes Dutzend umfassenden Dörfern und Dependenzor-
ten, ist in erster Linie sein eigener Amtmann. Auf Kavalierstouren durch halb
Europa gekommen, hoch gebildet nach Maßstäben der Zeit, aber kein Gelehrtentyp
wie der Onkel Wilhelm Werner, gerät bei ihm alles ins rechte Maß. Die Adoption
durch den Erbonkel Gottfried Werner zwingt ihm durch Jahrzehnte hindurch
schwerste Verzichte auf; selbst sein Familienglück leidet darunter - abgesehen
davon, daß aus der an sich guten Ehe mit Kunigunde Gräfin von Eberstein nur ein
Sohn hervorging, wogegen acht Töchter für ein junggräfliches Haus, dem Denken
der Zeit nach, auf die genealogische Verlustliste gesetzt wurden. Unter Froben
Christoph klingen die Dauerfehden mit den Nachbarn, auch mit den Zollern, ab;
großen Risiken geht er aus dem Weg. Um adlige Reputation bemüht, verzichtet er
auf waghalsige Unternehmungen; dafür legt er maßgeblich Grund für den Schloßbau
in Meßkirch, der nun wirklich aus der Enge des verwinkelten alten Zimmern-
Baues herausführt. Hierfür hatte er gute Meister gefunden; was der auch in dieser
Hinsicht sparsame Bauherr sonst in eigener Regie zu bauen unternahm, mißlang
- den Nachbarn und ihm selbst zum Gespött. Es gehört zur eigenartigen und
letztlich undurchsichtigen Natur Froben Christophs, daß er in der fast ausschweifend
weitschichtigen Chronik, die doch Spiegelbild für die Familie sein sollte,
über alles und jedes, fremde und eigene Torheiten, berichtet, selbst aber, nicht nur
als Autor sich verbergend, bewußt oder unbewußt im Zwielicht verbleibt.

Der einzige Sohn, Wilhelm Graf von Zimmern (1549-1594), mit dem wir die
letzte Zimmern-Generation erreichen, hat bisher in der landesgeschichtlichen Forschung
wenig Beachtung gefunden. Dafür gibt es zwei Gründe: einmal steht Wilhelm
als Person schon weithin außerhalb der unvollendet gebliebenen väterlichen
Chronik; sodann ist das Quellenmaterial, das uns aus Urkunden und Akten über
seine Herrschaftszeit Aufschluß geben kann, bisher wenig erschlossen. Nach den
in das Fürstenberg-Archiv gelangten Zeugnissen kann im Stil vorläufiger Zusammenfassung
berichtet werden: Im nun groß ausgebauten und gut ausgestatteten
Meßkircher Schloß wächst ein junger Herr heran, der von Sparsamkeit des Groß-

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