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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0017
Juden in Hohenzollern

Mit der Vergabe des Judenregals an die Landesherren differenzierte sich die
Lage der Juden immer stärker, so daß sich danach die Rechtsverhältnisse nicht
mehr verallgemeinern lassen.

Zunächst war jeder Landesherr darauf bedacht, die Juden als Finanzquelle zu
besitzen und sie nicht in andere Gebiete abwandern zu lassen.

Aber auch von Seiten der Kaiser gab es immer wieder Versuche, die Juden wie
zuvor ans Reich zu binden und eine einheitliche Judengesetzgebung zu schaffen.
Die Versuche endeten jedoch letztlich stets nur in Sonderabgaben, die immer
wieder von den Juden erhoben wurden.

4. Soziale Stellung

Juden waren in den Städten vor allem des Rheinlandes gelegentlich vollgültige
Bürger, wenn auch nur auf Zeit. Ihr Bürgerrecht stimmte mit dem der Christen
weitgehend überein4. In der Regel aber waren sie keine Bürger im vollen Rechtssinn
, sondern nur Beisassen, die aber, im Gegensatz zu fremden Juden, Anspruch
auf Schutz und Schirm der Stadt, auf den Stadtfrieden und auf Wohnrecht hatten.

Von der Wehrpflicht waren sie üblicherweise befreit, oder sie hatten sich losgekauft
. Zur Mithilfe im Verteidigungsfall waren sie jedoch verpflichtet und
bereit. Daher sind auch Bezeichnungen wie Judentor und Judenturm bei alten
Stadtbefestigungen als die Abschnitte zu verstehen, die von den Juden verteidigt
werden mußten.

Eigene Sprache und eigener Kalender unterstrichen die Sonderstellung der
Juden. Hebräisch wurde im Gottesdienst, in der Literatur und in ihrer Korrespondenz
als Hochsprache verwendet, die jeweilige Landessprache im Verkehr mit der
christlichen Umwelt. Altjiddisch, die Vorstufe des heute noch von Juden aus Osteuropa
gesprochenen Jiddisch, entwickelte sich im Mittelalter aus den örtlichen
deutschen Dialekten der Rhein- und Donaugegend, vermischt mit zahlreichen
hebräischen Wörtern. Seit dem 14. Jahrhundert liegen schriftliche Dokumente in
dieser Sprache, die als besonderer deutschsprachiger Dialekt anzusehen ist, vor.
Von den vertriebenen Juden nach Osteuropa mitgebracht, wurde das Altjiddisch
zur Sprache aller askenasischen Juden, die es selbst als Deutsch bezeichneten. Es
diente als Umgangssprache und als Sprache der volkstümlichen Literatur.4a

Früh sind jüdische Schulen nachweisbar, in denen neben Kenntnissen der Bibel
und des Talmuds auch Mathematik gelehrt wurde, weil sie für Handels- und Geldgeschäfte
unentbehrlich war.

Hohes Ansehen genossen die Juden als Ärzte, die auch von Christen geschätzt
wurden. Trotzdem ließen die Landesordnungen bis ins 18. Jahrhundert hinein die
Juden nur mit Einschränkungen zur Behandlung von Christen zu.

4 Ebenda, S. 83-84.
4" Ebenda, S. 692-693.

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