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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0014
Kuhn-Rehfus

STELLUNG DER JUDEN IM MITTELALTERLICHEN STAATSGEFÜGE

Von ihrem ersten Auftreten an nahmen die Juden eine Sonderstellung ein. Sie
standen im Gegensatz zu ihren Wirtsvölkern, die sie verachteten und haßten,
wurden ausgebeutet und unterdrückt. Dies läßt sich in allen europäischen Ländern
verfolgen.

/. Religiöse Stellung

Der mittelalterliche Staat war ein christlicher Staat. Seine ganze Verfassung
beruhte auf der Religion. Christentum und Judentum aber standen sich als zugleich
verwandte und unversöhnliche Gegner gegenüber.

Das Festhalten an ihren religiösen Formen und Gesetzen und die ausgeprägte
Treue zur eigenen Kultur brachten die Juden in immer schärferen Gegensatz zur
christlichen Welt. Die talmudischen Gesetzeslehrer betrachteten es als ihre Hauptaufgabe
, die Juden vor dem Aufgesogenwerden durch ihre Wirtsvölker zu bewahren
.

Die im frühen Mittelalter sich alleine in der religiösen Sphäre abspielende Auseinandersetzung
verband sich mit politischen, sozialen und wirtschaftlichen
Faktoren.

Zur entscheidenden Zäsur in dieser Auseinandersetzung wurden die Kreuzzüge.

Für die Nichtjuden war das Judentum bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts
durch die Religion bestimmt. Völkische und vor allem rassische Abgrenzungsdefinitionen
kamen erst im 19. Jahrhundert auf. Deshalb vermischten sich die
getauften Juden auch verhältnismäßig leicht mit ihrer christlichen Umwelt, wenngleich
das den Getauften von Christen entgegengebrachte Mißtrauen nicht unterschätzt
werden darf. Gehässige Sprichwörter, wie der Jude könne von seiner Art
nicht lassen, selbst wenn er Christ geworden sei, legen dafür Zeugnis ab2.

2. Wirtschaftliche Stellung

Nach der Theorie Toynbees vollzogen sich die Beziehungen der Juden zu den
Bewohnern Westeuropas in drei Phasen:

a) Im frühen Mittelalter waren die Juden für die Europäer notwendig, weil sie
Träger des internationalen Warenhandels waren.

b) Im Hoch- und Spätmittelalter brachten die Christen mit Gewalt die wirtschaftliche
Stellung der Juden an sich.

c) Zur Zeit der Emanzipation im 18. und 19. Jahrhundert war die christliche
Bevölkerung so sehr mit dem Wirtschaftsleben verbunden, daß sie die Konkurrenz
der Juden nicht mehr fürchtete.

In allen Stadien mußten die Juden neue Berufe für sich finden, nachdem die
Wirtsvölker ihre frühere Hauptbeschäftigung an sich gezogen hatten.

2 Monumenta Judaica. 2000 Jahre Geschichte und Kultur der Juden am Rhein. Ausstellung
im Kölnischen Stadtmuseum. Handbuch und Katalog. 2. Aufl. 1964, Handbuch
S. 161-171, S. 209, S. 316, S. 327 ff.

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